cochise reviewed Der Hammer by Dirk Stermann
Review of 'Der Hammer' on 'Goodreads'
5 stars
Dirk Stermann, die deutsche Hälfte des deutsch-österreichischen Kabarettduos Grissemann und Stermann, hat mit „Der Hammer“ seinen vierten Roman vorgelegt.
Nach dem er mit „Sechs Österreicher unter den ersten Fünf“ seine eigene österreichische Biografie literarisch verarbeitet hat, folgten mit „Stoß im Himmel“ und „Der Junge bekommt das Gute zuletzt“ eher zwei schwächere Werke.
Mit „Der Hammer“ legt Stermann nun einen historischen Roman vor. Er erzählt die Lebensgeschichte des österreichischen Orientalisten Joseph von Hammer-Purgstall, aus Grazer Kleinadel stammend, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einer der führenden Wissenschaftler war. Er stand in engem Austausch mit Goethe, von Humboldt, de Balzac und anderen Geistesgrößen dieser Zeit.
Mit dieser literarischen Biografie zeichnet Stermann zugleich ein farbenprächtiges Porträt des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Ihm gelingt es ausgezeichnet, das normale Leben dieser Zeit wiederzugeben. Man kann die Städte förmlich riechen in diesem Roman, das verdreckte Wien, die Gärten Konstantinopels oder die englischen …
Dirk Stermann, die deutsche Hälfte des deutsch-österreichischen Kabarettduos Grissemann und Stermann, hat mit „Der Hammer“ seinen vierten Roman vorgelegt.
Nach dem er mit „Sechs Österreicher unter den ersten Fünf“ seine eigene österreichische Biografie literarisch verarbeitet hat, folgten mit „Stoß im Himmel“ und „Der Junge bekommt das Gute zuletzt“ eher zwei schwächere Werke.
Mit „Der Hammer“ legt Stermann nun einen historischen Roman vor. Er erzählt die Lebensgeschichte des österreichischen Orientalisten Joseph von Hammer-Purgstall, aus Grazer Kleinadel stammend, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einer der führenden Wissenschaftler war. Er stand in engem Austausch mit Goethe, von Humboldt, de Balzac und anderen Geistesgrößen dieser Zeit.
Mit dieser literarischen Biografie zeichnet Stermann zugleich ein farbenprächtiges Porträt des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Ihm gelingt es ausgezeichnet, das normale Leben dieser Zeit wiederzugeben. Man kann die Städte förmlich riechen in diesem Roman, das verdreckte Wien, die Gärten Konstantinopels oder die englischen Kriegsschiffe. Stermann versucht dieser Epoche so nach wie möglich zu kommen. So übernimmt er auch den Sprachduktus der damaligen Zeit. Was manchmal ein wenig geschwollen klingt, aber was wohl damals auch so klar.
Mit Joseph von Hammer hat der Roman einen überaus eitlen Hauptdarsteller, der alle um sich herum für ihr Unwissen und ihre Dummheit verachtet. Er träumt Sein ganzes Leben lang davon österreichischer Botschafter an der Hohen Pforte zu werden, bleibt aber als Hofdolmetscher am Wiener Hof stecken, während „Speichellecker“ und „rückgratlose Karrierewesen“ aufstiegen.
Er zieht sich immer mehr in die Wissenschaft zurück. Für ihn zählen nur die Schriften und Bücher des Orients. Revolutionen und politische Umstürze nimmt er war, aber seine eigene Realität findet er nur in den Schriften.
Seine Eitelkeit nimmt den Leser nicht unbedingt für ihn ein, aber trotzdem leidet man mit ihm, ob der immerwährenden Demütigungen durch Metternich und von Gentz.
Wie schon in seinen früheren Büchern und Kabarettprogrammen glänzt Stermann auch hier wieder mit einer unbändigen Sprach- und Fabulierlust. Es ist ein Spaß seine Beschreibungen von Orten oder Personen zu lesen. So beschreibt er den Grafen Stadion wie folgt, „Seine Augen hingen traurig neben der Nase, als würden sie jeden Moment aus dem verzagten Gesicht fallen.“ und den Zustand der Wiener Straßen beschreibt er so: „Seine Füße versanken im Boden, der infolge einer riesigen Ansammlung von Scheiße und der verfaulten Rückstände von Aas und Leichen halber wie Brei, fast flüssig wirkte.“
Somit gelingt diesem Buch anhand der Biografie eines heute halbvergessenen Gelehrten ein Gesellschaftspanorama einer Welt in einem grundlegenden Wandel, an der auch ein Joseph von Hammer seinen maßgeblichen Anteil hatte. Zumindest Dirk Stermann hat ihm jetzt ein hübsches kleines Denkmal gesetzt.