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reviewed Ass of Bike - Band 01 by Anne Atsusa (Ass of Bike, #1)

Anne Atsusa, Rhyfu: Ass of Bike - Band 01 (Paperback, Deutsch language, Catmint) 3 stars

Olav Olsen, Teil des skandinavischen Radsport-Teams Viking Spades, hat ein Problem:

vor einem Jahr verliebte …

Viel ungenutztes Potenzial

3 stars

Da es sich um eine Lightnovel handelt ist es angenehm seichte Literatur, die sich problemlos zwischendurch auspacken lässt, um ein Kapitel weiter zu lesen. Für mich persönlich perfekt für meinen kurzen Arbeitsweg mit den Öffentlichen.

Auch ohne das Nachwort der Autorin zu lesen, ist klar, woher die Inspiration für die Story stammt. Dabei ist es allerdings kein Abklatsch! Tatsächlich wird viel mit Dingen gearbeitet, die in bekannten Werken sonst eher unterschwelliger- oder auf Interpretationsebene passieren. Wer nur diesen indirekten Erzählstil gewöhnt ist und ihn erwartet, kann hier überrumpelt werden. Vielleicht wirkt es im Vergleich auch etwas plump.

Als Stärken sind mir vor allem die Szenen auf den Etappen im Gedächtnis geblieben. Dynamische Szenen sind im geschriebenen Wort sehr viel schwieriger mit Tempo darzustellen als in einem visuellen Medium. Anne Atsusa hat hierfür ein Händchen wie ich persönlich finde. Des Weiteren ist klar, dass die Autorin keine Rennradsportlerin ist. Trotzdem holt sie Laien sehr gut ab ohne große Infodumpblöcke zu nutzen. Informationen zum Ablauf und Rollen der Fahrer fließen sehr natürlich in gut portionierten Mengen ein. Es wird nur das gestreut, was gebraucht wird, um die Story zu genießen. Ich bin mir sicher, hier wurde eine Menge Recherchearbeit geleistet!

Was man mögen muss ist der Humor. Mir fällt hier keine bessere Beschreibung ein, als der Humor von präpubertären Teenagern. Bananen und Würstchen Anspielungen/Metaphern und der Versuch eines "Ertappen" des Lesers, holt mich persönlich nicht ab. Allerdings gibt es davon nur ein paar, sodass es nicht massiv stört. Auch die Technik, Szenen während ihres Höhepunktes abzuschneiden und im Anschluss retrospektiv abzuschließen, könnte zu Frustration beim Lesen führen.

Im ersten Band hat mir persönlich leider oft das Bonding mit den Figuren gefehlt. Der Hauptcast ist mit fünf Rollen gut aufgestellt. Allerdings wird auch Nebenfiguren ein Raum geboten. Das Verhältnis zwischen Haupt- und Nebenfiguren erschien mir in Band 1 leider unausgewogen. Während Hauptfiguren gelegentlich aus dem Nichts aufpoppten, um ihren Text zu sagen, habe ich von Nebenfiguren sehr viel Backstory erfahren, von der ich nicht sicher bin, ob ich sie brauchen werde. Mir ist natürlich Bewusst, dass die Folgebände hier nachliefern können. Darauf hoffe ich auch. :)

In den Punkt mit dem unausgewogenen Verhältnis von Haupt- und Nebenfiguren spielt für mich zusätzlich der Textaufbau rein. Kurz gesagt fühlt es sich chaotisch an. Etwa in der Mitte wechselt die Perspektive von Olav zu einer Hauptfigur aus einem anderen Team, dann wechselt sie wieder zu Nebenfiguren und das, obwohl Klappentext und Einstieg der Story einen starken Fokus auf Olav andeuten. Aus den Wechseln habe ich zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht viel für den Storyverlauf mitgenommen. Vielleicht werde ich hier bei den Folgebänden aber überrascht.

Das chaotische Gefühl zieht sich dann leider auch durch die Formatierung des Textes. Es wird mit Leerzeilenabsätzen gearbeitet, wo sie keinen Sinn haben und an anderen Stellen, wo sie gebraucht würden, fehlen sie. Der Einsatz von Kursivschrift wirkt willkürlich und erzielt nicht den Zweck, der gewünscht war.

Dadurch, dass es sich um seichte Literatur handelt, fällt sowas leider stärker für mich auf.

Wenn ich im ersten Band nichts übersehen habe, fehlt ein professionelles Lektorat. Was schade ist. Nicht, dass der Text von Fehlern strotzt. Nur bin ich mir sehr sicher, dass ein Lektorat zum einen das Gefühl von Chaos aus dem Text bekäme und die Qualität der einzelnen Kapitel auf gleichbleibendes Niveau bringen könnte. Manche Kapitelpassagen fühlen sich nämlich deutlich schwächer an als andere.

Da mit professioneller Künstlerin zusammen gearbeitet wurde, um die Lightnovel mit wirklich tollen Zeichnungen aufzuwerten, liegt Autorin und Herausgebern wohl etwas an der Qualität. Daher wäre das mein Tipp für eine zweite Auflage oder die nächsten Projekte: Nicht bloß Korrekturleser/Testleser hinzuziehen, sondern ein professionelles Lektorat mit ins Boot holen.

Zum Abschluss möchte ich noch einmal erwähnen, dass ich sehr beeindruckt von der Arbeit der Autorin bin, da offenkundig viel Recherche dahintersteckt und konsequent am Abschluss der Reihe gearbeitet wird, während auch noch ein zweites Projekt nebenher läuft. Der Spaß der Autorin an der Geschichte liest sich für mich auch aus der Story heraus, was toll ist. :)