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Aldous Huxley: The Doors of Perception and Heaven and Hell (Perennial Classics) (2004, Harper Perennial Modern Classics)

The Doors of Perception is an autobiographical book written by Aldous Huxley. Published in 1954, …

Farben, Formen, Bewusstsein – Meine Reise mit Aldous Huxleys Die Pforten der Wahrnehmung

Die Pforten der Wahrnehmung von Aldous Huxley zu lesen, war für mich, als würde ich einem Menschen beim präzisen, fast wissenschaftlichen Beschreiben eines Traums zuhören – eines Traums, den er bei vollem Bewusstsein erlebt. Huxley schildert darin seine Erfahrung mit Meskalin, einer bewusstseinserweiternden Substanz, und untersucht, wie sie seine Wahrnehmung von Raum, Zeit und Wirklichkeit verändert.

Was mich sofort faszinierte, war sein nüchterner, klarer Ton. Er schreibt nicht als Sensationssuchender, sondern als Forscher seines eigenen Geistes. Ich konnte beim Lesen fast sehen, was er sah: intensive Farben, Texturen, die zu atmen scheinen, Alltagsgegenstände, die plötzlich eine unendliche Tiefe besitzen. Ein Stuhl ist für ihn nicht mehr nur ein Stuhl, sondern ein komplexes, fast heiliges Objekt.

Huxley verknüpft seine Eindrücke mit Kunst, Mystik und Psychologie. Besonders seine Bezüge zur Malerei der Präraffaeliten und zur Mystik William Blakes haben mich beeindruckt – dieser Versuch, die subjektive Ekstase in den größeren Kontext menschlicher …

Jorge Luis Borges: Das Aleph. El Aleph. Erzählungen 1944 - 1952. ( Werke in 20 Bänden, 6). (Paperback, German language, 1992, Fischer (Tb.), Frankfurt)

In Borges' story, the Aleph is a point in space that contains all other points. …

Ein Punkt, alle Welten – Meine Begegnung mit Jorge Luis Borges’ Das Aleph

Das Aleph von Jorge Luis Borges zu lesen, war für mich wie das vorsichtige Öffnen einer Tür, hinter der nicht nur ein Raum, sondern unendlich viele Räume liegen. Die titelgebende Erzählung, eine der bekanntesten aus Borges’ Werk, beginnt fast unscheinbar: mit der Erinnerung des Erzählers an eine verlorene Liebe, Beatriz Viterbo, und seinen jährlichen Besuchen bei ihrem Cousin Carlos Argentino Daneri.

Daneri ist eine exzentrische Figur, die sich in ein ambitioniertes, aber literarisch fragwürdiges Projekt verrannt hat: ein Gedicht, das die gesamte Erde beschreibt. Erst nach und nach enthüllt er dem Erzähler das Geheimnis seines Hauses – im Keller, so behauptet er, befindet sich das Aleph, ein Punkt im Raum, der alle anderen Punkte enthält.

Als der Erzähler schließlich in das Aleph blickt, beschreibt er das Unmögliche: Er sieht die gesamte Welt, jeden Ort, jeden Menschen, jede Handlung, gleichzeitig und aus allen Perspektiven. Ich las diese Passage mit einer Mischung …

reviewed Grass Harp, The by Truman Capote

Truman Capote: Grass Harp, The (Paperback, 1996, Vintage)

Set in a small Southern town in the 1930s, this classic work tells the story …

Ein Baumhaus voller Stimmen – Meine leise Begegnung mit Truman Capotes Die Grasharfe

Als ich Die Grasharfe las, hatte ich das Gefühl, in eine Welt zu treten, die zugleich märchenhaft und ganz real ist. Truman Capote erzählt von dem jungen Collin, der nach dem Tod seiner Mutter bei zwei exzentrischen Tanten aufwächst – Verena, pragmatisch und geschäftstüchtig, und Dolly, sanft, verträumt, mit einer Vorliebe für Heilkräuter und Geschichten.

