cochise reviewed Gegen den Strich. by Joris-Karl Huysmans
Review of 'Gegen den Strich.' on 'Goodreads'
5 stars
Dieser Roman ist ein Buch, welches eine neue Literaturgattung begründete, die des Symbolismus. Mit seinem Buch über den Adligen Jean Floressas des Esseintes erzählt Huymans die Geschichte eines Einzelgängers, der sich nach Ausschweifungen von der Welt angewidert in sein Haus nach Fontenay zurückzieht, um hier sein Leben in völliger „decadence“ zu perfektionieren. Das deutsche Wort „Dekadenz“ erfasst nur unzureichend, was für ein Leben des Esseintes da anstrebte, eben eine verfeinertes, exklusives, raffiniertes, möglichst künstliches Leben, ein Leben, welches sich vom standardisierten Leben der Gesellschaft radikal unterschied. Gegen den Strich, eben!
Für des Esseintes ist alles dem Ästhetizismus unterworfen, von der Einrichtung seiner Zimmer, seine Bibliothek, die Pflanzen in seinem Haus, ja sogar das Essen. Er ist vom alltäglichen Leben so angewidert, dass er seine Hausangestellten ihre Arbeiten so zu verrichten, dass sie ihm nicht unter die Augen treten.
Über viele Kapitel beschreibt Huysmans nur die Einrichtung des Hauses und die …
Dieser Roman ist ein Buch, welches eine neue Literaturgattung begründete, die des Symbolismus. Mit seinem Buch über den Adligen Jean Floressas des Esseintes erzählt Huymans die Geschichte eines Einzelgängers, der sich nach Ausschweifungen von der Welt angewidert in sein Haus nach Fontenay zurückzieht, um hier sein Leben in völliger „decadence“ zu perfektionieren. Das deutsche Wort „Dekadenz“ erfasst nur unzureichend, was für ein Leben des Esseintes da anstrebte, eben eine verfeinertes, exklusives, raffiniertes, möglichst künstliches Leben, ein Leben, welches sich vom standardisierten Leben der Gesellschaft radikal unterschied. Gegen den Strich, eben!
Für des Esseintes ist alles dem Ästhetizismus unterworfen, von der Einrichtung seiner Zimmer, seine Bibliothek, die Pflanzen in seinem Haus, ja sogar das Essen. Er ist vom alltäglichen Leben so angewidert, dass er seine Hausangestellten ihre Arbeiten so zu verrichten, dass sie ihm nicht unter die Augen treten.
Über viele Kapitel beschreibt Huysmans nur die Einrichtung des Hauses und die Sortierung der Bücher in der Bibliothek. In inneren Monologen lässt er des Esseintes seine ästhetischen Maxime und Bewertungen zu Büchern und Schriften referieren. Aufgrund dessen ist der Roman immer wieder als Roman ohne Handlung bezeichnet worden. Was nicht stimmt, denn mit seinem Buch liefert Huysmans die genaue Analyse und Beschreibung einer psychischen Neurose. Deren Ursachen liegen in der Flucht in die Isolation einer vollkommen künstlichen Welt ohne die notwendige Auseinandersetzung mit der eigenen Umwelt und Gegenwart.
Obwohl Huysmans „Held“ letztendlich mit seinem Lebensplan scheitert, hat er trotzdem den Prototyp des perfekten Dandys geschaffen, der für viele zum Vorbild wurde (Wilde, George, Verlaine).
Das Huysmans eigentlich als Naturalist begonnen hat, merkt man dem Werk deutlich an, denn die Beschreibungen von des Esseintes Lebenswelt sind so genau und feingliedrig, wie man sie aus den Werken Zolas kennt. Die Besonderheit liegt hier darin, dass er diese Mittel auf den Ästhetizismus anwendet. Und somit zum Wegbereiter für die Gattung des Symbolismus wurde.