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Peter73's books

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Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermärchen. (Hardcover, 2005, Anaconda Verlag)

Spott, Sehnsucht und Zorn – Meine Reise mit Heines Deutschland. Ein Wintermärchen

Als ich Heinrich Heines Deutschland. Ein Wintermärchen las, hatte ich das Gefühl, in einen Zug der Gedanken einzusteigen, der mich durch ein Land voller Widersprüche führte. Das Werk, 1844 erschienen, schildert Heines Reise aus dem Exil in Paris zurück nach Deutschland – und gleichzeitig ist es eine scharfe Abrechnung mit der politischen und geistigen Enge seiner Zeit.

Ich war beeindruckt, wie Heine seine Eindrücke mit Humor und Spott kleidet, ohne dabei die Bitterkeit zu verbergen. Er beschreibt die Landschaft, die Städte und die Menschen, doch immer mit einem Blick, der mehr sieht als nur das Sichtbare: die Rückständigkeit, die Zensur, die Unterdrückung. Beim Lesen spürte ich förmlich, wie seine Sehnsucht nach der Heimat mit seiner Empörung über deren Zustand kollidiert.

Besonders berührt hat mich, wie Heine persönliche Gefühle – etwa Erinnerungen an seine Mutter – in diesen politischen Reisebericht einwebt. Für mich wurde das Gedicht dadurch nicht nur ein politisches …

Toni Morrison: Menschenkind (German language, 1989, Rowohlt, Reinbek)

Toni Morrison--author of Song of Solomon and Tar Baby--is a writer of remarkable powers: her …

Erinnerung, Trauma und ein spukendes Leben – Meine Begegnung mit Toni Morrisons Menschenkind

Als ich Toni Morrisons Menschenkind las, hatte ich das Gefühl, in einen Text einzutauchen, der sich weigert, mich unbeteiligt zu lassen. Es ist kein Roman, den man einfach liest und wieder weglegt – er fordert, dass man mitfühlt, dass man die Last der Geschichte zumindest ein Stück weit mitträgt.

Im Zentrum steht Sethe, eine ehemalige Sklavin, die mit ihren Kindern aus der Gewalt des Plantagenlebens geflohen ist. Doch die Freiheit ist nicht frei. Die Vergangenheit verfolgt sie, buchstäblich in Gestalt des Geistes ihres toten Kindes, das zu „Beloved“ wird – zu Menschenkind. Dieser Geist ist nicht nur ein Gespenst, sondern auch ein Symbol für das unaussprechliche Trauma der Sklaverei, das sich ins Leben der Überlebenden einschreibt. Beim Lesen empfand ich Beklemmung, aber auch Bewunderung für Morrisons Mut, diese Wunden so unverstellt darzustellen.

Mich hat besonders berührt, wie Morrison Sprache als Erinnerungskörper benutzt. Ihre Sätze sind poetisch, manchmal fragmentarisch, oft voller …

William Faulkner: Schall und Wahn (Paperback, Rowohlt Taschenbuch)

Zerfall in Stimmen – Meine Begegnung mit William Faulkners Schall und Wahn

Schall und Wahn von William Faulkner zu lesen, war für mich wie das Betreten eines Hauses voller Stimmen, die gleichzeitig flüstern, rufen und schweigen. Der Roman erzählt die Geschichte des Niedergangs der Südstaatenfamilie Compson – und tut dies in einer Form, die mich immer wieder herausforderte und zugleich fesselte.

Am stärksten hat mich die erste Perspektive getroffen: Benjy, der geistig behinderte Sohn, dessen Wahrnehmungen fragmentiert und zeitlos erscheinen. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, in eine zersplitterte Welt hineingezogen zu werden, in der Vergangenheit und Gegenwart ständig ineinanderfallen. Dann folgen die Stimmen von Quentin, dem sensiblen Bruder, zerrissen zwischen Ehre, Schuld und Verzweiflung, und von Jason, bitter, zynisch und vom Geld besessen. Jede Stimme brachte mich an eine andere emotionale Grenze – von Mitleid über Beklemmung bis zu Wut.

