Eigentlich passiert fast nichts, und ich bin kein Fan von Büchern ohne Handlung. Trotzdem war ich ganz zufrieden. Das liegt zum Teil daran, dass das Nichtspassieren kompetent erzählt wird, vor allem aber am Hintergrund: Die ganze teenage angst spielt sich in einem kanadischen Mennonitendorf ab, darüber wusste ich bisher gar nichts, und das hat alles interessant gemacht.
Seventeen-year-old Avery Anderson is convinced her senior year is ruined when she’s uprooted from her …
Review of 'We Deserve Monuments' on 'Goodreads'
3 stars
Ich fand manches sehr gut, vor allem, wie sich in der ersten Hälfte fast alle um konstruktiven Umgang mit Problemen bemühen und nicht noch zusätzlich neue Konflikte an Stellen eingebaut sind, an denen sie eigentlich zu erwarten wären (erster Tag an neuer weißer Südstaaten-Highschool zum Beispiel). Aber viele andere Details haben mich gestört, vor allem langweilige Dialoge und eine in der zweiten Hälfte zerfließende Handlung.
20% großartige Beiträge, 5% zweifelhafter Mist, dazwischen ein sehr solides Mittelfeld. Ich war die ganze Zeit froh, dass wenigstens ab und zu jemand aus Statusmeldungen ein Buch macht, damit diese ganze Herrlichkeit nicht einfach verlorengeht. Es war auch überraschend gut alles am Stück zu lesen. Oft geht es mir bei Büchern, die ursprünglich nach und nach im Internet erschienen sind, so, dass ich den Inhalt in dieser Konzentration schnell satt habe, aber hier nicht.
Gelesen, weil ich "Der Gesang der Fledermäuse" sehr mochte. Es hat viele schöne Stellen, aber insgesamt ist es halt eine Notizensammlung aus dem Dorfleben, über lange Strecken ist es, als hörte man einer alten Frau beim Herumreden zu. Es geht viel um Pilze und Pilzrezepte, neuerdings ist ja alles angeblich giftig in den neuen Pilzbüchern, also ich esse ja immer alles und es hat mir noch nicht geschadet, die dummen anderen Leute ernten immer nur zwei Pilzsorten, aber ich, und so weiter. Ich war froh, als es vorbei war (knapp 400 Seiten, fühlte sich länger an).
Gegenwartskompatibilität: Die eine längere Geschichte, die sich durchs Buch zieht, über das Leben der Heiligen Kümmernis, kommt mir dubios vor. Die Hauptfigur möchte gern als Frau leben, es passiert so dies und das, gegen Ende braucht Paschalis aber nur Frauenkleider anzuziehen, um sogleich eine Prostituierte "in den Boden zu hämmern". Kann schon sein, dass …
Gelesen, weil ich "Der Gesang der Fledermäuse" sehr mochte. Es hat viele schöne Stellen, aber insgesamt ist es halt eine Notizensammlung aus dem Dorfleben, über lange Strecken ist es, als hörte man einer alten Frau beim Herumreden zu. Es geht viel um Pilze und Pilzrezepte, neuerdings ist ja alles angeblich giftig in den neuen Pilzbüchern, also ich esse ja immer alles und es hat mir noch nicht geschadet, die dummen anderen Leute ernten immer nur zwei Pilzsorten, aber ich, und so weiter. Ich war froh, als es vorbei war (knapp 400 Seiten, fühlte sich länger an).
Gegenwartskompatibilität: Die eine längere Geschichte, die sich durchs Buch zieht, über das Leben der Heiligen Kümmernis, kommt mir dubios vor. Die Hauptfigur möchte gern als Frau leben, es passiert so dies und das, gegen Ende braucht Paschalis aber nur Frauenkleider anzuziehen, um sogleich eine Prostituierte "in den Boden zu hämmern". Kann schon sein, dass das passiert, aber es kommt mir wie eine grobe und unergiebige literarische Benutzung eines Themas vor, von dem die Autorin irgendwie mal irgendwas gehört hat.
In an isolated chateau, as far north as north goes, the baron’s doctor has died. …
Review of 'Leech' on 'Goodreads'
4 stars
Ich bin schon wieder ins Thema "Verpilzte Herrenhäuser" hineingestolpert. Hier passieren noch viel interessantere Dinge als in den anderen Pilzbüchern, unter anderem ist es eine Geschichte über einen Parasiten, die von einem anderen Parasiten erzählt wird, und das ist eigentlich nur der Anfang. Das letzte Drittel des Buchs besteht nur aus schwafeligem Text, der besser in einer Sammlung "Bonusmaterial" aufgehoben gewesen wäre, deshalb: zwei Sterne für die Gesamtform (es fehlt ein hartherzig kürzendes Lektorat), aber vier für Lesevergnügen im ersten Teil und fünf für die Idee.
