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Adrian Geiges: Öfter mal die Welt wechseln (Paperback, German language, Piper) 3 stars

Verfolge deinen Weg, egal was die anderen sagen!

Viele träumen davon, ganz neu anzufangen, in …

In Ansätzen inspirierende aneinandereihung von Beschreibungen

3 stars

Adrian Geiges beschreibt in diesem Buch seine verschiedenen Auslandsaufenthalte, von seine geheimen Studienjahr in der DDR, USA, Russland, Hongkong, China, New York, Brasilien, Angola und auf Kreuzfahrtschiffen plus etwas raus-gerissene Kapitel über Hausbesetzung und (Chinesisches) Essen. Abgesehen von "mach den Schritt ins Ungewisse" fehlt dabei leider eine roter Faden. Die verschiedenen Kapitel wirken wie eine Aneinanderreihung von weitgehend unabhängigen Anekdoten.

Vom Schreibstiel ist das Buch eine Mischung aus Günter Wallraff und Tim Ferriss. Es ist zum Teil sehr reißerisch geschrieben und versucht immer wieder den selben Punkt rüber zu bringen, "wer wagt gewinnt" und "ich hab's so gemacht, also kann das jeder andere auch".

Jedes Kapitel schließt mit einem "Merkzettel" mit Punkten die Adrian Geiges für wichtig hält. Die sind sehr unterschiedlich, von "Hör auf dein Herz", "Ignoriere auch mal Ratschläge", "Kriminalität/die Zustände im Ausland werden z.T aufgebauscht" sind sie manchmal durchaus inspirierend.

Anderseits kommen auch so Aussagen wie "wer mit 20 kein Aktivist ist hat kein Herz. Wer mit 30 noch Aktivist ist hat keinen Verstand. Mit guter Leistung in deinem Job kannst du am meisten zu einer besseren Welt beitragen" und "wer mit 20 kein Haus besetzt, hat keinen Mut. Wer mit 30 immer noch in einem besetzen Haus wohnt, hat versagt"

Das passt gar nicht zu dem Individualismus, streben nach dem eigenen Glück und neue Wege gehen, die Adrian Geiges so predigt sondern ist sehr angepasstes Systemdenken.

Das bringt mich zu einem weiteren Kritikpunkt. Adrian Geiges sieht alles als positiv. Hitler-Verehrung in Asien, ist halt so, sollte man besser akzeptieren. Der russische Rechtspopulist ist persönlich ganz nett und feiert gute Partie. Er reflektiert nicht sondern rechtfertigt. Eine TV-Sendung über die Menschliche Seite des russischen Rechtspopulisten zu machen ist OK, man muss ja auch andere Seiten zeigen, und man muss mit allen reden. Oder bezüglich seiner Kreuzfahrten, er hat es recherchiert, Kreuzfahrtschiffe sind gar nicht so umweltschädlich (pro Person). Außerdem laufen die jetzt immer mehr auf sauberem LNG (2 von 11 Schiffen der Rederei die er erwähnt tun das in 2023)

Fazit, ja es kann gut sein mal was neues zu Wagen und ins Ungewisse zu gehen, und das klappt besser wenn man auch bereit ist Abstriche zu machen. Dazu kann das Buch inspirieren. Aber es wäre glaubhafter wenn es reflektierter und nicht eine lieblose Aneinanderreihung von Anekdoten wäre.