schreiblehrling reviewed Der letzte Satz by Robert Seethaler
None
3 stars
Dieses Buch zu bewerten fällt mir reichlich schwer, denn mein Eindruck besteht im Grunde nur aus Ambivalenz. Also: Im Buch geht es um Gustav Mahler, die Geschichte spielt fast komplett an einem einzigen Tag an Deck eines Überseedampfers. Mahler ist sehr krank und erwartet sein baldiges Ableben, die meiste Zeit befinden wir uns in seinem Kopf.
Wir begleiten Mahler dabei in gedanklichen Streifzügen zu verschiedenen Situationen in seinem Leben, die wohl vollständig oder zumindest größtenteils auch wirklich so stattgefunden haben.
So weit, so gut. Aber was soll das Ganze? Ich fragte mich von der ersten bis zur letzten Seite, was mir das Buch vermitteln will. Wollte Seethaler so etwas wie eine teilweise Biographie vorlegen? Ist er Mahler-Fanboy und wollte ihm ein Buch widmen? Oder beschäftigt er sich gern mit den Gefühlen und Gedanken von Menschen, die nur noch wenige Stunden zu leben haben könnten?
Andererseits ist das nunmal „ein Seethaler“, …
Dieses Buch zu bewerten fällt mir reichlich schwer, denn mein Eindruck besteht im Grunde nur aus Ambivalenz. Also: Im Buch geht es um Gustav Mahler, die Geschichte spielt fast komplett an einem einzigen Tag an Deck eines Überseedampfers. Mahler ist sehr krank und erwartet sein baldiges Ableben, die meiste Zeit befinden wir uns in seinem Kopf.
Wir begleiten Mahler dabei in gedanklichen Streifzügen zu verschiedenen Situationen in seinem Leben, die wohl vollständig oder zumindest größtenteils auch wirklich so stattgefunden haben.
So weit, so gut. Aber was soll das Ganze? Ich fragte mich von der ersten bis zur letzten Seite, was mir das Buch vermitteln will. Wollte Seethaler so etwas wie eine teilweise Biographie vorlegen? Ist er Mahler-Fanboy und wollte ihm ein Buch widmen? Oder beschäftigt er sich gern mit den Gefühlen und Gedanken von Menschen, die nur noch wenige Stunden zu leben haben könnten?
Andererseits ist das nunmal „ein Seethaler“, und ich habe diesen Autor nach der Lektüre von „Ein ganzes Leben“ und vor allem „Das Café ohne Namen“ fest in mein Bücherherz geschlossen. Ich mag einfach die Art, wie er erzählt, sehr gerne. Immer fließt die Geschichte ruhig daher, wird niemals stressig oder laut. Und das, obwohl auch mal eine Ehekrise behandelt wird oder etwas explodiert. Ich habe viele Zitate aus dem Buch mitgenommen, die Seethaler Mahler in den Mund gelegt hat. Zum Beispiel:
»Man kann über Musik nicht reden, es gibt keine Sprache dafür. Sobald Musik sich beschreiben lässt, ist sie schlecht.«
Deswegen bin ich also hin- und hergerissen: Die Geschichte griff mich einfach gar nicht. Was mich durch die knapp 130 Seiten trug, war einzig Seethalers Art zu schreiben.
Zum Schluss noch ein „Spoiler“, der mit der Storyline nichts zu tun hat, weswegen ich ihn hier rein nehme, und der (leider) das absolute Highlight des gesamten Buches ist: „Der letzte Satz“ erschienen im Jahr 2020 und spielt ganz kurz im „Café ohne Namen“, obwohl dieses Buch erst 2023 erschien. Witziges Foreshadowing, da habe ich beim Lesen große Augen gemacht.