Der Wendepunkt kommt, als Dolly sich weigert, einem ihrer Kunden ein Stück Land zu verkaufen. Sie, Collin und die verschrobene Haushälterin Catherine ziehen sich in ein Baumhaus zurück, hoch oben in einer großen Linde. Dort entsteht eine fragile, freie Gemeinschaft, fernab von den Erwartungen der Kleinstadt. Beim Lesen spürte ich, wie dieser Rückzugsort nicht nur Schutzraum, sondern auch ein Ort der Selbstfindung ist.

Capotes Sprache ist leise und doch reich an Bildern. Er schafft es, alltägliche Gesten und Begegnungen mit einer Wärme zu durchdringen, die mich mehrmals innehalten ließ. Besonders die „Grasharfe“ – der Klang …

Jane Austen: Northanger Abbey (Hardcover, Deutsch language, 2016, dtv)

Catherine Morland ist für Jane Austen eine ungewöhnliche Romanheldin: zwar ist sie jung und tugendhaft, …

Zwischen Romanfantasie und Wirklichkeit – Mein vergnüglicher Aufenthalt in Jane Austens Northanger Abbey

Als ich Northanger Abbey las, hatte ich das Gefühl, eine liebevolle Parodie zu betreten – ein Augenzwinkern an alle, die sich schon einmal von Büchern in fremde Welten entführen ließen. Die junge Catherine Morland, unschuldig, lebhaft und mit einem Kopf voller Schauerromane, ist eine Heldin, die mir sofort ans Herz gewachsen ist.

Austen begleitet Catherine von ihrem beschaulichen Heimatdorf ins gesellschaftliche Treiben von Bath. Ich konnte fast das Murmeln in den Ballsälen hören, das Rascheln der Kleider spüren. Catherine begegnet neuen Freunden, darunter der charmante Henry Tilney, und wird schließlich eingeladen, seine Familie in deren Landsitz Northanger Abbey zu besuchen.

Hier beginnt die eigentliche Komödie: Catherines Fantasie, gefüttert von Gothic Novels, verwandelt das alte Haus in eine Bühne für Geheimnisse und Gefahren, die es gar nicht gibt. Ich habe mich köstlich amüsiert – und zugleich gespürt, wie Austen die Grenzen zwischen Einbildung und Realität mit feiner Ironie auslotet.

Was mich …

The play concerns a trusted general who secretly lusts for power. Encouraged by the prophecies …

Blut, Schuld und Schatten – Mein innerer Abstieg mit Shakespeares Macbeth

Macbeth von William Shakespeare zu lesen war für mich wie ein kontrollierter Sturz in die Dunkelheit. Ich kannte die groben Züge der Handlung – ein schottischer General, eine Prophezeiung, ein Königsmord –, aber nichts hatte mich auf die Wucht vorbereitet, mit der mich diese Tragödie getroffen hat.

Macbeth beginnt als Held. Tapfer, loyal, verehrt. Und doch reicht eine Begegnung mit drei Hexen, ein Hauch von Machtversprechen, um ihn in Bewegung zu setzen – hin zu einem inneren Abgrund, der mit jedem Schritt dunkler wird. Ich konnte nicht anders, als ihn zu begleiten. Und dabei wurde mir schnell klar: Der wahre Kampf spielt sich nicht auf dem Schlachtfeld ab, sondern im Kopf.

Was mich am meisten erschüttert hat, war die Sprache. Shakespeares Worte sind messerscharf, poetisch und grausam zugleich. Die berühmten Monologe – „Ist dies ein Dolch, der vor mir schwebt?“ oder „Morgen, und morgen, und wieder ein Morgen“ – haben …

Marguerite Duras: Der Liebhaber. (Paperback, German language, Suhrkamp)

L'Amant est une autofiction française (un roman en partie autobiographique) de Marguerite Duras publiée en …

Zwischen Schweigen und Verlangen – Meine Reise mit Der Liebhaber von Marguerite Duras

Der Liebhaber von Marguerite Duras hat mich nicht angeschrien. Es hat geflüstert. Und gerade dieses leise, zurückhaltende Erzählen war es, das mich vollkommen eingenommen hat. Ich hatte das Gefühl, ich würde durch Erinnerungen wandern, die längst verblasst sein sollten – und doch brannten sie sich mit jeder Seite tiefer in mich hinein.

