Peter73 reviewed Three Guineas by Virginia Woolf
Drei Guineen, drei Wege: Mein Blick auf „Three Guineas“
4 stars
Ich lese „Three Guineas“ von Virginia Woolf als brisante Briefkorrespondenz mit der Öffentlichkeit. Ausgangspunkt ist eine scheinbar einfache Frage: Wie lässt sich Krieg verhindern. Woolf antwortet in der Form eines höflichen, beharrlichen Widerspruchs. Sie verknüpft Bilder von Uniformen und militärischer Pracht mit den geschlossenen Türen von Colleges, Berufen und Clubs. Während ich folge, spüre ich, wie das Private und das Politische ineinander greifen. Die Erniedrigungen, die Frauen in Bildung und Beruf erfahren, sind für Woolf Keimzellen jener Autoritätskultur, die Kriege möglich macht. Der Ton bleibt gelassen, doch unter der Ruhe vibriert Entschlossenheit.
Die drei Guineen strukturieren den Text und meine Lektüre. Die erste spende ich mit ihr an die Bildung von Frauen, damit geistige Unabhängigkeit und ein eigenes Einkommen entstehen. Die zweite geht an eine Vereinigung, die Frauen den Zugang zu professionellen Laufbahnen sichert, allerdings ohne die Werte der Hierarchie zu kopieren. Die dritte richtet sich an die Bewegung …
Ich lese „Three Guineas“ von Virginia Woolf als brisante Briefkorrespondenz mit der Öffentlichkeit. Ausgangspunkt ist eine scheinbar einfache Frage: Wie lässt sich Krieg verhindern. Woolf antwortet in der Form eines höflichen, beharrlichen Widerspruchs. Sie verknüpft Bilder von Uniformen und militärischer Pracht mit den geschlossenen Türen von Colleges, Berufen und Clubs. Während ich folge, spüre ich, wie das Private und das Politische ineinander greifen. Die Erniedrigungen, die Frauen in Bildung und Beruf erfahren, sind für Woolf Keimzellen jener Autoritätskultur, die Kriege möglich macht. Der Ton bleibt gelassen, doch unter der Ruhe vibriert Entschlossenheit.
Die drei Guineen strukturieren den Text und meine Lektüre. Die erste spende ich mit ihr an die Bildung von Frauen, damit geistige Unabhängigkeit und ein eigenes Einkommen entstehen. Die zweite geht an eine Vereinigung, die Frauen den Zugang zu professionellen Laufbahnen sichert, allerdings ohne die Werte der Hierarchie zu kopieren. Die dritte richtet sich an die Bewegung gegen den Krieg, jedoch unter Bedingungen. Woolf fordert die Haltung einer „Gesellschaft der Außenseiterinnen“ ein. Keine Uniformen, keine leeren Rituale, keine Loyalitäten, die Denken ersticken. Ich bewundere die Nüchternheit, mit der sie Spenden an Prinzipien bindet.
Stilistisch begegnet mir eine kunstvolle Sachlichkeit. Zitate, Anmerkungen und Fotografien schärfen die Ränder der Argumente. Woolf zeigt die Verwandtschaft zwischen dem Tyrannen im Haus und dem Tyrannen im Staat. Sie bittet nicht um Platz am Tisch, sie verändert den Tisch. Beim Lesen empfinde ich Respekt und Unbehagen zugleich. Respekt vor der Klarheit ihrer Forderungen, Unbehagen angesichts der Aktualität. „Three Guineas“ fragt mich, wohin ich mein eigenes Geld, meine Zeit und meinen Gehorsam lenke. Am Ende bleibt für mich eine Handlungsmaxime. Unabhängigkeit zuerst, Bildung als Schutz, und Widerstand gegen jede Form der Vereinnahmung, damit Frieden mehr ist als eine dekorative Parole.