Kleine Beschwerde: Wie fahrlässig in den meisten Romanen mit dem Thema Kälte umgegangen wird! Sie taucht nur auf, wenn sie gerade in den Plot passt, und den Rest der Zeit wird weder gefroren noch irgendwie auf die Temperaturen Rücksicht genommen. Mit Hunden übrigens genauso.
Erste Hälfte natürlich besser als zweite Hälfte, aber frag ich dich, wo ist das nicht der Fall? Bei einem Bier schmeckt dir ja auch nicht die zweite Hälfte besser als die erste. So gesehen die Brenner-Bücher keine Ausnahme.
(Auch hier ist wieder ein Wort drin, das ich zwar kannte, aber noch nie geschrieben gesehen habe und zu dem ich auch keine Vorstellung hatte, wie es aussehen könnte, nämlich "Rotzpipm". Es gibt offenbar Wörter, die ohne Buchstabenform in meinem Kopf existieren.)
From Booker and Orange Prize-nominated author Sarah Hall comes the tale of an imaginary England, …
Review of 'The Carhullan army' on 'Goodreads'
3 stars
Das Positive zuerst: Alle Sätze waren schön, dafür ist der dritte Stern. Inhaltlich habe ich mich von Anfang bis Ende geärgert. Die Protagonistin flieht aus einer blöden Dystopie in eine noch blödere Utopie. Die Dystopie besteht vor allem daraus, dass man leben muss wie in einem britischen Roman aus dem frühen 20. Jahrhundert, in dem Die Massen verachtet werden: Sie leben wie die Kaninchen in engen Mietskasernen! Sie essen aus Konservendosen! Sie arbeiten in der Fabrik! (einer komplett unspezifischen Fabrik, Hauptsache Fabrik). Die Utopie ist Das Ehrliche, Authentische Landleben™, bei dem man nach einem langen Tag beim Torfstechen erst so richtig merkt, wie verkehrt das andere Leben mit den Konservendosen war. Die Nachteile dieses postapokalyptischen Landlebens werden nur am Rande gestreift, ok, es ist also nicht so gut geheizt und man kann immer nur kurz und lauwarm duschen, aber sonst ist alles bestens, keine Kindersterblichkeit, reichlich zu essen, gute Laune. …
Das Positive zuerst: Alle Sätze waren schön, dafür ist der dritte Stern. Inhaltlich habe ich mich von Anfang bis Ende geärgert. Die Protagonistin flieht aus einer blöden Dystopie in eine noch blödere Utopie. Die Dystopie besteht vor allem daraus, dass man leben muss wie in einem britischen Roman aus dem frühen 20. Jahrhundert, in dem Die Massen verachtet werden: Sie leben wie die Kaninchen in engen Mietskasernen! Sie essen aus Konservendosen! Sie arbeiten in der Fabrik! (einer komplett unspezifischen Fabrik, Hauptsache Fabrik). Die Utopie ist Das Ehrliche, Authentische Landleben™, bei dem man nach einem langen Tag beim Torfstechen erst so richtig merkt, wie verkehrt das andere Leben mit den Konservendosen war. Die Nachteile dieses postapokalyptischen Landlebens werden nur am Rande gestreift, ok, es ist also nicht so gut geheizt und man kann immer nur kurz und lauwarm duschen, aber sonst ist alles bestens, keine Kindersterblichkeit, reichlich zu essen, gute Laune. 65 Frauen leben auf engstem Raum zusammen und sind dabei allzeit kooperativ. Nebenbei handelt es sich um einen gewalttätigen Prepper-Kult, der in jedem anderen Kontext als Utopie extrem erklärungsbedürftig wäre (dazu mehr in dieser Rezension). 90% des Buchs sind worldbuilding, 10% sind so was Ähnliches wie Handlung, wobei die Haupthandlung immer übersprungen wird. Ich fürchte, die Autorin ist mal zu Fuß zu einem von Frauen bewirtschafteten Bauernhof im Lake District gegangen und hat dort selbstgemachtes Lavendeleis gegessen, und das ist jetzt die Folge.
Ich habe das Buch lange nicht gelesen, weil ich (themenbedingt, von Moreno kenne ich sonst nichts) eine eher langweilige Aufarbeitung erwartet habe. Danke an [a:Angela Heider-Willms|15008220|Angela Heider-Willms|https://images.gr-assets.com/authors/1520947580p2/15008220.jpg] für den Hinweis, dass es ganz anders ist.
The cleric Chih finds themself and their companions at the mercy of a band of …
Review of 'When the Tiger Came down the Mountain' on 'Goodreads'
4 stars
Wieder sehr gute Erzählkonstruktion, eine ganz andere als im ersten Band. Außerdem geht es darum, wie Legenden aus der Sicht der anderen Beteiligten aussehen, nämlich ganz anders. (Ich will nichts spoilern, aber man kann es sich ein bisschen wie die vom Wolf korrigierte Version von Rotkäppchen vorstellen.)
