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Octavia E. Butler: Parable of the Talents (2001, Women's Press Ltd,The) 4 stars

Environmental devastation and economic chaos have turned America into a land of depravity. Taking advantage …

Warum eigentlich Religion?

4 stars

Ihre Fortsetzung des grandiosen Parable of the Sowers widmet Butler vorrangig der Earthseed-Religion, die ihre Hauptfigur Lauren Olamina gewissermaßen stiftet und der sie zur Verbreitung verhilft. Gekleidet wird das in eine tragische, oft schmerzhafte Geschichte aus Verlust und Niederlage, die über alle Maßen gelungen ist.

Allein, die vielen über das Buch verteilten Earthseed-Verse sind wirklich alle außerordentlich naiv und schlicht. Auch vermag die Idee einer „rationalen Religion“, die die Menschheit zu ihrer Destiny among the stars führt, ihre Abwegigkeit nicht abzuschütteln.

Warum eigentlich Religion? Weil nur sie die nötige Langlebigkeit an den Tag legt, um entsprechend langfristige Ziele zu verfolgen, lässt Butler ihre Olamina sagen. Das klingt plausibel: Weltreligionen wie Katholizismus, Islam und Buddhismus sind vor allem alt und über ihr langes Leben hinweg nahezu unbewegt. Aber sie verfolgen auch alle keine realweltlichen Ziele oder Zwecke. Geht es darum, so sind gerade die Systeme überlegen, die sich vermeintlich kurzfristigen Horizonten bewegen: Demokratie, Marktwirtschaft, Wissenschaft.

Das ist wohlbemerkt keine Kritik an der Parabel der Talente. Es spricht im Gegenteil für das Buch, dass man so über sie nachdenken kann.