Einsamer Mann versucht seine Vergangenheit aufzuarbeiten, weil eine Frau ihm gesagt hat, dass er das machen muss.
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Content warning Dieses Buch ist Mist und ich erkläre an einem Beispiel warum. Dabei benenne ich die Entwicklung eines Erzählstrangs. Aber das große Geheimnis dieser Geschichte spreche ich nicht an.
Auf der Rückseite des Einbandes steht: "Eines Tages wird Murakami den Nobelpreis erhalten." - Der Spiegel "Ein wunderschöner Romane, einer seiner Besten." - Bayrischer Rundfunk
Dazu muss ich sagen: ABSOULT NICHT! NEIN! NEIN! NEIN!
Worum geht es in diesem Buch? Ein einsamer mittdreißiger verliebt sich in eine Frau. Überrascht stellt er fest, dass sie ihm wirklich etwas bedeutet und er ernsthaft und langfristig mit ihr zusammen sein will. Zu seinem Glück möchte auch sie eine ernsthafte romantische Beziehung mit ihm führen. Allerdings sagt sie, dass ihr aufgefallen ist, dass er emotional irgendwie zurückhaltend und distanziert wirkt. Sie vermutet, dass er unter psychischen Belastung steht und fordert ihn auf das aufzuarbeiten, weil die Beziehung unter diesen Umständen nicht führen möchte. Und das ist auch schon die einzige gute Aussage in diesem Buch.
Im Grunde geht es um einen erwachsenen Mann, der mit etwa 20 Jahren einen traumatischen Verlust erlebt hat und danach in eine tiefe Depression verfallen ist. Aber anstatt das zu reflektieren und aufzuarbeiten, verkriecht er sich in der Einsamkeit führt oberflächliche Beziehungen zu Frauen, die für ihn auch nur ein Mittel zum Zwecke der Ablenkung sind. Sein Leben besteht aus seinem erfolgreichen Job, regelmäßigem Schwimmsport und in seiner von Papa bezahlten Eigentumswohnung hocken und Bücher lesen. Er merkt zwar irgendwie, dass er einsam ist und kaum echten Kontakt zu Menschen hat, aber er akzeptiert das einfach.
Seine Geschichte wird nicht linear erzählt. Wir begleiten den Mitte 30 Jahre alten Tsukuru eine Weile und erfahren dabei in Rückblenden von seinen Erlebnissen aus Schul- und Studienzeit.
Hier eine kleine Anekdote, aus einem der Vergangenheitserzählstränge (wow langes Wort). Während seiner Studienzeit in Tokio entwickelt sich durch Zufall ein Freundschaft zu einem anderen Studierenden. Die beiden gehen zusammen schwimmen, treffen sich in Tsukuru Wohnung, um Musik zu hören und sich zu unterhalten. Erst mal ganz nett, bis er eines nachts einen erotischen Traum von seinem Freund hat und sich auch nicht so ganz sicher ist, ob es wirklich nur ein Traum war oder nicht doch Realität. Danach verschwindet sein Freund von der Bildfläche. Tsukuru akzeptiert das einfach und lebt erst mal wieder seine routinierte Einsamkeit bis er eine Frau kennen lernt. Mit ihr hat er zum ersten Mal eine intime heterosexuelle Beziehung. Die braucht er auch, denn er muss sich jetzt beweisen, dass er nicht homosexuell ist.
Wie es sich gehört spricht er mit dieser Frau nicht darüber, dass das seine erste Beziehung ist und damit auch sein erstes Mal, aber als sie das erste Mal Sex haben wirkt er natürlich so erfahren, dass sie das gar nicht merkt. Alle sind befriedigt und glücklich. Was für ein Held! Obwohl nicht ganz. Also es ist toll, dass er jetzt eine zuverlässige Sexualpartnerin hat, denn das braucht ein gesunder junger Mann, das ist ganz natürlich. Er erwartete von ihr nicht so intellektuell anregend zu sein wie sein Studienfreund, aber dafür war sie "in erotischer Hinsicht sehr aktiv". Kochen konnte sie leider nicht so gut wie der frühere Freund, aber dafür putzte sie gerne Tsukurus Wohnung und dekorierte sie auch komplett neu. Na bitte, es geht doch.
Tsukuru begibt sich auch noch auf die Reise, um das in der Vergangenheit erlebte Trauma aufzuklären. Aber wirklich tiefgründig wird es dabei nicht. Eigentlich habe ich das Buch auch nur zu Ende gelesen, weil ich wissen wollte was das große Geheimnis ist.
Dieses Buch tut so, als würde es um Einsamkeit und Depressionen gehen und den Mut, sich den Verletzungen der Vergangenheit zu stellen. Ein, zwei Passagen beschreiben diese Gefühlslage auch sehr einfühlsam. Aber eigentlich handelt diese Geschichte von einem verwöhnten, privilegierten Mann, der Frauen dazu nutzt seine Lebensqualität aufzubessern. Eine Frau scheint für ihn nur Mittel zum Zweck zu sein und wird niemals eine ebenbürtig und respektierte Partnerin sein. Frauen sind für ihn keine eigenständigen, menschlichen Wesen, sondern austauschbare Objekte zur Tilgung seiner Einsamkeit und Wunden. Zitat: "Ich würde heiraten, denn ich habe zu viel Zeit." Na gute Nacht!