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Philip Roth: Der menschliche Makel (German language, 2003, Rowohlt) 4 stars

Original: The Human Stain

Review of 'Der menschliche Makel' on 'Goodreads'

5 stars

Am Anfang fand ich das Buch zäh, kam nicht leicht rein, auch später kam es mir manchmal etwas in die Länge gezogen vor.

Aber irgendwann hatte mich die Geschichte. Weil es um Leben (Plural) geht, mit allem was dazugehört: Identität, Familie, Tod; me myself and I, die Zweierkiste, die Gesellschaft; Macht und Ohnmacht, Denken und Fühlen, Zivilisation und Animalität. Das Ganze auch auf der Ebene Gesellschaft: Doppelmoral, Politik, Skandalisierung, Milieus, Konflikte.

Und immer wieder Ambiguität: Opfer und Täter, dumm und schlau, Identität und Zuschreibung. Was ist – was andere sehen. Wie das Leben ist – wie Leben sein könnten. Eine Perspektive gegen eine andere. Dazwischen riesige Lücken, die aber immer wieder überwunden werden. Und wie wir mit den Symbolen jonglieren, uns etwas zusammenkonstruieren, Geschichten erfinden, Leben erzählen.

Postmodern aber handfest. Fand ich gut.

Nicht ganz klar ist mir, wie die Kritik an politischer Korrektheit gemeint ist. Ich lese es als Kritik an falsch verstandener _Über_korrektheit, die ins Totalitäre kippt, sich an eine vermeintliche Wahrheit klammert statt selbst zu denken und sich der Welt nicht mehr stellt. Wenig nett ist, dass Feministin Roux so vorgeführt wird.