Review of 'Der Spaziergang von Rostock nach Syrakus' on 'Goodreads'
4 stars
Friedrich Christian Delius hat hier eine Novelle vorgelegt, die die Geschichte des DDR-Bürgers Paul Gombitz erzählt, der einmal in seinem Leben nach Italien reisen möchte. Er möchte nach Italien reisen, aber auch wieder in die DDR zurückkehren können.
Die Geschichte setzt 1981 ein. Zu diesem Zeitpunkt sind Italienreisen für DDR-Bürger höchstens in der Phantasie vorstellbar. Das genügt Gombitz aber nicht, er will das Land mit eigenen Augen sehen. Diese Sehnsucht hat er, seit er als Schüler Johann Gottfried Seumes „Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802“ gelesen hatte.
Gombitz ist dabei ein abgestürzter Intellektueller, das heißt, weil er sich unbotmäßig verhielt, durfte er sein Studium nicht beenden und schlägt sich seitdem als Kellner an der Ostsee durch. Da seine verschiedenen Versuche, auf legale Art und Weise sich eine Italienfahrt zu ermöglichen vom DDR-System von Anfang an zunichte gemacht werden, entschließt er sich das Land auf illegale Art und Weise zu verlassen. …
Friedrich Christian Delius hat hier eine Novelle vorgelegt, die die Geschichte des DDR-Bürgers Paul Gombitz erzählt, der einmal in seinem Leben nach Italien reisen möchte. Er möchte nach Italien reisen, aber auch wieder in die DDR zurückkehren können.
Die Geschichte setzt 1981 ein. Zu diesem Zeitpunkt sind Italienreisen für DDR-Bürger höchstens in der Phantasie vorstellbar. Das genügt Gombitz aber nicht, er will das Land mit eigenen Augen sehen. Diese Sehnsucht hat er, seit er als Schüler Johann Gottfried Seumes „Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802“ gelesen hatte.
Gombitz ist dabei ein abgestürzter Intellektueller, das heißt, weil er sich unbotmäßig verhielt, durfte er sein Studium nicht beenden und schlägt sich seitdem als Kellner an der Ostsee durch. Da seine verschiedenen Versuche, auf legale Art und Weise sich eine Italienfahrt zu ermöglichen vom DDR-System von Anfang an zunichte gemacht werden, entschließt er sich das Land auf illegale Art und Weise zu verlassen.
Die sieben Jahre Planung dieses „illegalen Grenzdurchbruchs“ nehmen bei Delius knapp zwei Drittel der 160 Seiten dieses Buches ein. Er erzählt dies bündig mit stetig wachsender Spannung, aber auch mit einer Lakonie, die dem Leser manches Lächeln entlockt.
Die eigentliche Reise durch die alte Bundesrepublik, Österreich und das Traumland Italien handelt Delius dann im letzten Drittel des Buches ab, was ein wenig irritiert. Denn hier geht vieles vom Witz und dem Feinsinn, den der DDR-Teil des Buches auszeichnet verloren. Es werden viele Klischees bedient, die man von Gombitz zu Beginn so nicht erwartet hätte. Es folgt dem Mantra „Es ist nicht alles gut im goldenen Westen“, das viele Westintellektuelle in den Achtzigern wiederholten. Hier spricht dann doch wohl eher der Autor als seine Figur.
Den Schluss bildet die Rückkehr in die DDR, natürlich mit Stasiknast und Wiedereinbürgerungslager. Obwohl zeitlich im September 1988 angesiedelt lässt Delius hier schon das bald eintretende Ende der DDR anklingen, was zu diesem Zeitpunkt aber wohl nur den wenigsten denkbar erschien.
Alles in allem präsentiert Delius hier eine achtjährige Geschichte auf das wesentlichste reduziert, was beeindruckt, denn man hätte daraus auch gut und gerne 400-500 Seiten daraus machen können. Dass sich Delius so kurz hält, aber trotzdem alles Aspekte der Geschichte ausleuchtet, beeindruckt.
Und noch beeindruckender wird es, wenn man weiß, dass die diese Geschichte auf wahren Tatsachen beruht. Im Jahr 1988 ist Klaus Müller wirklich nach siebenjähriger Planung von Hiddensee nach Dänemark gesegelt, um Italien besuchen zu können und anschließend wieder zurückzukehren. Mit diesem Buch hat ihm Delius ein literarisches Denkmal gesetzt.