Review of 'Tollivers Reisen. Stadtgeschichten IV.' on 'Goodreads'
4 stars
Im vierten Band seiner Stadtgeschichten führt Maupin die Leser ins San Francisco des Jahres 1984. Es ist die Zeit in der AIDS das alles bestimmende Thema dort ist. Daran kommt auch das Buch nicht vorbei. Denn auch die Protagonisten der Barbary Lane 28 haben ein Opfer dieser Krankheit zu beklagen. Das ist der Ausgangspunktes des Buchs. Damit durchzieht die gesamte Erzählung eine Melancholie und Trauer, die man so aus den vorangegangen Bänden nicht kannte. Trotz dieser Grundstimmung bietet aber auch dieser Band die gewohnte und lieb gewonnene Mischung aus Familiengeschichte mit lustigen und abstrusen Wendungen.
Maupin greift dabei auch wieder weit über San Francisco hinaus und schickt Michael Mouse zur Trauerbewältigung nach Großbritannien. Und er lässt Mona, die im dritten Band keine Rolle spielte zurückkehren.
Das ist eine der Stärken des Maupinschen Schreibens, die ganze Reihe gibt einem das Gefühl, Teil einer großen Familie zu sein, wo man sich gelegentlich versammelt, aber nicht immer alle dabei sein können. Daher freut man sich um so mehr, wenn sie dann beim nächsten Zusammentreffen wieder auftauchen.
Was bei „Tollivers Reisen“ besonders Spaß macht, sind die erzählerischen Kniffe, die sich Maupin leistet. So verknüpft er die beiden Erzählstränge San Francisco und England so geschickt, dass man als Leser schnell Parallelen erkennt und glaubt, zu wissen, wie die Erzählung sich weiterentwickeln wird. Doch Maupin wäre nicht Maupin, wenn er den Leser zum Ende hin mit den weiteren Entwicklungen nicht doch überrumpeln würde.
So liest man das letzte Viertel des Buches mit immer größer werdenden Erstaunen und am Ende zieht man wieder den Hut vor Maupins Erzählkunst.