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Tschingis Aitmatow: Der Richtplatz (Paperback, German language, 1990, Unionsverlag) No rating

Awdji, den verzweifelten Gottsucher, verschlägt es bis in die Steppen der Mujun-Kum – dahin, wo …

Und auf der Woge der heranströmenden Erleuchtung dachte ich: Woher stammt dies alles im Menschen – die Musik, die Lieder, die Gebete, was ist es nur, was all das so unentbehrlich macht? Rührt das vom unterbewußten Gefühl des tragischen Seins im Lebenskreislauf, wo alles wird und alles vergeht, von neuem kommt und erneut vergeht und der Mensch hofft, sich auf diese Weise auszudrücken, zu bestimmen und zu verewigen. Wenn dann alles sein Ende hat, im Weltenende in Milliarden Jahren, wenn unser Planet stirbt und in Kälte erstarrt, dann wird ein anderes Weltbewußtsein, das von anderen Milchstraßen kommt, inmitten der großen Lautlosigkeit und Leere ganz gewiß unsere Musik und unseren Gesang vernehmen. Denn die Schöpfung hat uns unauslöschlich das Sehnen eingegeben, nach dem Tod weiterzuleben!

Der Richtplatz by  (Page 103)

Ich finde das Buch etwas schwierig einzuschätzen, weil ich mittlerweile ein Viertel durch bin und noch nicht wirklich weiß, was es von mir will. Ein zentraler Konflikt wurde zwar ausgesteckt, aber Aitmatow verliert sich doch relativ häufig in irgendwelchen Tangenten über den menschlichen Zustand. Das hat manchmal schon ein gewisses poetisches Flair - wie hier im Zitat - ist aber langfristig nicht wirklich zuträglich. Letztendlich ist die Geschwurbel-/Inhalt-Ratio für mich nicht ganz richtig ausgelegt. Dieses Jahr werde ich mit dem Buch wahrscheinlich dann auch nicht mehr fertig, weil ich es nicht so wirklich genießen kann.