Zeit, Erinnerung und verlorene Wirklichkeit: Marcel Prousts Auf dem Weg zu Swann
5 stars
Auf dem Weg zu Swann (Du côté de chez Swann, 1913) ist der erste Band von Marcel Prousts siebenbändigem Romanzyklus Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. In diesem Werk entwirft Proust eine komplexe Erzählstruktur, die sich nicht an chronologische Abläufe hält, sondern sich dem assoziativen Rhythmus von Erinnerung und Bewusstsein unterordnet. Der Text reflektiert auf kunstvolle Weise den subjektiven Charakter der Zeitwahrnehmung und die Kraft der unwillkürlichen Erinnerung.
Die Handlung gliedert sich grob in drei Teile. Im ersten Teil („Combray“) erinnert sich der Ich-Erzähler an seine Kindheit in dem fiktiven Ort Combray. Die berühmte Episode mit der in Tee getauchten Madeleine wird dabei zum Schlüssel für das zentrale Thema des gesamten Zyklus: der Wiedergewinnung von Vergangenheit durch sinnliche Eindrücke.
Der zweite Teil („Ein Name“) widmet sich der Faszination des jungen Erzählers für den Adel, symbolisiert durch die Familie Guermantes. Der Name wird hier zum Träger kultureller Imagination, gleichzeitig aber …
Auf dem Weg zu Swann (Du côté de chez Swann, 1913) ist der erste Band von Marcel Prousts siebenbändigem Romanzyklus Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. In diesem Werk entwirft Proust eine komplexe Erzählstruktur, die sich nicht an chronologische Abläufe hält, sondern sich dem assoziativen Rhythmus von Erinnerung und Bewusstsein unterordnet. Der Text reflektiert auf kunstvolle Weise den subjektiven Charakter der Zeitwahrnehmung und die Kraft der unwillkürlichen Erinnerung.
Die Handlung gliedert sich grob in drei Teile. Im ersten Teil („Combray“) erinnert sich der Ich-Erzähler an seine Kindheit in dem fiktiven Ort Combray. Die berühmte Episode mit der in Tee getauchten Madeleine wird dabei zum Schlüssel für das zentrale Thema des gesamten Zyklus: der Wiedergewinnung von Vergangenheit durch sinnliche Eindrücke.
Der zweite Teil („Ein Name“) widmet sich der Faszination des jungen Erzählers für den Adel, symbolisiert durch die Familie Guermantes. Der Name wird hier zum Träger kultureller Imagination, gleichzeitig aber auch zum Auslöser von Illusion und Enttäuschung.
Im dritten Teil („Swanns Liebe“) steht Charles Swann im Mittelpunkt, ein kultivierter Dandy, der sich leidenschaftlich in die unzuverlässige Odette verliebt. Diese Liebesgeschichte, rückblickend und ironisch erzählt, spiegelt sowohl emotionale Abhängigkeit als auch den Verfall von Idealen wider.
Prousts Sprache ist durch lange, verschachtelte Sätze und genaue psychologische Beobachtungen gekennzeichnet. Die innere Welt der Figuren ist stets wichtiger als äußere Handlung. Statt Ereignissen beschreibt Proust Prozesse: des Fühlens, Denkens und Erinnerns.
Auf dem Weg zu Swann ist nicht bloß ein Einstieg in ein monumentales Werk, sondern ein dichter, in sich geschlossener Roman über Identität, Wahrnehmung und die Flüchtigkeit des Augenblicks – ein Meilenstein der literarischen Moderne.