Paperback, 156 pages
German language
Published 1971 by Rowohlt Verlag.
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Published 1971 by Rowohlt Verlag.
Priester im Gefängnis! Man denkt an Brasilien und Kolumbien, man vermutet sie in Spanien oder Rhodesien. Aber auch in den Vereinigten Staaten ist das christliche Gewissen in militante Aktion umgeschlagen. Gegen die katholischen Priester Philip und Daniel Berrigan wurde Anklage erhoben. Sie hattem aus Protest gegen den amerikanischen Krieg in Vietnam öffentlich Einberufungsbefehle mit Napalm verbrannt.
Philip Berrigan war der erste US-Priester, der wegen eines politischen Verbrechens ins Gefängnis ging. Wenig später folgte sein Bruder Daniel, Lyriker, Jesuit, ebenfalls Priester. Die Anklage lautete auf „Zerstörung von Staatseigentum“ oder, wie die Berrigans es formulierten, „Verbrennung von Papier statt Kindern“. Während Philip im Gefängnis sein Tagebuch verfaßte, appellierte Daniel, der sich vier Monate im Untergrund versteckt halten konnte, in öffentlichen Briefen an das Gewissen der Christen in den USA.
In den hier zum erstenmal in Deutschland vorgelegten Schriften wird der Weg deutlich, den die Berrigans von der Arbeit in den Ghettos bis …
Priester im Gefängnis! Man denkt an Brasilien und Kolumbien, man vermutet sie in Spanien oder Rhodesien. Aber auch in den Vereinigten Staaten ist das christliche Gewissen in militante Aktion umgeschlagen. Gegen die katholischen Priester Philip und Daniel Berrigan wurde Anklage erhoben. Sie hattem aus Protest gegen den amerikanischen Krieg in Vietnam öffentlich Einberufungsbefehle mit Napalm verbrannt.
Philip Berrigan war der erste US-Priester, der wegen eines politischen Verbrechens ins Gefängnis ging. Wenig später folgte sein Bruder Daniel, Lyriker, Jesuit, ebenfalls Priester. Die Anklage lautete auf „Zerstörung von Staatseigentum“ oder, wie die Berrigans es formulierten, „Verbrennung von Papier statt Kindern“. Während Philip im Gefängnis sein Tagebuch verfaßte, appellierte Daniel, der sich vier Monate im Untergrund versteckt halten konnte, in öffentlichen Briefen an das Gewissen der Christen in den USA.
In den hier zum erstenmal in Deutschland vorgelegten Schriften wird der Weg deutlich, den die Berrigans von der Arbeit in den Ghettos bis zu ihrer radikalen Stellung gegen die Gesellschaft zurückgelegt haben. Der Priester Philip Berrigan lernte, daß das Elend der unabhängig gehaltenen Massen in den Ghettos und der unsinnige Krieg in Vietnam zwei Seiten zwei Seiten ein und derselben Münze sind. Bürgerlicher Ungehorsam wurde bei ihm zur höchsten Christenpflicht. Als gläubiger Christ mußte er nun nach dieser Überzeugung leben. In einem Gesellschaftssystem, das Eigentum mehr als Menschenleben schützt, kann der radikale Christ den hohl klingenden Phrasen vom Rechtsstaat nur die Überzeugung von der radikalen Demokratie entgegensetzen.
Der Angriff der Brüder Berrigan zielt nicht nur gegen die USA. Sie berufen sich auf deutsche Vorbilder, auf christliche Wiserstandkämpfer im Dritten Reich wie Niemöller, wie Bonhoeffer. Zugleich erinnern sie an die Nürnberger Prozesse, deren Geist die Berrigans auf alle gegenwärtigen und künftigen Kriegsverbrechen angewendet wissen wollen. Die Berrigans fordern die Christen – nicht nur in den USA – zur Solidarisierung und zum Handeln heraus. Sie diskutieren die Methoden militanter Gewaltlosigkeit, den Einsatz von Phantasie gegen die etablierte Macht. Wie sehr diese Macht den Aufstand der religiösen Phantasie offensichtlich zu fürchten scheint, verraten die grotesken Anklagen, die FBI-Direktor Hoover gegen die Brüder erhoben hat.
Der Jesuitenpater Reinhold Iblacker, der bei den Dreharbeiten zu seinem Film „Cry Pax“ die Brüder Berrigan kennenlernte, nimmt in seinem Vorwort zu der aktuellen Zuspitzung der Priesterjagd in den USA Stellung.