LemmiSchmoeker reviewed Der Aufmacher by Günter Wallraff
Review of 'Der Aufmacher' on 'Storygraph'
4 stars
Über dieses Buch muss hoffentlich nicht viel gesagt werden: Die Bild-Zeitung lügt, betrügt und vernichtet gezielt Existenzen, und dass das heute jedem bekannt ist, ist genau diesem Buch zu verdanken. Im seinem Fahrwasser kamen noch viel mehr Skandale ans Licht, wurde weiter geforscht und sind schließlich auch Bild-Blogs entstanden – aber zuerst war Wallraff.
Gelesen wurde zudem die unzensierte Erstauflage: Durch unzählige einstweilige Verfügungen (die oft Gefälligkeiten von Bild-freundlichen Richtern vermuten lassen) wurde nach und nach ca. ein Viertel des Textes untersagt. Hier war er noch komplett.
Genau deswegen kommt aber beim Lesen ein unangenehmes Gefühl auf. Kämpft Wallraff nicht mit denselben Methoden, die er Bild vorwirft? Ist nicht auch hier ein großer Teil der angeblich miterlebten Gespräche Hörensagen, sicherlich das eine oder andere Mal etwas aufgepeppt, damit es sich auf dem Papier spannender liest?
Der Leser begibt sich wie Wallraff selbst zwischen die Fronten: Einerseits ist das …
Über dieses Buch muss hoffentlich nicht viel gesagt werden: Die Bild-Zeitung lügt, betrügt und vernichtet gezielt Existenzen, und dass das heute jedem bekannt ist, ist genau diesem Buch zu verdanken. Im seinem Fahrwasser kamen noch viel mehr Skandale ans Licht, wurde weiter geforscht und sind schließlich auch Bild-Blogs entstanden – aber zuerst war Wallraff.
Gelesen wurde zudem die unzensierte Erstauflage: Durch unzählige einstweilige Verfügungen (die oft Gefälligkeiten von Bild-freundlichen Richtern vermuten lassen) wurde nach und nach ca. ein Viertel des Textes untersagt. Hier war er noch komplett.
Genau deswegen kommt aber beim Lesen ein unangenehmes Gefühl auf. Kämpft Wallraff nicht mit denselben Methoden, die er Bild vorwirft? Ist nicht auch hier ein großer Teil der angeblich miterlebten Gespräche Hörensagen, sicherlich das eine oder andere Mal etwas aufgepeppt, damit es sich auf dem Papier spannender liest?
Der Leser begibt sich wie Wallraff selbst zwischen die Fronten: Einerseits ist das Ziel ein hehres und müssen die Fakten wahrgenommen werden – hier wurden Menschen mit voller Absicht in den Tod getrieben; das ist nicht besser als Beihilfe – andererseits sieht man die angeprangerte Sensationslust auch in diesem Text: Aufdeckungsjournalismus will gelesen werden.
Es ist bei so einem Thema wichtiger denn je, sich ein eigenes, ha ha, „Bild“ zu machen und sich nicht von Sympathie oder Antipathie beeinflussen zu lassen. Da hilft dann aber nur, lange und aufwendige Recherchen anzustellen, denn ein Buch kann eben nur ein Anfang sein.