cochise reviewed Briefe aus meiner Mühle. by Alphonse Daudet
Review of 'Briefe aus meiner Mühle.' on 'Goodreads'
5 stars
Wer sich für die Provence interessiert, kommt an Alphonse Daudet nicht vorbei.
Daudet lebte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In Nîmes geboren, verbrachte er Kindheit und Jugend in der Provence. In Paris fand er schnell Zugang zur damaligen Bohème um die Gebrüder de Goncourt.
Mit den Briefen setzte er seiner Heimat ein literarisches Denkmal. Den Rahmen des Buches bildet die Geschichte, dass Daudet, vom hektischen Leben in Paris entnervt, sich eine alte Mühle in der Nähe des Ortes Fontvieille kauft, um sich dorthin zurückzuziehen. Er schreibt von dort Briefe an ein imaginäres Pariser Publikum. Neben kleineren Alltagsbeobachtungen gibt er in seinen Briefen Begegnungen mit Einheimischen, provenzialische Fabeln und Sagen wieder. Mit diesen rund dreißig Briefen zeichnet er ein sehr versonnenes idyllisches Bild der Provence, dass bis in die heutige Zeit nachwirkt.
Die Provence ist hier ein Rückzugsort, der der Kontemplation dient, alles läuft bedächtiger als in der großen Stadt, die Menschen sind einfacher, und damit auch liebenswerter. Auch wenn einige Geschichten von Unglücken und Tragödien erzählen („Der Todeskampf der „Sémillante““ oder „Die beiden Wirtshäuser“) so durchzieht dieses Buch eine gewisse Leichtigkeit und Heiterkeit.
Interessanterweise erzählt Daudet in seinen Briefen auch Geschichten aus Korsika und Algerien, wo er sich ebenso aufgehalten hat.
Die Briefe waren ein großer Erfolg und bis heute ist Daudets Mühle eine touristische Sehenswürdigkeit, auch wenn es nur eine Rekonstruktion ist und Daudet auch niemals in der Mühle wohnte. Alle Briefe entstanden in Paris. Um so höher ist ihr literarischer Wert anzusehen.