ospalh reviewed Halleluja by Joachim Fernau
Review of 'Halleluja' on 'Goodreads'
1 star
Zuerst das Gute:
Ein Geschichtsbuch in einem sarkastisch-respektlosen Tonfall zu schreiben ist eine nette Idee. Da kann was raus werden.
Aber:
Mir ging der Tonfall recht schnell auf den Senkel. Das ist natürlich Geschmacksfrage. Soweit wäre ich bei ★★★☆☆ oder ★★★★☆.
Dann:
Ein Geschichtsbuch ohne Index und Quellenangaben‽ Geht gar nicht.
Ein Beispiel Der ⅗-Kompromiss schreit nämlich geradezu nach sarkastischen Kommentaren. »›Andere Personen‹? Wäre könnte bloß mit ›andere Personen‹ gemeint sein? Ich denke wir werden es nie erfahren.« Und dann darüber herziehen, dass die Südstaaten es geschafft hatten, sich buchstäblich Kongresssitze zu kaufen – indem sie Sklaven kauften. Denn »alle anderen Personen« war ein Euphemismus für »Sklaven«.
Da das Buch aber keinen Index hat werde ich wohl nie erfahren wie, bzw. ob, der Autor das geschrieben hat.
Ein Buch über die Geschichte der USA, © 1977, und kein einziges Wort über die Bürgerrechtsbewegung der 1960? Geschichte hörte mit dem Victory-in-Europe-Day …
Zuerst das Gute:
Ein Geschichtsbuch in einem sarkastisch-respektlosen Tonfall zu schreiben ist eine nette Idee. Da kann was raus werden.
Aber:
Mir ging der Tonfall recht schnell auf den Senkel. Das ist natürlich Geschmacksfrage. Soweit wäre ich bei ★★★☆☆ oder ★★★★☆.
Dann:
Ein Geschichtsbuch ohne Index und Quellenangaben‽ Geht gar nicht.
Ein Beispiel Der ⅗-Kompromiss schreit nämlich geradezu nach sarkastischen Kommentaren. »›Andere Personen‹? Wäre könnte bloß mit ›andere Personen‹ gemeint sein? Ich denke wir werden es nie erfahren.« Und dann darüber herziehen, dass die Südstaaten es geschafft hatten, sich buchstäblich Kongresssitze zu kaufen – indem sie Sklaven kauften. Denn »alle anderen Personen« war ein Euphemismus für »Sklaven«.
Da das Buch aber keinen Index hat werde ich wohl nie erfahren wie, bzw. ob, der Autor das geschrieben hat.
Ein Buch über die Geschichte der USA, © 1977, und kein einziges Wort über die Bürgerrechtsbewegung der 1960? Geschichte hörte mit dem Victory-in-Europe-Day auf, oder wie?
Bis jetzt bin ich runter auf ★★☆☆☆
Schließlich:
Praktisch jede Stelle im Text ist rassistisch, militaristisch oder¹ sexistisch. ★☆☆☆☆
Z.B.: Zur Situation in den spanischen Kolonien: »Wenn dann einer (der Sklave) nach dem anderen sich in seiner Gorillagröße aufreckte und vor Wut und Haß die Zähne fletschte, dann mußte man durchgreifen. Solche Leute mußten (…) schwer bestraft werden, auch mit dem Tode (…) Es waren für alle (…) schöne Zeiten« Ach. Es waren schöne Zeiten für die toten Sklaven? Und für die eingeschüchterten? Die zählen für den Autor wohl einfach nicht.
Z.B.: Ganz zum Schluss: »Als General McArthur, (sic) hervorragender Flegel, aber realistisch, nach China gehen und Mao schlagen wollte, winkte (Präsident Truman) ab.« Was? Die Volksbefreiungsarmee besiegen? Wie sollte das gehen? Ohne mit jeder Menge Atombomben chinesische Städte zu zerstören und Millionen Zivilisten zu ermorden?
Z.B. Wieder am Anfang: »Auch Frauen kamen an, jener Teil der Menschheit, der zur Komplettierung der Männer so unerläßlich und überdies auch vergnüglich ist.« Also die Frauen waren wichtig, weil die Männer… Was mit den Männern war ist ja eigentlich egal. Das hier ist mal wieder ein Beispiel für den Spruch »Feminismus ist die radikale Idee, das Frauen Menschen sind.« (“Feminism is the radical notion that women are people.”)
(Andere Rezensionen deuten noch verschleierten Antisemitismus an. So weit bin ich nicht gekommen. Klar ist Krieg Abzocke, aber dazu braucht mensch nur gierige Unternehmer, keine Verschwörung der »Hochfinanz«.)
Das oben habe ich geschrieben, bevor ich die Autorenseite bei Wikipedia gelesen habe. »Kriegsberichterstatter der Waffen-SS« »Spezialist für Durchhalteartikel« »Obersturmführer«. (Klemperer hat sich in seinem Tagebuch über Fernau lustig gemacht, das hat es aber nicht bis in LTI geschafft.) Wenn ich sehe, wie Nazis wie Fernau nach dem Kriege wieder auf die Füße gefallen sind (erfolgreicher Autor), könnte ich kotzen. Minus zehntausend Sterne, wenn ich könnte.
Zwei Punkte noch hinterher:
•Der ⅗-Kompromiss kommt nicht vor. Es heißt einfach »Die Zahl der Abgeordneten wurde entsprechend der Bevölkerungszahl vergeben.«
•Zur Präsidentenwahl: »Es kann also passieren, daß durch Manipulation oder Charakterschwäche von Wahlmännern ein nicht gemeinter Kandidat siegt. Ist es vorgekommen?« Die tatsächliche Antwort ist »Nein!«. Die Antwort des Autors: »Sie fragen mich zuviel.«. Dude, you had one job! Solche Fragen gehören in einem Geschichtsbuch, auch einem patzig formulierten, korrekt beantwortet.
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¹Natürlich ist kein ausschließendes Oder. Eine Stelle kann mehr als eins davon sein.