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reviewed Grass Harp, The by Truman Capote

Truman Capote: Grass Harp, The (Paperback, 1996, Vintage)

Set in a small Southern town in the 1930s, this classic work tells the story …

Ein Baumhaus voller Stimmen – Meine leise Begegnung mit Truman Capotes Die Grasharfe

Als ich Die Grasharfe las, hatte ich das Gefühl, in eine Welt zu treten, die zugleich märchenhaft und ganz real ist. Truman Capote erzählt von dem jungen Collin, der nach dem Tod seiner Mutter bei zwei exzentrischen Tanten aufwächst – Verena, pragmatisch und geschäftstüchtig, und Dolly, sanft, verträumt, mit einer Vorliebe für Heilkräuter und Geschichten.

Der Wendepunkt kommt, als Dolly sich weigert, einem ihrer Kunden ein Stück Land zu verkaufen. Sie, Collin und die verschrobene Haushälterin Catherine ziehen sich in ein Baumhaus zurück, hoch oben in einer großen Linde. Dort entsteht eine fragile, freie Gemeinschaft, fernab von den Erwartungen der Kleinstadt. Beim Lesen spürte ich, wie dieser Rückzugsort nicht nur Schutzraum, sondern auch ein Ort der Selbstfindung ist.

Capotes Sprache ist leise und doch reich an Bildern. Er schafft es, alltägliche Gesten und Begegnungen mit einer Wärme zu durchdringen, die mich mehrmals innehalten ließ. Besonders die „Grasharfe“ – der Klang des Winds, der durch die Gräser fährt und Geschichten aus der Vergangenheit erzählt – wurde für mich zum Sinnbild für das, was bleibt, wenn Worte längst verklungen sind.

Was mich berührt hat, war die Mischung aus Melancholie und Hoffnung. Capote zeigt, dass sich Freiheit manchmal nur für einen kurzen Moment festhalten lässt, und dass genau diese Flüchtigkeit ihr Wertvollstes ist.

Die Grasharfe hat mich nicht laut aufgerüttelt – es hat sich wie ein sanfter, aber bleibender Ton in mir eingenistet.