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Shirley Jackson: We Have Always Lived in the Castle (Paperback, 2006, Penguin Books) 4 stars

Shirley Jackson’s beloved gothic tale of a peculiar girl named Merricat and her family’s dark …

Review of 'We have always lived in the castle' on 'Goodreads'

5 stars

Schwer über das Buch zu reden, ohne gleich alles zu verraten; ich verrate ungefähr dreiviertel, damit ich drüber berichten kann, also Spoiler ahead.
Ich frage mich, wie es in den Sechzigern gewesen sein muss, als dieses Buch herauskam. Aber auch für mich 2020 ist es erfrischend, Bücher zu lesen, die so sehr von ihren Frauen leben, die gleich zu Beginn als komplex und interessant vorgestellt werden. Die Hauptperson, Mary Katherine oder ,,Merricat"wie ihre Schwester sie nennt, läuft von Angst und Hass beseelt in der Stadt einkaufen und wünscht allen den Tod. Erst nach und nach wird aufgedeckt, warum auch die halbe Kleinstadt sie und ihre Familie nicht mag. Die Art, wie sie in der Stadt unterwegs ist, erinnert mich an durch Trauma ausgelöste Anxiety, alles wird auf Warnsignale abgescannt, sie, ein Onkel und ihre Schwester Constance leben in ihrem Zuhause wie in einer Zuflucht, ihre Schwester vor allem traut sich nicht heraus wegen eines Skandals, in dem sie im Mittelpunkt steht. Merricat, nur auf Schutz aus, benutzt Zauber und Aberglauben, um sich gegen das Außen zu wehren, derart den Ritualen verhaftet, dass sie sich nur die Schuld geben kann, als was von außen ,,eindringt". Einmal lassen sie einen jungen Mann hinein, ein Cousin in der Familie, und die Art, wie er versucht, Merricat rauszudrängen, hat subtil eine Patriarchatskritik. Gleichzeitig steht er auch für eine Verheißung eines neuen schönen Lebens für Constance, die ihn vermutlich heiraten will - die wenigen Momente, wo Constance sich etwas von den Rettungsversuchen der Schwester zu befreien sucht - oder von ihren eigenen schlechten Strategien? Manchmal fühlt es sich nämlich so an, als sei Merricat einfach nur eine Überlebensstrategie der Schwester Constance, denn der teils mit Gedächtnisschwäche belegte, teils hoch informierte Onkel sagt einmal, Mary Katherine hätte den Skandal damals nicht überlebt und sei im Waisenhaus an Vernachlässigung gestorben. Am Ende, nach einem Angriff der Stadtbewohner, verbarrikadieren sie sich im Haus und reagieren auf niemanden mehr, der ihnen (mit guter oder böser Absicht) Hilfe anbietet. Constance verspricht Merricat, nicht mehr über den Skandal zu reden. ,,Oh Constance, we are so very happy", sagt Merricat noch am Schluss, nachdem jeder Kontakt zu anderen Menschen komplett abgebrochen und selbst der letzte Glaube an das Gute in anderen zerbrochen ist. Es hat wirklich für mich die Tragik von Leuten, denen Schlimmes passiert ist und die nicht mehr darüber reden oder Hilfe annehmen können. Und letztendlich zu Geistern werden.