Kim reviewed Kraft by Jonas Lüscher
Review of 'Kraft' on 'Goodreads'
4 stars
Da ist einerseits das Silicon Valley ("warum alles, was ist, gut ist, und wie wir es dennoch verbessern können"), andererseit der Neoliberalismus und dessen Inkarnation Richard Kraft (Richard < richi 'mächtig' + hard 'stark').
Zwei Narrative, die beide übelst vorgeführt werden. Meiner Meinung gelingt das auch. Die Bewertung mag allerdings von eigenen Positionen abhängen – Die Welt und die NZZ finden es (Überraschung!) billig.
Billig trifft und trifft nicht. Der Stil ist rasant, manchmal seltsam unentschieden zwischen plump und intellektuell. Abschnittweise sind sowohl Geschichte als auch Form gar konstruiert: manches ist arg meta (der Erzähler, der uns an der Hand nimmt) oder sehr dick aufgetragen (und plötzlich steht er nackt da), aber Lüscher meistert's meistens. Pathos gibt spöttelnder Ironie die Hand – sehr schön.
Weniger schön der manchmal etwas belehrend-besserwisserische Gestus. Ein Abgesang ist eine delikate Sache, denn zu viele Argumente wirken verbissen, zu viel Spott und Nachtreten unehrenhaft. So …
Da ist einerseits das Silicon Valley ("warum alles, was ist, gut ist, und wie wir es dennoch verbessern können"), andererseit der Neoliberalismus und dessen Inkarnation Richard Kraft (Richard < richi 'mächtig' + hard 'stark').
Zwei Narrative, die beide übelst vorgeführt werden. Meiner Meinung gelingt das auch. Die Bewertung mag allerdings von eigenen Positionen abhängen – Die Welt und die NZZ finden es (Überraschung!) billig.
Billig trifft und trifft nicht. Der Stil ist rasant, manchmal seltsam unentschieden zwischen plump und intellektuell. Abschnittweise sind sowohl Geschichte als auch Form gar konstruiert: manches ist arg meta (der Erzähler, der uns an der Hand nimmt) oder sehr dick aufgetragen (und plötzlich steht er nackt da), aber Lüscher meistert's meistens. Pathos gibt spöttelnder Ironie die Hand – sehr schön.
Weniger schön der manchmal etwas belehrend-besserwisserische Gestus. Ein Abgesang ist eine delikate Sache, denn zu viele Argumente wirken verbissen, zu viel Spott und Nachtreten unehrenhaft. So neu ist die Kritik an der kaliformischen Hybris ja nicht, und so ganz unstrohmannig sind die vorgebrachten Argumente gegen Markt- und Fortschirttsglaube auch nicht.
Das macht der Aufbau aber wieder wett, der – ohne im Ungefähren zu landen – das Komplexe und Widersprüchliche wieder reinbringt: Der Altneoliberale verachtet auch die Konsequenz der neoliberalen Effizienz; der Techie sucht eigentlich nach der Disruption der eigenen Zweifel; Erfolg nützt nichts ohne Lust, Hedonismus nichts ohne Philosophie, und Technologie nichts ohne Humanismus.