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David Gerrold: The Martian Child (Paperback, 2007, Tor Books) 2 stars

A Novel About A Single Father Adopting A Son

Unbefriedigend flach

2 stars

AmLesen

Ich habe mich erst über das Thema an sich gefreut. Dass ein Single-nicht-hetero-Adoptivvater über seinen Weg mit seinem angeblich so schwer erträglichen oder schwer erziehbaren oder schwer traumatisierten jedenfalls auch noch schwer ADHSigen Kind schreibt – und dabei ganz klar Position für das Kind bezieht. Also, das macht er in dem Buch auch. Und diesen Teil finde ich auch gut, daher zwo Sterne. Auf einer 10-Sterne-Skala wären es aber auch zwei geworden.

Allerdings ist es ja nicht autobiografisch, sondern eher inspiriert von wahren Ereignissen… und so fühlt sich das Buch dann auch an. Dafür, dass der Autor, der in dem Buch auch ein Autor ist denn er imaginiert sich ja selbst, keine Zufälle mag, weil sie lazy writing seien, passiert das hier in einer Tour.

Es fügt sich eins immer perfekt ins andere. Der Autor ist ständig einfach klüger und umsichtiger als andere seltene und Liebe löst sowieso alles. Die Probleme, die natürlich auftreten müssen weil es immer noch im Erziehung und Adoption und Traumata geht, werden leider viel zu selten angerissen. Während man hier sagen könnte, dass es gut ist, den Fokus eben nicht auf dieses negative zu legen und das Kind nicht darüber zu definieren, führt es dazu, dass ich dem Autoren kaum ein Wort „glaube“.

Er ist nun mal einfach ein bekannter Sci Fi Autor, kein Wunder, dass er das ganze Buch hindurch immer wieder mit der vermeintlichen Herkunft seines Sohnes vom Mars (das behauptet das Kind über sich) kokettiert. Diese Mars-Geschichte und sein Zweifeln, ob sie vielleicht doch wahr ist, einerseits andauernde Allegorie auf alles mögliche ist (das Leben mit Kindern generell, Auswirkungen von Traumata, Othering das man als irgendwie auffälliges/nerdy Kind erfährt,…) und andererseits ein Gimmick um an sein eigentliches Genre anzuknüpfen.

Für mich fühlte es sich leider unterm Strich einfach sehr unehrlich an, wie allerdings auch fast jede „inspiriert von wahren Begebenheiten“ Geschichte. Ich hätte gerne die /wirkliche/ Geschichte gelesen (klar, schwierig so mit Datenschutz und Privatsphäre des Kindes aber das ist es so auch), mit viel mehr Einblicken in die Struggles und Lösungen im Leben der beiden und mit weniger eloquenten, zufällig perfekt passenden Situationen und Lösungen. Weniger perfekten Vater und magisches Kind und mehr echte Menschen. Auch wenn sie dann weniger unrund wirkt.

Auch kam der Vater weirdly konservativ daher (ist schwul aber denkt bei seinem Sohn nur darüber nach, wie der mal bei Mädchen ankommen wird, ist jüdisch wie er ständig betont und feiert doch irgendwie nur ständig Weihnachten und Ostern (gut, ich habe aber auch kaum Ahnung von den Gebräuchen säkularer Jüd_innen in den USA) mit seinem Sohn und rechtfertigt sich diesem Gegenüber ständig nur mit „weil ich der Vater bin und du der Sohn“, was bei allem Verständnis für die Stabilitätsbedürfnisse adoptierter Kinder einfach sehr unreflektiert anmutet). Er war mir dadurch und durch andauerndes Perfektsein leider sehr unsympathisch.