Hilo reviewed Verbrechen und Strafe by Fyodor Dostoevsky
Review of 'Verbrechen und Strafe' on 'Goodreads'
4 stars
Der Eindruck frisch nach dem Lesen. Es kommt mir ein bisschen wie ein Prototyp zu ,,Fight Club" vor. Raskolnikow, der versucht sich mit einem Mord von allen Zwängen zu befreien, um den Weg von 'Auserwählten' zu beschreiten. Dazu trägt auch das bis zum Schluss faschistoide Bild, das er sich von der Pfandleiherin gemacht hat als ,,Laus" vs ihm selber als ,,Menschen". Woanders wird sie auch als ,,wie ein Jude" bezeichnet. Dazu kommt, dass er ein gesellschaftlicher Verlierer ist - mit einem abgebrochenen Studium und einer verarmten Familie, die auf ihn zählt, zieht er sich in eine Einsamkeit zurück, in der er immer stärker seinen Überlegenheitsfantasien nachgeht. Gleichzeitig verurteilt er gradezu die Handlungen v.a. der Frauen um sich als erbärmlich - wenn seine Schwester Dunja jemanden zu heiraten beabsichtigt, um raus aus der Armut zu kommen, glaubt er, sie tut es nur seinetwegen und verachtet sie und seine Mutter dafür. Sonja, der Sexworkerin, sagt er an einem Punkt, dass sie ja gar keine andere Wahl hätte als sich umzubringen.
Dunja als Figur fand ich wunderbar, und Rasumichin, der Raskolnikow bis ans Ende noch liebt, ist ja mal wohl literatur-gewordener Jesus. Ich mochte sehr, dass sich das Buch sehr viel mit der Unterdrückung der Frauen auseinandersetzte. Raskolnikow kritisiert Luschin dafür, in Dunja nur eine Frau zu wollen, die ihn ihrer Armut wegen willig dient - während er selber beinah eine junge Frau geheiratet hätte, weil er es so toll fand, wie hilflos sie war. Dunja setzt sich gegen die Erpressungen von Swidrigajlow durch, indem sie ihm u.a. anschießt, bis er endlich versteht, dass sie ihn nicht will.