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Josef Mengele, der während des Holocausts und der Shoa im deutschen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau für die Selektion von Häftlingen und grausame wissenschaftliche Experimente an lebenden Menschen verantwortlich war, soll nach dem Krieg aus Deutschland geflohen und spurlos in Südamerika untergetaucht sein, hieß es lange von Seiten der Bundesrepublik.

Nun haben historische Nachforschungen ergeben, dass Mengele bis mindestens Ende der 1950er-Jahre unter seinem echten Namen in Kontakt mit westdeutschen Behörden stand und möglicherweise sogar 1959 in Deutschland war. Sein Aufenthaltsort war nicht nur der argentinischen Bundespolizei bekannt, aus deren Kreisen er offenbar auch Unterstützung für seine Weiterflucht nach Paraguay erhielt, sondern möglicherweise auch dem Geheimdienst BND, der mit Mengeles Unterstützer*innen kollabierte.....

https://www.tagesschau.de/investigativ/mdr/mengele-kz-polizei-ermittlung-100.html

.....'Kritiker werfen dem Staat bis heute vor: Die Aufarbeitung der Zusammenarbeit und die Verbindungen zu NS-Kriegsverbrechern sei mangelhaft - oder sogar, dass der deutsche Staat versagt habe.

Da widerspricht allerdings Historiker Musial: "Versagen würde bedeuten, wenn der Staat wirklich hätte verfolgen wollen. Doch bei Mengele ist zu sehen, dass der Wille eigentlich nicht da war." Deshalb habe der Staat nicht versagt. "Im Gegenteil: Sie hatten Erfolg damit. Denn das Ziel war eben, nicht zu verfolgen." '

https://www.tagesschau.de/investigativ/mdr/mengele-kz-polizei-ermittlung-100.html

Während Mengele 1945 Deutschland verlassen hatte, blieben einige seiner Kolleg*innen in der Bundesrepublik und dabei trotz ihrer Verbrechen unbehelligt.

So zum Beispiel der Humangenetiker und Eugeniker Otmar von Verschuer (1896 - 1969). Verschuer war direkt und indirekt an den grausamen Menschenversuchen in Auschwitz beteiligt und arbeitete mit Mengele zusammen. Nach dem Krieg blieb Verschuer - nur als 'Mitläufer' eingestuft - nicht nur bis zu seinem Tod unbehelligt sondern gründete die Mainzer Akademie der Wissenschaften und das von der Bundesregierung mitfinanzierte Institut für Humangenetik.

Ebenso war die "Rassenbiologin" Karin Magnussen (1908 - 1997) an den Versuchen Mengeles in Auschwitz beteiligt und blieb bis zu ihrem Tod fanatisch von der NS-Ideologie überzeugt. Nach dem Krieg konnte auch sie in der Bundesrepublik ihre Karriere fortsetzen und arbeitete als Lehrerin in Bremen.

Auch Fritz Lenz, Ernst Rüdin, Ernst Kretschmer und Eugen Fischer, die an den "Euthanasie"-Morden im NS-Regime beteiligt waren, konnten in der Bundesrepublik ihre akademischen Karrieren unbehelligt fortsetzen und/oder erhielten sogar diverse Auszeichnungen und Würdigungen vom Staat oder wissenschaftlichen Institutionen wie dem Max-Planck Institut.

Konrad Lorenz, der als "Rassenkundler" für die arbeitete und deren rassistische Vernichtungsideologie er stützte und auch nach 1945 noch mindestens in Teilen propagierte, erhielt 1972 und 1984 sogar das (wie auch andere NS-Ideolog*innen) und diverse andere Auszeichnungen der Bundesrepublik Deutschland und Österreichs.

Der "Erbmediziner" Siegfried Koller, der sich in der NS-Zeit für das Ermorden und Zwangssterilisieren von sogenannten "Gemeinschaftsunfähigen" ausgesprochen hatte und statistische Methoden für die Selektion entwickelte, erhielt ebenfalls ein Bundesverdienstkreuz im Jahr 1982. Nach dem Krieg hatte er für das Bundesamt für Statistik als Abteilungsleiter gearbeitet und war Mitgründer und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie.

https://www.mpiwg-berlin.mpg.de/KWG/Presse121000.htm

http://www.bremerfrauengeschichte.de/2_Biografien/Magnussen.html

https://www.nd-aktuell.de/artikel/995189.der-gaensevater-als-nazi.html

https://www.medical-tribune.de/meinung-und-dialog/artikel/ns-taeter-als-ehrenmitglieder

https://www.gmds.de/ueber-uns/geschichte/