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Review of 'Der Tangospieler' on 'Goodreads'

5 stars

Mit der Novelle „Der Tangospieler“ legt Christoph Hein eine Novelle vor, die sich mit dem Thema politischer Haft in der DDR widmet. Das besondere daran ist, dass das Buch sogar schon 1989 in der DDR erschienen ist.
Es erzählt die Geschichte des Dr. Hans-Peter Dallow, Historiker an der Uni Leipzig im Jahre 1968. Der Roman setzt ein mit der Entlassung Dallows aus dem Gefängnis. Dort saß er 21 Monate, weil er im Studentenkabarett an einem Abend als Klavierspieler aushalf. An diesem Abend gab es einen Spotttext, der alle Beteiligte ins Gefängnis brachte.
Nun, nach der Entlassung steht er vor dem Nichts. Verlassen von der Freundin, die Stelle am historischen Institut neu besetzt, Freunde und Bekannte halten Abstand und die Eltern sind beschämt.
Dallow treibt einsam durch die folgenden Tage und Wochen, verbringt die Nächte in Bars und macht Frauenbekanntschaften. Ein Haltloser, der die zurück gewonnene Freiheit soweit wie möglich auskosten will. Die einzigen Menschen, die sich um ihn kümmern wollen, sind die auffällig unauffälligen Herren mit den Allerweltsnamen Müller und Schulze, die ihn für das MfS anwerben wollen und versuchen, ihn unter Druck zu setzen.
Da das Buch 1968 angesiedelt ist, wabern die Ereignisse des Prager Frühlings im Hintergrund immer mit, mal deutlicher mal nur in Andeutungen. Dallow nimmt das nur mit Desinteresse zur Kenntnis und sorgt auch damit für erhebliche Irritationen bei seinen Gegenübern. Hier wird auf subtile Art und Weise deutlich, wie ein von System verurteilter Mensch in die innere Migration geht und dort seine Freiheit findet. Doch in einem unfreien System bedeutet diese Freiheit nur wenig, das macht Hein mit dieser kleinen Novelle mehr als deutlich.