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Paula Irmschler: Superbusen (Hardcover, 1900)

Review of 'Superbusen' on 'Goodreads'

Tue mich sehr schwer mit dem Buch. Hier ein paar Notizen:
- klingt als ob es seit dem Gymnasium keine weitere sprachliche Entwicklung gab
- klingt als ob man den Twitterfeed der letzten zehn Jahre in einen Roman zu packen versuchte
-klingt als ob man die Memoiren schreiben wollte und dann schnell noch den eigenen Namen wegließ
- klingt zuviel nach anstrengend ,,relatable" sein (ein beliebtes Social Media Genre, gerne auch Kokettieren mit Durchschnittlichkeit)
-man weiß nicht, welche Zeit gerade ist und in welcher Stadt man sich gerade befindet beim Lesen
- in den ersten 100 Seiten wird nicht erzählt, was gerade passiert, sondern nur nacherzählt, und alles nochmal ironisch oder nostalgisch kommentiert
-zuviel ,,so ist das Leben", ,,so sind Kinder"; ,,so fühlt sich Situation x an", zuwenig richtiges Erzählen
- ein bisschen fühlte sich ,,Zwei Frauen leben mit einem Kind zusammen" nach Queer Baiting an, überhaupt sehr heterozentriert dieses Buch
- wie unsexy ist es, ein Buch mit einer Beschwerde über die Deutsche Bahn einzuleiten
- man feiert sich, nicht zu der Linken zu gehören, die sich über Theorien zerstreitet, sondern die ,,linke Einheit" stellt, und kann es schon im nächsten Satz nicht lassen sich darüber zu empören, dass einem die Israelflagge aus der Hand gerissen wird bei einer Demo :D

In den letzten 50 Seiten wurde die Story plötzlich lebendig, man fühlte die Charaktere, ihre Ziellosigkeit war charmant, die Begeisterung für das Bandleben drang richtig durch. Ein bisschen schade bleibt doch, dass erst hier auch soetwas wie ein Konflikt für die Protagonistin klar wurde, nämlich das jahrelange Fatshaming; aber es fühlt sich wie ,,gerade noch eingefallen, dass da ein Problem war" an. Es gab Sätze, da haben sich mir vor Cringe die Hände verkrampft (,,Autos sind Männer, Fahrräder sind Frauen"), dann, seltener, richtige Goldsätze (,,Das Wort 'Woodstock' fällt das erste Mal irgendwo zwischen Bad Lausick und Geithain."). Bin auf jeden Fall gespannt, wie es für die Autorin weitergeht. Hoffe, dass das nächste Buch kein Werk ala Superbusen wird: ,, ...so tun, als hätten wir Superbusen ohnehin nur als Performance-Art konzipiert".