Peter73 reviewed Jazz: a novel by Toni Morrison
Zwischen Schmerz und Klang – Mein Tauchgang in Toni Morrisons Jazz
5 stars
Jazz von Toni Morrison hat mich nicht einfach mitgenommen – es hat mich eingehüllt, verwirrt, berührt und manchmal schwindlig gemacht. Wie die Musik, nach der der Roman benannt ist, springt auch der Text zwischen Zeitpunkten, Perspektiven und Stimmungen. Ich musste mich fallen lassen, loslassen, mitgehen. Und das war nicht immer leicht – aber lohnend.
Im Zentrum stehen Joe und Violet, ein Ehepaar in Harlem der 1920er Jahre. Joe erschießt seine junge Geliebte Dorcas. Violet versucht, deren Gesicht bei der Beerdigung zu zerstören. Was wie eine klassische Eifersuchtstragödie klingt, wird bei Morrison zu einem komplexen, poetischen Geflecht aus Erinnerung, Begehren, Schmerz und Identität.
Ich war oft überfordert – nicht weil ich es nicht verstand, sondern weil ich so viel fühlte. Die Figuren sind voller Risse, voller Geschichte. Sie sind nicht gut oder böse. Sie sind einfach da – verwundet, leidenschaftlich, echt. Und die Erzählerin? Mal distanziert, mal intim, mal unzuverlässig. Ich …
Jazz von Toni Morrison hat mich nicht einfach mitgenommen – es hat mich eingehüllt, verwirrt, berührt und manchmal schwindlig gemacht. Wie die Musik, nach der der Roman benannt ist, springt auch der Text zwischen Zeitpunkten, Perspektiven und Stimmungen. Ich musste mich fallen lassen, loslassen, mitgehen. Und das war nicht immer leicht – aber lohnend.
Im Zentrum stehen Joe und Violet, ein Ehepaar in Harlem der 1920er Jahre. Joe erschießt seine junge Geliebte Dorcas. Violet versucht, deren Gesicht bei der Beerdigung zu zerstören. Was wie eine klassische Eifersuchtstragödie klingt, wird bei Morrison zu einem komplexen, poetischen Geflecht aus Erinnerung, Begehren, Schmerz und Identität.
Ich war oft überfordert – nicht weil ich es nicht verstand, sondern weil ich so viel fühlte. Die Figuren sind voller Risse, voller Geschichte. Sie sind nicht gut oder böse. Sie sind einfach da – verwundet, leidenschaftlich, echt. Und die Erzählerin? Mal distanziert, mal intim, mal unzuverlässig. Ich war mir nie sicher, wer da eigentlich spricht. Und genau das hat den Reiz ausgemacht.
Morrisons Sprache ist wie Jazzmusik selbst: rhythmisch, sprunghaft, improvisierend. Sie zwingt dich, zuzuhören, mitzugehen, dich nicht nur auf Inhalt, sondern auch auf Klang einzulassen.
Jazz ist kein Buch, das man nebenbei liest. Es ist ein Erlebnis, das dich herausfordert – und belohnt. Am Ende hatte ich keine klaren Antworten. Aber ich hatte Bilder, Gefühle, Stimmen im Kopf, die geblieben sind. Und das, finde ich, ist das Größte, was Literatur leisten kann.