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Marlen Haushofer, Marlen Haushofer: Die Wand (Paperback, German language, 2004, Ullstein Taschenbuchvlg.)

The Wall (German: Die Wand) is a 1963 novel by Austrian writer Marlen Haushofer. Considered …

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Uff. Das war richtig Arbeit. Ich bin froh, dass das Hörbuch nur zwei Stunden dauert, viel länger hätte ich mir das nicht antun wollen. Für mich war das Buch nichts, aber das liegt – wie immer – an mir, nicht am Buch.

Also: Eine namenlose Ich-Erzählerin wird von einem befreundeten Paar zum Urlaub in ein Landhaus eingeladen, und als die beiden am ersten Abend ausgehen und sie allein zu Hause bleibt, entsteht in dem Gebiet eine unsichtbare Wand. Es ist davon auszugehen, dass große Teile der Welt jenseits der Wand stehengeblieben sind, zumindest Tiere und Menschen sind offenbar im Tun wie eingefroren und bewegen sich nicht mehr. Vermutlich sind sie alle gestorben. Die Ich-Erzählerin hingegen, diesseits der Wand, lebt, und findet sich in einer völlig anderen Situation wieder als ursprünglich geplant: Aus einem Urlaub wird ein neues Leben.

Nach dem ersten Schock beginnt sie in den nächsten Tagen, sich an die Situation zu gewöhnen. Sie hat den Hund, den ihre Freunde zurückgelassen haben, außerdem laufen ihr eine Kuh und eine Katze zu. Es bricht eine Zeit der Selbstbesinnung an: Wie geht das Leben allein, nur mit Tieren, und ohne andere Menschen? Was braucht es zum Überleben? Essen, klar, aber geht es ohne soziale Kontakte menschlicher Art? Was ist das für eine ominöse Wand? Die Ich-Erzählerin beginnt eines Tages, die Geschichte aufzuschreiben.

Das ist ein ziemlich geiles Setting, wie ich finde. Und da hätte allerhand draus werden können: Philosophische Fragen, Fragen zum reinen Überleben, Fragen zu dem Draußen, mögliche Kontaktversuche mit oder von der Außenwelt... aber nichts dergleichen geschieht. Die Ich-Erzählerin beginnt, die Tiere sehr lieb zu gewinnen, was ganz schön beschrieben ist. Aber dass sie problemlos Obst und Gemüse an- und abbauen kann, weiß, wie man eine Kuh zur Welt bringt und wie man ein Gewehr bedient, das fand ich ziemlich seltsam.

Die in kürzester Zeit erfolgte Akzeptanz ihrer Situation hat mich auch gewundert. Und dann die plötzlichen Sprünge zwischen den zwei Zeitlinien? Die verwirrten mich so, dass ich dachte, ich hätte das Hörbuch versehentlich in einer zufälligen Reihenfolge abgespielt: wieso lebt dieses Tier erst, ist dann wie selbstverständlich längst tot und lebt anschließend wieder? Beide Effekte könnten zwar daran liegen, dass ich wohl das gekürzte Hörbuch erwischt habe. Aber dass die Ich-Erzählerin trotz ihrer im Buch genannten Gefühle wie Angst und Sorge scheinbar stoisch und geradezu gelangweilt vor sich hin lebt und sogar in ihren Notizen selbst schreibt, dass das Gestern genauso verlief wie das Heute und das Morgen, also dass im Grunde gar nichts passiert, das war schon bezeichnend. Denn dann hätte man das Buch auch einfach, ich weiß nicht, NICHT schreiben können?

Ich recherchierte während des Hörens irritiert online, ob ich gedanklich falsch abgebogen war und das Buch einfach nicht verstanden hatte. Stellt sich raus: scheint so. Denn andere Leute sehen darin einen feministischen Roman, einen existenzialistischen sogar, mit der Wand als Symbol für die Einsamkeit des Menschen, oder eine Kritik an der modernen Gesellschaft mit ihren Entfremdungstendenzen, wasweißich, ich habe das alles nicht gesehen.

Irgendwo las ich, das Buch entzöge sich einer einfachen Interpretation. Dem hingegen stimme ich zu, denn ich kann nur einfache Interpretationen. Ich bin nicht willens oder fähig, in Büchern hintergründige Metaphern zu suchen oder zu erkennen und ich forsche auch nicht nach versteckten oder angedeuteten Interpretationsmöglichkeiten wie den oben genannten. Darum war das einfach nicht mein Typ Buch. Auf Goodreads wird es größtenteils gefeiert, das hier ist also eher eine Außenseitermeinung.

Das Hörbuch wurde von Elisabeth Schwarz eingelesen. Sie verleiht der Ich-Erzählerin eine die ganze Zeit über irgendwie hilflose Stimme, was für mich weder zur Scheißegal-Haltung der Handlung passte, noch zum ängstlich-vorsichtigen Ton, den die Ich-Erzählerin in ihrem Text anschlägt. Dass der Erzählton nicht zur Handlung passte, war schon komisch genug, aber dass die Hörbuchstimme einen dritten Weg nahm, machte es für mich zusätzlich schwer.

Genug geärgert.