Drei Sterne sind für die Handlung, die wahrscheinlich okay ist, aber es ist ein Genre, das ich nicht mag (Coming-of-age mit Strandszenen und Filmzitaten und sogar einem Besuch beim Leuchtturm). Der vierte Stern ist nur dafür, dass hier die Situation "Stadtleute sind gezwungen, sich in einem gottverlassenen Dorf am Ende der Welt aufzuhalten, in dem es nichts gibt" aus der Sicht der Protagonistin beschrieben wird. Sie ist in diesem Dorf aufgewachsen und kann alles detailliert erklären, so dass es nicht nur eine "irgendwie Mexico halt"-Kulisse für die amerikanischen Geschehnisse bietet.
Review of 'Das Wetter vor 15 Jahren: Roman' on 'Goodreads'
4 stars
Ich wusste nichts über das Buch (oder hatte alles, falls ich es doch schon mal wusste, wieder vergessen) und dachte bei den ersten Absätzen "hoffentlich bleibt das so, hoffentlich ist es nicht bloß eine Einleitung". Und es blieb so.
Winzige Erbsenzählerei: Die norddeutsch sein sollende Interviewerin sagt, dass sie sich eine Uhr umbindet. Ich glaube, das sagt man im Norden gar nicht.
From the author of Gods of Jade and Shadow comes this reimagining of the classic …
Review of 'Mexican Gothic' on 'Goodreads'
4 stars
Mir war es wieder ein bisschen zu gründlich erklärt, "genau so und so hängt der ganze Horror technisch zusammen". Aber sonst keine Einwände, es war schön, mal eine selbstbewusste Protagonistin zu haben, die sich nur ganz gelegentlich mal einwickeln und in Selbstzweifel verstricken lässt und danach gleich wieder merkt, was da mit ihr passiert.
Ich glaube, es ist das erste Buch, das ich gelesen habe, in dem die Protagonistin am Ende mit einem schwächlichen und unauffälligen Mann zusammen ist. So geht es nämlich wirklich mit den starken Protagonistinnen, nicht so wie überall sonst, wo sie am Ende doch den nimmt, der sie mit seinen starken Armen beschützt und zufällig auch noch sehr schön ist.
Es war offenbar Zufall, dass ich jetzt direkt nacheinander drei Bücher gelesen habe, die alle drei von britischen Monsterhäusern handeln (What Moves the Dead, We Have Always Lived in the Castle, und das hier), zwei davon …
Mir war es wieder ein bisschen zu gründlich erklärt, "genau so und so hängt der ganze Horror technisch zusammen". Aber sonst keine Einwände, es war schön, mal eine selbstbewusste Protagonistin zu haben, die sich nur ganz gelegentlich mal einwickeln und in Selbstzweifel verstricken lässt und danach gleich wieder merkt, was da mit ihr passiert.
Ich glaube, es ist das erste Buch, das ich gelesen habe, in dem die Protagonistin am Ende mit einem schwächlichen und unauffälligen Mann zusammen ist. So geht es nämlich wirklich mit den starken Protagonistinnen, nicht so wie überall sonst, wo sie am Ende doch den nimmt, der sie mit seinen starken Armen beschützt und zufällig auch noch sehr schön ist.
Es war offenbar Zufall, dass ich jetzt direkt nacheinander drei Bücher gelesen habe, die alle drei von britischen Monsterhäusern handeln (What Moves the Dead, We Have Always Lived in the Castle, und das hier), zwei davon mit Horrorpilzbefall. Ich dachte zuerst, "wird wohl irgendwann eine Folge 'Verpilzte Herrenhäuser' in Magdarines Newsletter gegeben haben", aber ich habe nachgesehen, nein.
The Lottery; or, The Adventures of James Harris
The Intoxicated
The Daemon Lover
Like Mother …
Review of 'Novels And Stories The Lottery The Haunting Of Hill House We Have Always Lived In The Castle Other Stories And Sketches' on 'Goodreads'
4 stars
Wahrscheinlich Zweitlektüre, mir ist so, als hätte ich den Achtzigern schon mal viel von Shirley Jackson gelesen. Ich hatte aber keine Erinnerung an dieses Buch. Keine besonders realistische Geschichte, aber das ermöglicht hier wieder den "bekannte gefürchtete Standards entfallen"-Pluspunkt. Viele naheliegende Erzählwege bleiben erfreulich unbegangen.
Gelesen wegen der überzeugenden Rezension von Till Raether. Es war auch wirklich sehr gut, aber ab der Mitte hat es sich doch wie harte Arbeit angefühlt, vor allem wegen der sehr langsam und zeitweise gefühlt gar nicht vorankommenden Handlung. Irgendwann lese ich den zweiten Band, aber nicht sofort.