Kathrin Passig reviewed 3096 Tage by Natascha Kampusch
Review of '3096 Tage' on 'Goodreads'
4 stars
Wegen eines Twitterkommentars zum Thema Stockholm-Syndrom gelesen (hier, lohnt sich: twitter.com/sezmohammed/status/1252500993972948992 ). Ich hatte mir nur wegen des Genres nichts davon erwartet, das war ein Fehler. Vor zwanzig Jahren oder so habe ich im Zuge der True-Crime-Lektüre einige solche Bücher gelesen, und das war entweder, wenn von Dritten berichtet, voyeuristische, fast anleitungsartige Gewaltpornografie oder es waren Texte von Leuten, denen etwas Berichtenswertes zugestoßen ist, die darüber aber entweder keine mitteilenswerten Gedanken haben oder diese Gedanken nicht mitteilen können. (Generell ein Problem bei Büchern über Extremsituationen, z.B. auch Krieg.) Hier ist das anders.
Nebenbei finde ich es strategisch sehr klug (auch wenn es vermutlich gar nicht strategisch gemeint ist), den Täter durchgehend als bemitleidenswerte Gestalt und nicht als Monster zu beschreiben, wie es viele solche Bücher tun. Denn es gibt ganz sicher Leute, die solche Bücher als Anleitung lesen (und nicht wenige von den Büchern sind, wie gesagt, auch gleich so …
Wegen eines Twitterkommentars zum Thema Stockholm-Syndrom gelesen (hier, lohnt sich: twitter.com/sezmohammed/status/1252500993972948992 ). Ich hatte mir nur wegen des Genres nichts davon erwartet, das war ein Fehler. Vor zwanzig Jahren oder so habe ich im Zuge der True-Crime-Lektüre einige solche Bücher gelesen, und das war entweder, wenn von Dritten berichtet, voyeuristische, fast anleitungsartige Gewaltpornografie oder es waren Texte von Leuten, denen etwas Berichtenswertes zugestoßen ist, die darüber aber entweder keine mitteilenswerten Gedanken haben oder diese Gedanken nicht mitteilen können. (Generell ein Problem bei Büchern über Extremsituationen, z.B. auch Krieg.) Hier ist das anders.
Nebenbei finde ich es strategisch sehr klug (auch wenn es vermutlich gar nicht strategisch gemeint ist), den Täter durchgehend als bemitleidenswerte Gestalt und nicht als Monster zu beschreiben, wie es viele solche Bücher tun. Denn es gibt ganz sicher Leute, die solche Bücher als Anleitung lesen (und nicht wenige von den Büchern sind, wie gesagt, auch gleich so geschrieben), und die sich in der Vorstellung gefallen, selbst das Monster zu sein. Dieses Buch liefert kein attraktives Identifikationsangebot für Täter.