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Nico Semsrott: Brüssel sehen und sterben (Paperback, German language, 2024, Rowohlt Taschenbuch)

Das Europaparlament – eine hervorragende Idee. Nur in der Realität leider ein Witz, und noch …

Review of 'Brüssel sehen und sterben' on 'Goodreads'

Nico Semsrott sagt in dem Buch mehrmals, dass er durch seine Zeit im EU Parlament ein schlechterer Mensch geworden ist. Das habe ich ehrlicherweise auch bei jeder Seite gemerkt.

Ich habe bei der letzten Europawahl nicht die Partei "Die Partei" gewählt, aber dann Nico Semsrotts YouTube Kanal und seine Arbeit im EU Parlament verfolgt. Es waren, insbesondere zu Anfang, viele coole Aktionen zu sehen, die dann aber immer weniger wurden. Weshalb immer weniger kam, erfährt man im Buch. Corona und die extreme Bürokratie in Brüssel waren Gründe dafür, dass er wieder Depressionen bekommen hat. Insbesondere seien ihm seitens der Bürokratie so viele Steine in den Weg gelegt worden, dass er nicht so arbeiten konnte wie geplant.

Wenn man schon weiß, welche Aktionen Nico Semsrott im EU Parlament gestartet hat, dann erfährt man in diesem Buch wenig Neues. Im Verlauf der Promotour für das Buch habe ich außerdem schon ein paar Interviews geschaut und da meines Erachtens auch schon alles Wichtige mitbekommen. Das Buch war dann noch mal eine Zusammenfassung mit wenigen neuen Insights. Teilweise wurden Dinge, die er woanders gesagt hatte, einfach Wort für Wort im Buch zitiert. Und auch sonst war das Buch leider sehr repetitiv. Obwohl das Buch eh schon ziemlich kurz ist, hätte man alles noch viel knackiger zusammenfassen können. Außerdem war das Buch meines Erachtens nicht allzu gut gegliedert. Durch eine bessere Gliederung hätte man sicherlich auch einiges kürzen können.

Ich würde statt dem Buch einfach einen Besuch auf Nicos YouTube Kanal empfehlen und dazu noch das Interview mit Gregor Gysi (Gysi macht da als Interviewer zwar nicht den besten Job, aber man erfährt trotzdem viel über Nicos Jugend, die auch im Buch thematisiert wurde).

P.S. Nico Semsrott gibt im Vorwort an, das Buch nicht selbst geschrieben zu haben, sondern nur ca. 100 Seiten Notizen abgegeben zu haben, die von einer anderen Person dann zu diesem Buch modeliert worden sind. Der Ton von Nico Semsrotts Persona wurde meiner Meinung nach sehr gut getroffen und ich hätte den oder die Ghostwriterin nicht bemerkt, wenn er es nicht transparent gemacht hätte. Trotzdem finde ich natürlich sehr schade, dass er das Buch nicht selbst geschrieben hat und derdie Ghostwriter*in nicht namentlich benannt worden ist.