In diesem Buch wird das bisherige Verständnis der Entwicklung der Menschheit in Frage gestellt.
Ausgangspunkt ist die Gegenüberstellung der Thesen von Hobbes (der Mensch ist von Grund auf schlecht und muss gezügelt werden) und Rousseau (der Mensch hat ursprünglich in einem paradiesischen Zustand gelebt, der durch das Aufkommen der Landwirtschaft beendet wurde).
Für die Autoren sind beide Ansichten nicht zielführend, genauso wie die Frage, wann die Ungleichheit zwischen den Menschen entstanden ist.
Einige bisherige Gewissheiten werden hier über den Haufen geworfen, denn der Forschungsstand basierte auf unzureichenden Daten und/oder auf der Voreingenommenheit der Forschenden.
Wir lernen, dass die Menschliche Entwicklung nicht einheitlich und nicht linear verlaufen ist – also von Jäger- und Sammlergemeinschaften über die Erfindung der Landwirtschaft, dann zu Städten und dann zu Staaten – und auch nicht zielgerichtet.
Die These, dass mit größerer Anzahl an zusammenlebenden Menschen und Komplexität auch Herrschaftsstrukturen geschaffen werden mussten, lässt sich nach Ansicht der Autoren auch nicht halten, ebensowenig wie die vorherrschende Meinung „primitiv“ lebende Menschen hätten keine politischen oder sozialen Fragestellungen erörtern und ihr Leben entsprechend bewusst gestalten können.
Es gab immer mal wieder soziale Experiment und Gesellschaften, die nicht in dieses Schema passten und demnach ist unsere heutige Gesellschaftsordnung auch nicht zwingend, sondern sie kann von uns verändert werden (wenn wir dies wollen).
Interessant ist auch der Zusammenhang von indigener Kritik an der (damaligen) westlichen Gesellschaft und der Aufklärung des 17. bzw. 18. Jahrhunderts.
Das Buch ist ein dicker Wälzer und es würde zu weit führen, hier tiefer auf den Inhalt eingehen zu wollen.
Ich habe auf jeden Fall einige neue Erkenntnisse gewonnen und empfehle die Lektüre allen, die sich schon mal die Frage gestellt haben, wieso die Menschheit an dem Punkt ist, wo sie ist und ob es nicht auch anders gehen könnte.
Tragischerweise ist David Graeber nur 3 Wochen nach der Erstveröffentlichung des Buches verstorben.