Die namenlose Ich-Erzählerin blickt auf ihre Jugend im kolonialen Indochina zurück. Ihre Affäre mit einem reichen chinesischen Mann – sie, fünfzehn; er, zwölf Jahre älter – wird nicht romantisiert. Sie beschreibt ihn nicht mit Verklärung, sondern mit einer fast schmerzhaften Klarheit. Und genau das traf mich: Die Beziehung ist körperlich, flüchtig, gesellschaftlich unmöglich. Und doch trägt sie eine stille, ungelebte Intensität in sich, die mich durch das ganze Buch begleitet hat.

Duras schreibt elliptisch, fragmentarisch. Es gibt keine klassische Handlung, keine lineare Entwicklung – nur Erinnerungsfetzen, Gedanken, Bilder. Ich musste mich einlassen, zuhören, nachspüren. Und irgendwann merkte ich, …

J. D. Salinger: Der Fänger im Roggen (German language, 1962, k & w)

...Falls Sie wirklich meine Geschichte hören wollen, so möchten Sie wahrscheinlich vor allem wissen, wo …

Zwischen Zynismus und Sehnsucht: Mein Streifzug mit Der Fänger im Roggen

Als ich Der Fänger im Roggen von J. D. Salinger las, hatte ich nicht erwartet, mich so sehr mit einem jugendlichen Ausreißer zu identifizieren. Holden Caulfield, der Ich-Erzähler, ist wütend, verloren, gelangweilt – aber auch ehrlich, verletzlich und zutiefst menschlich. Ich habe gelacht, den Kopf geschüttelt, mich genervt gefühlt – und war am Ende berührt.

Die Geschichte begleitet Holden durch ein paar Tage in New York, nachdem er vom Internat fliegt. Klingt banal – ist es aber nicht. Denn was eigentlich passiert, spielt sich in seinem Inneren ab: seine Wut auf die „Verlogenen“, seine Angst vor dem Erwachsenwerden, seine Suche nach etwas Echtem in einer Welt voller Fassade.

Ich habe seine innere Zerrissenheit gespürt, besonders in den kleinen Momenten – wenn er über seine kleine Schwester Phoebe spricht oder einfach nur ziellos durch die Stadt streift. Diese Mischung aus Rebellion und kindlicher Sehnsucht hat mich mitgenommen.

Salingers Sprache ist schlicht, …

Truman Capote: In Cold Blood (Hardcover, 2013, Modern Library)

On November 15, 1959, in the small town of Holcomb, Kansas, four members of the …

Eiskalt und Erschütternd: Mein Blick in die Tiefe von Kaltblütig von Truman Capote

Kaltblütig zu lesen war für mich wie durch ein Fenster in eine andere, verstörende Realität zu schauen – eine Realität, die erschreckend konkret und gleichzeitig völlig surreal wirkte. Truman Capote beschreibt den brutalen Mord an der Familie Clutter in einem kleinen Ort in Kansas – und er tut das mit einer Präzision und Kälte, die mich immer wieder schlucken ließ.

Ich wusste von Anfang an, was passiert war. Und doch wurde es nie langweilig. Im Gegenteil: Die Art, wie Capote Täter und Opfer beschreibt – mit psychologischer Tiefe, mit einem beinahe dokumentarischen Blick – ließ mich nie zur Ruhe kommen. Ich fühlte Wut, Mitleid, Ekel, Faszination – manchmal alles gleichzeitig.

Was mich besonders beeindruckt hat, war, wie Capote das Böse nicht einfach dämonisiert. Er schaut genau hin, zerlegt Motive, zeigt Strukturen – und zwingt mich als Leser, meine moralischen Sicherheiten zu hinterfragen.

Es ist kein Krimi. Es ist eine …