Kathrin Passig reviewed Bailey's Cafe by Gloria Naylor (Vintage contemporaries)
Review of "Bailey's Cafe" on 'Goodreads'
3 stars
Nach der Hälfte habe ich nur aus Pflichtgefühl weitergelesen, weil ich das Buch halt schon mal gekauft hatte, aber das war gut so, denn es wird dann wieder etwas besser. Es hat mehrere gute Stellen und gute Kapitel, und das, was in vielen Rezensionen bemängelt wird – lose zusammenhängende Geschichten, bei denen man nicht immer weiß, wer gerade erzählt – hat mich nicht gestört. Aber ich fürchte, ich kann einfach Magischen Realismus nicht leiden, er kommt mir ununterscheidbar von Kitsch vor: ein Mann sieht einer obdachlosen Alkoholikerin in die Augen, erkennt darin eine verletzte Vierjährige, bietet ihr die Heirat an und wird abgelehnt: "She knew this dear sweet man was offering her the moon, but she could give him the stars", ein Baby wird in regenbogenfarbigem Zauberglitzerlicht geboren. Ich glaube, was mich stört, ist dasselbe wie bei N.K. Jemisins "The Fifth Season": das Böse ist komplex, aber das Gute …
Nach der Hälfte habe ich nur aus Pflichtgefühl weitergelesen, weil ich das Buch halt schon mal gekauft hatte, aber das war gut so, denn es wird dann wieder etwas besser. Es hat mehrere gute Stellen und gute Kapitel, und das, was in vielen Rezensionen bemängelt wird – lose zusammenhängende Geschichten, bei denen man nicht immer weiß, wer gerade erzählt – hat mich nicht gestört. Aber ich fürchte, ich kann einfach Magischen Realismus nicht leiden, er kommt mir ununterscheidbar von Kitsch vor: ein Mann sieht einer obdachlosen Alkoholikerin in die Augen, erkennt darin eine verletzte Vierjährige, bietet ihr die Heirat an und wird abgelehnt: "She knew this dear sweet man was offering her the moon, but she could give him the stars", ein Baby wird in regenbogenfarbigem Zauberglitzerlicht geboren. Ich glaube, was mich stört, ist dasselbe wie bei N.K. Jemisins "The Fifth Season": das Böse ist komplex, aber das Gute ist wie eine Glückwunschkarte mit Rehlein und Regenbögen. Und ja, das sind beides schwarze Autorinnen und ja, ich frage mich, ob das vielleicht kein Zufall ist und das Problem bei mir liegt. Ich merke gerade, dass es mir bei "Beloved" von Toni Morrison auch schon so ging, das ist doch sehr verdächtig, ich werde noch mal mein Kitschverständnis überdenken.