Peter73 reviewed Les Thanatonautes by Bernard Werber
Grenzgänger des Todes: Mein Blick auf Die Thanatonauten
4 stars
Wenn ich Die Thanatonauten von Bernard Werber lese, habe ich das Gefühl, einem großen Experiment beizuwohnen. Für mich ist dieser Roman ein eigensinniger Beitrag zu dem, was wir als französische Literatur kennen: spielerisch, spekulativ, philosophisch und zugleich sehr erzählerisch. Die Grundidee wirkt kühn und beunruhigend zugleich: Der Tod wird zu einem Territorium erklärt, das man wie einen neuen Kontinent erforschen kann. Statt Seele und Jenseits im Religiösen zu belassen, rückt Werber sie in ein quasi-wissenschaftliches Labor.
Ich folge Michael Pinson und den anderen Thanatonauten, die mittels kontrollierter Nahtoderfahrungen Karten des „Kontinents der Toten“ erstellen. Ich spüre beim Lesen eine Mischung aus kindlicher Neugier und Unbehagen: Der Roman verknüpft mythologische Vorstellungen, Bibelzitate, esoterische Motive und futuristische Technik zu einem Mosaik, das mich zugleich fasziniert und irritiert. Je genauer die Forscher die Zonen des Jenseits beschreiben, desto stärker empfinde ich die Anmaßung, alles vermessen zu wollen, sogar den Übergang aus dem …
Wenn ich Die Thanatonauten von Bernard Werber lese, habe ich das Gefühl, einem großen Experiment beizuwohnen. Für mich ist dieser Roman ein eigensinniger Beitrag zu dem, was wir als französische Literatur kennen: spielerisch, spekulativ, philosophisch und zugleich sehr erzählerisch. Die Grundidee wirkt kühn und beunruhigend zugleich: Der Tod wird zu einem Territorium erklärt, das man wie einen neuen Kontinent erforschen kann. Statt Seele und Jenseits im Religiösen zu belassen, rückt Werber sie in ein quasi-wissenschaftliches Labor.
Ich folge Michael Pinson und den anderen Thanatonauten, die mittels kontrollierter Nahtoderfahrungen Karten des „Kontinents der Toten“ erstellen. Ich spüre beim Lesen eine Mischung aus kindlicher Neugier und Unbehagen: Der Roman verknüpft mythologische Vorstellungen, Bibelzitate, esoterische Motive und futuristische Technik zu einem Mosaik, das mich zugleich fasziniert und irritiert. Je genauer die Forscher die Zonen des Jenseits beschreiben, desto stärker empfinde ich die Anmaßung, alles vermessen zu wollen, sogar den Übergang aus dem Leben.
Besonders eindrücklich ist für mich, wie Werber die Reaktionen der lebenden Gesellschaft schildert: Medienhysterie, religiöse Konflikte, kommerzielle Ausbeutung der neuen Erkenntnisse. Die Vision wird zum Marktprodukt, der Tod zur Attraktion. Diese satirischen Momente lassen mich schmunzeln, aber das Lächeln bleibt mir halb im Hals stecken.
Stilistisch erlebe ich den Roman als Mischung aus Abenteuerbericht, pseudo-lexikalischen Einschüben und spiritueller Spekulation. Die kurzen „Enzyklopädie“-Texte strukturieren meine Lektüre wie Randnotizen eines neugierigen, etwas übermütigen Forschers. Am Ende bleibe ich nachdenklich zurück: Nicht die Antwort auf die Frage „Was kommt nach dem Tod?“ ist entscheidend, sondern die Art, wie wir leben, während wir sie stellen. Die Thanatonauten hat mich gelehrt, dass jede Grenzüberschreitung ihren Preis hat – gerade dann, wenn sie sich wissenschaftlich nennt.







