isabel quoted Falsche Propheten by Leo Löwenthal
Wenn der Agitator die Regierung kritisiert, dann gibt er sich gern den Anschein, ein Redner zu sein wie irgendeiner, der eine Oppositionspartei vertritt. Aber er unterscheidetr sich von dene rnsthaften Reformern durch die Heftigkeit seiner Angriffe und von den Revolutionären vor allem dadurch, dass er sich darauf beschränkt, das Regierungspersonal anzugreifen und ja nicht die Grundstruktur der staatlichen Ordnung.
— Falsche Propheten (Page 81)
Ich schreibe relativ wenig zu dem Buch hier, auch wenn ich sehr aufmerksam lese. Viele der Strategien, die Löwenthal bei den faschistischen Agitatoren der 1920er-Jahre identifiziert, finden sich auch im modernen Diskurs wieder. Am Beispiel des obigen Zitates wäre das die deutsche AfD, die sich nominell wie eine "normale" Oppositionspartei geben und für die Bedürfnisse des "kleinen Mannes" einstehen möchte, dabei aber rhetorisch funktioniert wie eine faschistische Agitprop-Maschine. Es ist einsichtsreich und gleichzeitig schockierend zu sehen, wie wenig sich in den letzten 100 Jahren diesbezüglich verändert hat. Und auch das spezifische Ausformulieren der rhetorischen Mittel und Ziele von Agitatoren hilft bei der Kategorisierung und mit dem Umgang mit dem ein oder anderen Online-Kommentar oder auch von ganzen konservativen Strömungen; wenn man weiß, wie wenig Interesse hier tatsächlich an tatsächlicher Problembehandlung besteht, weiß man auch, wie wenig Sinn es macht, darauf mit Argumenten eingehen zu wollen.