Ohne mahnenden Zeigefinger aus der Situation lernen und lernen lassen
4 stars
Hackl erzählt die Geschichte nüchtern und dokumentarisch, von Anfang an seinen Protagonisten offensichtlich zugetan, aber eine gewisse Distanz wahrend. Tatsächlich erlaubt er sich nur zweimal eine eigene Meinung: etwas konfus und hilflos zur erzählerischen Wende und eiskalt konstatierend zum Fazit. Auch wenn es zunächst feige klingen mag, ist das doch die große Stärke der Erzählung und das, was aus ihr trotz der Echtheit der Geschehnisse einen Roman macht: Partei zu ergreifen und die Mitläufer und Jasager zu verdammen, wäre ein einfacher Ausweg gewesen; sie stattdessen menschlich, zwar überwiegend mit ihren Fehlern, zu zeigen und auf ihre eigenen Ängste einzugehen, ist dagegen ein Ansatz, die Situation begreifen zu können und so ohne mahnenden Zeigefinger aus ihr zu lernen und lernen zu lassen.