Erst die abschließende, distanziertere Erzählerstimme brachte eine gewisse Ordnung, ohne jedoch die Tragödie der Familie abzumildern. Faulkners Sprache ist dicht, voller …

Being and Nothingness: An Essay on Phenomenological Ontology (French: L'Être et le néant : Essai …

Freiheit, Angst und Verantwortung – Meine Konfrontation mit Sartres Das Sein und das Nichts

Das Sein und das Nichts von Jean-Paul Sartre zu lesen, war für mich wie das Betreten eines riesigen, unübersichtlichen Gebäudes ohne Plan – ein Labyrinth aus Begriffen, Reflexionen und Fragen, die mich immer wieder an meine eigenen Grenzen geführt haben. Das Werk ist keine leichte Lektüre; es ist ein Grundstein des Existentialismus und verlangt, dass man sich nicht nur mit Philosophie, sondern mit dem eigenen Leben auseinandersetzt.

Sartre unterscheidet zwischen dem „Sein-an-sich“ – der Welt der Dinge, abgeschlossen und ohne Bewusstsein – und dem „Sein-für-sich“, dem menschlichen Bewusstsein, das immer unvollständig, frei und in ständiger Bewegung ist. Was mich besonders getroffen hat, ist die Konsequenz, mit der Sartre Freiheit beschreibt: nicht als Geschenk, sondern als Last. Wir sind „zur Freiheit verurteilt“, wie er sagt, und genau das erzeugt die „Angst“, die ich beim Lesen fast körperlich gespürt habe.

Ein weiterer Gedanke, der mich nicht losgelassen hat, ist die Rolle des …

Isabel Allende: Das Geisterhaus (Paperback, German language, 2004, Suhrkamp)

Eine Familiensaga, die zum Welterfolg wurde: Isabel Allende erzählt die wechselhafte Geschichte der Familie des …

Geister, Macht und Erinnerung – Meine Reise durch Isabel Allendes Das Geisterhaus

No rating

Das Geisterhaus von Isabel Allende zu lesen, war für mich wie das Betreten eines Hauses, in dem jede Tür zu einer neuen Zeit, einer neuen Geschichte führt – und in dem Vergangenheit und Gegenwart untrennbar ineinanderfließen. Der Roman begleitet über mehrere Generationen hinweg die Familie Trueba und erzählt damit zugleich die Geschichte eines ganzen Landes, das sich im Spiegel dieser Familie verändert.

Im Zentrum steht Esteban Trueba, ein Mann voller Energie, Ehrgeiz, aber auch Härte und Grausamkeit. Seine Ehe mit der sanften Clara, die übernatürliche Fähigkeiten besitzt, bringt eine faszinierende Spannung in den Roman: Rationalität und Macht treffen auf Magie, Intuition und das Unsichtbare. Ich war besonders berührt von Clara, die mit ihrer hellsichtigen Ruhe einen Gegenpol zu Estebans Gewalt darstellt und das Fundament der Familie bildet.

Was mich tief bewegt hat, war, wie Allende die privaten Konflikte der Figuren mit den politischen Umbrüchen des Landes verknüpft. Liebe, Verrat, Leid …

Simone de Beauvoir: Das Blut der Anderen (Paperback, Rowohlt Taschenbuch)

Dieser Roman der großen, mit dem «Prix Goncourt» ausgezeichneten französischen Autorin schildert mit dramatischer Spannung …

Zwischen Verantwortung und Opfer – Mein Nachklang zu Simone de Beauvoirs Das Blut der Anderen

Das Blut der Anderen von Simone de Beauvoir zu lesen, war für mich wie ein langsames Hinabsteigen in die moralischen Abgründe der Kriegszeit. Der Roman spielt im besetzten Frankreich während des Zweiten Weltkriegs und erzählt von Jean Blomart, einem Mann, der zwischen persönlicher Verantwortung und politischem Engagement hin- und hergerissen ist.

