cochise reviewed Complicated Fun by Cyn Collins
Review of 'Complicated Fun' on 'Goodreads'
4 stars
Wenn man Leute fragt, was ihnen beim Thema Musik aus Minneapolis / St. Paul einfällt, wird die große Mehrheit wohl nur Prince nennen können. Nur Musiknerds werden einem dann noch The Jayhawks, The Hold Steady, Soul Asylum oder Hüsker Dü und The Replacements nennen können.
Dass die Twin Cities seit den Siebzigern eine überaus lebendige Musikszene hat, die in den früheren Achtzigern den Vergleich mit New York nicht scheuen musste wird viele überraschen.
Wie es dazukam erzählt Cyn Collins in diesem Buch. Cyn Collins ist eine renommierte DJane beim Community Radio KFAI und hat für dieses Buch mit fast allen relevanten Persönlichkeiten der Szene sprechen können.
Wie viele aktuelle Musikbücher überlässt sie das Erzählen voll und ganz den Protagonist:innen. In Deutschland ist dieses Verfahren durch Jürgen Treipels „Verschwende Deine Jugend“ bekannt geworden. Somit bekommt man ein Potpourri der vielfältigsten Erinnerungen präsentiert.
Collins geht chronologisch vor und setzt 1974 ein. Es …
Wenn man Leute fragt, was ihnen beim Thema Musik aus Minneapolis / St. Paul einfällt, wird die große Mehrheit wohl nur Prince nennen können. Nur Musiknerds werden einem dann noch The Jayhawks, The Hold Steady, Soul Asylum oder Hüsker Dü und The Replacements nennen können.
Dass die Twin Cities seit den Siebzigern eine überaus lebendige Musikszene hat, die in den früheren Achtzigern den Vergleich mit New York nicht scheuen musste wird viele überraschen.
Wie es dazukam erzählt Cyn Collins in diesem Buch. Cyn Collins ist eine renommierte DJane beim Community Radio KFAI und hat für dieses Buch mit fast allen relevanten Persönlichkeiten der Szene sprechen können.
Wie viele aktuelle Musikbücher überlässt sie das Erzählen voll und ganz den Protagonist:innen. In Deutschland ist dieses Verfahren durch Jürgen Treipels „Verschwende Deine Jugend“ bekannt geworden. Somit bekommt man ein Potpourri der vielfältigsten Erinnerungen präsentiert.
Collins geht chronologisch vor und setzt 1974 ein. Es wird geschildert, wie Minneapolis von den musikalischen Entwicklungen in London, New York und Detroit infiziert wurde und Punk und New Wave hier auf eine Musikszene trafen, die bis dahin von Coverbands und Bluescombos dominiert wurde. Mit Punk wurde die Szene vollkommen umgekrempelt. Die ersten Lokalhelden waren die Suicide Commandos.
Collins lässt nicht nur die ehemaligen Bandmitglieder zu Wort kommen, auch Menschen, die mit Plattenläden und Clubs die Struktur für die Entwicklung der Musikszene schufen, kommen zu Wort. Manche waren dafür so wichtig, dass ihnen ganze Kapitel in dem Buch gewidmet werden. So wird im Verlauf des Buches immer deutlicher, dass das pulsierende Herz der Szene dort der Club Jay‘s Longhorn war. Er war nicht nur der erste Club, der jungen aufstrebenden Bands Auftrittsmöglichkeiten bot, sondern hier trat auch alles auf, was in Punk und New Wave Rang und Namen hatte. Wenn man die Erinnerungen dazu liest, wird man den Eindruck nicht los, dass es ein magischer Ort gewesen sein muss.
Auch das wichtigste lokale Plattenlabel Twin/Tone Records wird ausgiebig beleuchtet. Hier haben alle veröffentlicht, bevor sie den Majors wechselten.
1984/85 war dann der absolute Höhepunkt der Musik aus Minnesota. Hüsker Dü veröffentlichten ihr Meisterwerk „Zen Arcade“, The Replacements brachten „Tim“ heraus und Prince wurde für „Purple Rain“ gefeiert. Hier kommt dann auch das Buch zu seinem Ende, aber die Musikszene der Twin Cities ist weiter ungemein vital.
Am Buch ist einzig zu bedauern, dass kein Mitglied der Replacements oder Hüsker Düs zu Wort kommt. Warum das so ist, darüber kann man nur spekulieren.
Ungeachtet dessen gibt das Buch in eine Szene und Zeit, die man gerne live vor Ort miterlebt hätte.