Paperback, 128 pages
German language
Published 2020 by Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt.
Entstehung, Bedeutung und Wirkungsgeschichte des mittelalterlichen Reliefs der sogenannten „Judensau“ an der Stadtkirche Wittenberg Kleine Hefte zur Denkmalpflege, #15
Paperback, 128 pages
German language
Published 2020 by Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt.
Ein Sandsteinrelief an der Chorfassade der Wittenberger Stadtkirche, um 1290 wohl von einem Bildhauer der Meißner Dombauhütte als Teil eines umfangreichen gotischen Skulpturenzyklus geschaffen, zeigt Juden zusammen mit einer Sau – ein Bildmotiv, das vom 13. bis 15. Jahrhundert in weiten Teilen Europas verbreitet war. Seit der Uminterpretation durch Martin Luther 1543 und der Neuinszenierung am Kirchenbau 1570 gilt das Relief als Sinnbild spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Antijudaismus. Anlässlich des 50. Jahrestages der »Reichspogromnacht« 1988 bezog die Kirchgemeinde es in eine Gedenkanlage ein. Im Umfeld des 500. Reformationsjubiläums 2017 fand es weltweite Aufmerksamkeit und wurde zum Musterbeispiel für den Umgang mit Zeugnissen historischer Diskriminierung.
Acht renommierte Fachwissenschaftler setzen sich in dem Sammelband mit der Entstehungs- und Wirkungsgeschichte des Bildwerks sowie mit Luthers wechselndem Verhältnis zum Judentum auseinander, beleuchten juristische und kulturelle Aspekte des Umgangs mit Denkmalen, deren öffentliche Wahrnehmung dem Wandel unterliegt, und den Blick der heutigen Mehrheitsgesellschaft auf Angehörige jüdischer Gemeinden, bestimmen …
Ein Sandsteinrelief an der Chorfassade der Wittenberger Stadtkirche, um 1290 wohl von einem Bildhauer der Meißner Dombauhütte als Teil eines umfangreichen gotischen Skulpturenzyklus geschaffen, zeigt Juden zusammen mit einer Sau – ein Bildmotiv, das vom 13. bis 15. Jahrhundert in weiten Teilen Europas verbreitet war. Seit der Uminterpretation durch Martin Luther 1543 und der Neuinszenierung am Kirchenbau 1570 gilt das Relief als Sinnbild spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Antijudaismus. Anlässlich des 50. Jahrestages der »Reichspogromnacht« 1988 bezog die Kirchgemeinde es in eine Gedenkanlage ein. Im Umfeld des 500. Reformationsjubiläums 2017 fand es weltweite Aufmerksamkeit und wurde zum Musterbeispiel für den Umgang mit Zeugnissen historischer Diskriminierung.
Acht renommierte Fachwissenschaftler setzen sich in dem Sammelband mit der Entstehungs- und Wirkungsgeschichte des Bildwerks sowie mit Luthers wechselndem Verhältnis zum Judentum auseinander, beleuchten juristische und kulturelle Aspekte des Umgangs mit Denkmalen, deren öffentliche Wahrnehmung dem Wandel unterliegt, und den Blick der heutigen Mehrheitsgesellschaft auf Angehörige jüdischer Gemeinden, bestimmen die Bedeutung des Wittenberger Reliefs für das allgemeine Gedächtnis und dokumentieren die Restaurierung der Skulptur im Jahr 2012.