MomoEnde reviewed Scarlett & Browne by Jonathan Stroud
Jonathan Stroud, du hast mein Herz gebrochen!
Mit diesem Buch beginnt Jonathan Stroud seine dritte Jugendbuch-Reihe. Die beiden davor habe ich mit viel Begeisterung gelesen. Als ich letztens in der Bibliothek sah, dass es er inzwischen noch eine dritte Reihe geschrieben hat war ich selig.
In der Vergangenheit war ich Jonathan Stroud dankbar, dass seine weiblichen Hauptfiguren nicht (wie in anderen Jugendbüchern) die Mission hatten sich bis zum Ende der Geschichte in ihren Traumboy zu verlieben oder von ihm retten zu lassen. Nein. Sie haben als Rebellin oder Geisterjägerin politische und gesellschaftliche Systeme gestürzt. Dabei waren sie mutig, klug aber auch emotional und durften Fehler machen und sich weiter entwickeln. Eigentlich sollte maus für solche Figuren nicht dankbar sein müssen, aber die Zeiten sind hart und zwischen zwei Buchdeckel wurde schon verdammt viel Mist gedruckt. Was bleibt einem da anderes übrig?
Aber zurück zum aktuellen Buch. Wir sind in einer dystopischen Welt unterwegs, in der sich zwei …
Mit diesem Buch beginnt Jonathan Stroud seine dritte Jugendbuch-Reihe. Die beiden davor habe ich mit viel Begeisterung gelesen. Als ich letztens in der Bibliothek sah, dass es er inzwischen noch eine dritte Reihe geschrieben hat war ich selig.
In der Vergangenheit war ich Jonathan Stroud dankbar, dass seine weiblichen Hauptfiguren nicht (wie in anderen Jugendbüchern) die Mission hatten sich bis zum Ende der Geschichte in ihren Traumboy zu verlieben oder von ihm retten zu lassen. Nein. Sie haben als Rebellin oder Geisterjägerin politische und gesellschaftliche Systeme gestürzt. Dabei waren sie mutig, klug aber auch emotional und durften Fehler machen und sich weiter entwickeln. Eigentlich sollte maus für solche Figuren nicht dankbar sein müssen, aber die Zeiten sind hart und zwischen zwei Buchdeckel wurde schon verdammt viel Mist gedruckt. Was bleibt einem da anderes übrig?
Aber zurück zum aktuellen Buch. Wir sind in einer dystopischen Welt unterwegs, in der sich zwei gesetzlose - Scarlett und Albert - mit Gaunerein, Diebstählen und Banküberfällen ihr Leben bestreiten. Und jetzt könnte maus sagen: Oh toll wieder eine taffe, mutige weibliche Hauptfigur, die der männlichen Hauptfigur sagt wo es lang geht. Aber nein, so leicht ist es nicht, denn meiner Meinung nach greift Jonathan Stroud hier ganz tief in die Geschlechter-Klischee-Kiste, nur das er die binären herternormativen Eigenschaften dem jeweils anderen Geschlcht zuordnet.
Soll heißen: Scarlett ist zwar mutig und taff, aber gleichzeitig auch reserviert, emotional distanziert, abweisend und kaltschnäuzig. Sie wirkt wie die flache männliche Hauptrolle eines Actionfilms. Erst schießen, dann fragen und wehe hier heult jemand, für solchen Quatsch haben wir keine Zeit. Albert auf der anderen Seite ist verträumt, feinfühlig, empathisch, tollpatschig und naiv. Sprich: Der Inbegriff der holden Maid, die vom abgebrühten Action-Helden aus dem brennenden Verlies errettet wird.
Aber es gab auch andere Aspekte an dieser Geschichte, die mich unzufrieden gestimmt haben. Irgendwie wirkt das Ganze auf mich nicht rund, so als wäre das Buch zu zeitig veröffentlicht wurden. Bei einigen Szenen, haben die Beschreibungen der Situationen nicht so richtig Sinn ergeben, Ich weiß nicht, ob ich sie nicht verstanden habe, oder ob da wirklich Zusammenhänge nicht gepasst haben. Oder vielleicht ist die Übersetzung auch nicht so gut gelungen. Dazu der Titel der Reihe: Scarlett & Browne. Warum? Ja, sie heißt Scarlett. Aber er heißt Albert. Alberts Nachname ist Browne, aber der wird fast nie verwendet. Warum steht dann genau der auf den Titel? Und das nächste: Die Cover-Gestaltung der deutschen Ausgabe. Auf fast jeder Seite wird darüber geschrieben, dass Scarlett nie ohne ihren Hut zu sehen ist. Immer ist dieser Hut da. Warum hat auf dem Cover dann Albert den Hut auf und nicht Scarlett?
Und noch etwas hat dazu geführt, dass ich beim Lesen gelitten habe. Jonathan Stroud scheint ja einen Hang zu dystopischen Welten zu haben, das zeigen schon seine vorherigen Buchreihen. In dieser Welt ist die Lage noch verherender. Die Zivilisation wie wir sie kennen gibt es nicht mehr. Es ist nicht ganz klar was passiert ist, aber irgendwas ist passiert und jetzt gibt es nur noch wenige Städte und Siedlungen und drumherum sehr viel Wildnis. Und irgendwie ist alles, was nicht in den Städten lebt tödlich und gefährlich. Also alle Tiere sind Bestien und Monster und immer muss irgendetwas erschossen werden. Es gibt auch eine scheinbar humanoide Spezies von Kanibalen und auch die werden ständig abgeknallt. Die Menschen sind aber eigentlich auch nicht besser. Hinrichtungen und Selektion von nicht makellos aussehenden Menschen gehören zum Alltag.
Es ist ja nicht so, dass in den Büchern, die ich lese niemaus sterben oder fies sein darf, aber das in Summe ist doch etwas zu grausam für mein friedliebendes und kuschelbedürftiges Herz gewesen.
Und nun? Was soll ich sagen, natürlich habe ich den zweiten Teil trotzdem gelesen. Denn ich bin verdammt neugierig und ich wollte so gerne wissen, was in dieser Welt passiert ist. Also warum sie in diesem Zustand ist. Ob ich das herausgefunden habe? Wir werden sehen. ;)