Was mich sofort ergriffen hat, war die Frage, die sich wie ein roter Faden durch den Text zieht: Inwieweit darf man das Leben anderer für eine höhere Sache riskieren? De Beauvoir macht diese Frage nicht theoretisch, sondern konkret, indem sie Jean und seine Geliebte Hélène in Situationen stellt, in denen jede Entscheidung Schuld nach sich zieht. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, selbst in dieser Zwickmühle zu stehen – egal, wie man handelt, man trägt das Blut der anderen mit sich.

Mich beeindruckte besonders, wie intensiv die Autorin das Spannungsverhältnis zwischen individueller Freiheit und kollektiver Verantwortung herausarbeitet. Die Sprache …

reviewed Herr der Fliegen by William Golding (Fischer Taschenbuch, 1462)

William Golding: Herr der Fliegen (Paperback, German language, 1983, S. Fischer Verlag)

Lord of the Flies is a 1954 novel by Nobel Prize-winning British author William Golding. …

Zwischen Zivilisation und Abgrund – Meine beklemmende Erfahrung mit William Goldings Herr der Fliegen

No rating

Herr der Fliegen von William Golding zu lesen, war für mich wie ein Experiment, das außer Kontrolle gerät – faszinierend und gleichzeitig zutiefst verstörend. Auf den ersten Blick wirkt die Ausgangssituation fast harmlos: Eine Gruppe englischer Jungen strandet nach einem Flugzeugabsturz auf einer unbewohnten Insel. Ohne Erwachsene, ohne Regeln, scheint sich hier die Chance auf ein kleines Paradies aufzutun. Doch sehr schnell merkte ich beim Lesen, dass es in Wahrheit um etwas ganz anderes geht: um die Zerbrechlichkeit der Zivilisation und die dunklen Instinkte, die in uns allen schlummern.

Anfangs versuchen die Jungen, Ordnung herzustellen. Sie wählen einen Anführer, sie bauen Strukturen auf. Ralph, der um Vernunft und Gemeinschaft bemüht ist, wirkt für mich wie der letzte Halt im Chaos. Doch schon bald übernehmen Angst und Machtgier das Ruder. Jack, der Gegenspieler, verführt mit Jagd, Gewalt und einem Gefühl von Zugehörigkeit. Ich ertappte mich dabei, wie mich diese Dynamik gleichzeitig …

Aldous Huxley: The Doors of Perception and Heaven and Hell (Perennial Classics) (2004, Harper Perennial Modern Classics)

The Doors of Perception is an autobiographical book written by Aldous Huxley. Published in 1954, …

Farben, Formen, Bewusstsein – Meine Reise mit Aldous Huxleys Die Pforten der Wahrnehmung

Die Pforten der Wahrnehmung von Aldous Huxley zu lesen, war für mich, als würde ich einem Menschen beim präzisen, fast wissenschaftlichen Beschreiben eines Traums zuhören – eines Traums, den er bei vollem Bewusstsein erlebt. Huxley schildert darin seine Erfahrung mit Meskalin, einer bewusstseinserweiternden Substanz, und untersucht, wie sie seine Wahrnehmung von Raum, Zeit und Wirklichkeit verändert.

Was mich sofort faszinierte, war sein nüchterner, klarer Ton. Er schreibt nicht als Sensationssuchender, sondern als Forscher seines eigenen Geistes. Ich konnte beim Lesen fast sehen, was er sah: intensive Farben, Texturen, die zu atmen scheinen, Alltagsgegenstände, die plötzlich eine unendliche Tiefe besitzen. Ein Stuhl ist für ihn nicht mehr nur ein Stuhl, sondern ein komplexes, fast heiliges Objekt.

Huxley verknüpft seine Eindrücke mit Kunst, Mystik und Psychologie. Besonders seine Bezüge zur Malerei der Präraffaeliten und zur Mystik William Blakes haben mich beeindruckt – dieser Versuch, die subjektive Ekstase in den größeren Kontext menschlicher …