LemmiSchmoeker reviewed Der Orchideenkäfig by Franke, Herbert W.
Interessante zentrale Frage und erstaunliche Auflösung trotz vieler Mängel
4 stars
Franke will eigentlich nur einer Frage nachgehen – was passiert, wenn die Menschen immer mehr in ihrem Leben automatisieren? – und eine mögliche Antwort anbieten. Weil diese Frage aber nicht allein stehen kann und ohne Kontext wenig interessant ist, konstruiert er dazu eine komplizierte Hintergrundgeschichte, die viele Rätsel aufwirft (allerdings auch löst) und noch andere philosophische Fragen nach sich zieht. In diesem Kuddelmuddel müssen nun die Figuren die Handlung voranbringen.
Während die Erkundung der Stadt halbwegs spannend ist, gibt es vor allem zwei Aspekte, die der Entstehungszeit zuzuschreiben sind und die Geduld mitunter strapazieren: seine oberlehrerhafte Beschreibung der wissenschaftlichen Hintergründe und sein schon 1961 reichlich antiquiertes Frauenbild.
Oberlehrerhaft sind seine Beschreibungen vor allem deshalb, weil sie fest in den aktuellen Erkenntnissen der Zeit verwurzelt sind. Dabei vermischen sich Faselbegriffe wie "Polypeptid-Objektträger" (als würden wir heute von einem "elektronischen Telefon" sprechen) mit einem trotzigen Bestehen auf Althergebrachtem, nur weil er selbst …
Franke will eigentlich nur einer Frage nachgehen – was passiert, wenn die Menschen immer mehr in ihrem Leben automatisieren? – und eine mögliche Antwort anbieten. Weil diese Frage aber nicht allein stehen kann und ohne Kontext wenig interessant ist, konstruiert er dazu eine komplizierte Hintergrundgeschichte, die viele Rätsel aufwirft (allerdings auch löst) und noch andere philosophische Fragen nach sich zieht. In diesem Kuddelmuddel müssen nun die Figuren die Handlung voranbringen.
Während die Erkundung der Stadt halbwegs spannend ist, gibt es vor allem zwei Aspekte, die der Entstehungszeit zuzuschreiben sind und die Geduld mitunter strapazieren: seine oberlehrerhafte Beschreibung der wissenschaftlichen Hintergründe und sein schon 1961 reichlich antiquiertes Frauenbild.
Oberlehrerhaft sind seine Beschreibungen vor allem deshalb, weil sie fest in den aktuellen Erkenntnissen der Zeit verwurzelt sind. Dabei vermischen sich Faselbegriffe wie "Polypeptid-Objektträger" (als würden wir heute von einem "elektronischen Telefon" sprechen) mit einem trotzigen Bestehen auf Althergebrachtem, nur weil er selbst sich damit auskennt: Etwa gibt es in einem Labor Mikroskope, Flügelrädchen und ausschlagende Zeiger, und als ein Material wird konkret und unnötig Zirkoniumkarbid genannt, anstatt es einfach bei seinen Eigenschaften zu belassen.
Neben den abenteuerlustigen und schroffen Entdeckern gibt es in der Expeditionsgruppe nur eine Frau, die sich von ihren männlichen Gegenstücken deutlich abhebt: Sie ist weniger gebildet, ängstlich und unentschlossen. Mehrere der Männer haben ein Auge auf sie geworfen und sie gefällt sich darin, ihre Zuneigung teils aus Bewunderung und teils aus Kalkül zu verteilen. Bis auf die offensichtlichen Funktionen, stellvertretend für die Zielgruppe Dinge erklärt zu bekommen und noch einmal zu zeigen, dass sich die Menschen der fernen Zukunft kaum von denen der Nachkriegsgegenwart unterscheiden, spielt sie eigentlich keine erzählerische Rolle und wird auch unauffällig aus der Handlung entfernt, bevor sie bei der Auflösung zu sehr stören kann.
Trotz dieser Mängel ist die zentrale Frage interessant und die Auflösung erstaunlich. Auch wenn die Handlung zum Teil sehr verworrene Umwege geht, steht am Ende das Gefühl, mehr als nur Unterhaltung bekommen und möglicherweise etwas über sich selbst oder zumindest die Spezies gelernt zu haben. Über das alles auf nicht einmal 200 Seiten kann man sich kaum beschweren.