lesepflaster aka schokopflaster 📖 reviewed The gate = by Natsume Sōseki (UNESCO collection of representative works. Japanese series)
Review of 'The Gate' on Goodreads
4 stars
Oh gosh,
es hat mich überrascht, wie gut ich das Buch fand!
Meistens kann ich Bücher von Typen nicht mehr lesen, so flach, pseudo edgy und vorhersehbar sind sie. Natsume Sôseki hingegen, seit über 100 Jahren tot, hat es geschafft, Dinge in Worte zu fassen, so dass ich mich gleichzeitig gemocked und verstanden gefühlt habe. Auf Twitter benannte es jemand als "executive disfunction als Literatur" und das trifft es verdammt gut.
Kenne keine Autoren, deren Werke es nicht nur behaupten und bestenfalls kitschig sind, sondern so dermaßen zeitlos.
Natsume schreibt über lauter Ereignisse, die nicht eintreten. Anxieties, die Meschen im Nichtstun- und Prokrastinieren verharren lassen und gleichzeitig das Jetzt verderben.
Meiner Meinung nach schreibt er aber auch eindeutig über die Entfremdung, die der Kapitalismus mit seiner zwangsläufigen Arbeitsteilung und Entfernung der Menschen voneinander und von ihrem Heim, das sie nur wenige Stunden pro Woche genießen können, mit sich bringt. Das …
Oh gosh,
es hat mich überrascht, wie gut ich das Buch fand!
Meistens kann ich Bücher von Typen nicht mehr lesen, so flach, pseudo edgy und vorhersehbar sind sie. Natsume Sôseki hingegen, seit über 100 Jahren tot, hat es geschafft, Dinge in Worte zu fassen, so dass ich mich gleichzeitig gemocked und verstanden gefühlt habe. Auf Twitter benannte es jemand als "executive disfunction als Literatur" und das trifft es verdammt gut.
Kenne keine Autoren, deren Werke es nicht nur behaupten und bestenfalls kitschig sind, sondern so dermaßen zeitlos.
Natsume schreibt über lauter Ereignisse, die nicht eintreten. Anxieties, die Meschen im Nichtstun- und Prokrastinieren verharren lassen und gleichzeitig das Jetzt verderben.
Meiner Meinung nach schreibt er aber auch eindeutig über die Entfremdung, die der Kapitalismus mit seiner zwangsläufigen Arbeitsteilung und Entfernung der Menschen voneinander und von ihrem Heim, das sie nur wenige Stunden pro Woche genießen können, mit sich bringt. Das ist jedoch der Teil, den Vorwort wie auch die von mir bisher gelesenen Rezensionen geflissentlich ignorieren. Nunja, in den Klassen und politischen Sphären, aus denen sich die meisten Japanolog_innen wie auch Literaturkritiker_innen generieren, ist das Ausblenden der kapitalistischen Komponente ja Gewohnheit.
Anyhow, an sich lese ich ungerne deprimierende Bücher und hatte auch meine Zweifel, als ich las, wie sehr sich Natsume, Professor für englischsprachige Literatur seiner Zeit, interessierte (da ich diese Werke weitestgehend sterbenslangweilig fand). "The Gate" jedoch besticht durch seine schonungslose Ehrlichkeit und ausbleibenden Pathos und hat mich dadurch wirklich hinterrücks erwischt.
Würde freiwillig weitere Werke von ihm lesen, wenn auch vielleicht mit ein, zwei Wochen Abstand.