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Brandon90

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Joined 2 years ago

Pronomen: Er/Ihn

Interessiert an kollektiven und selbstorganisierten Ideen von Gesellschaft und Praxis.

Spoileralarm: Ich zitiere gerne und viel, wenn ihr nicht gespoilert werden wollt, lohnt es wohl eher nicht zu folgen ;)

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Brandon90's books

Currently Reading (View all 5)

Rudger Bregman: Im Grunde gut (Hardcover, German language, 2021, Rowohlt)

Der Historiker Rutger Bregman setzt sich in seinem Buch mit dem Wesen des Menschen auseinander. …

Erst mit dem Aufkommen von Generälen und Armeen veränderte sich alles. Versuchen Sie mal, gegen einen Herrscher vorzugehen, der jeden Ketzer bei lebendigem Leib häutet, verbrennt oder vierteilt. Sie werden feststellen, das Sie ein wenig unkritischer werden. [...] Täuschen Sie sich nicht: Die Androhung von Gewalt ist nach wie vor latent vorhanden. Überall.

Im Grunde gut by  (Page 263)

Rudger Bregman: Im Grunde gut (Hardcover, German language, 2021, Rowohlt)

Der Historiker Rutger Bregman setzt sich in seinem Buch mit dem Wesen des Menschen auseinander. …

Bereits in den 1990er Jahren fanden Wissenschaftler heraus, dass unser Bekanntenkreis kaum ueber 150 Personen hinausreicht. [...] Zugegeben: Mit 150 Leuten kann man eine ordentliche Party schmeiszen. Aber sie reichen nicht aus, eine Pyramide zu errichten oder ein Spaceshuttle zum Mond zu schicken. Dazu muessen wir in erheblich groeszeren Gruppen zusammenarbeiten. Wie haben un unsere Machthaber so weit bekommen? Die Antwort: mit Hilfe von Mythen. Wir haben gelernt, uns die Verwandtschaft mit anderen, die wir nie getroffen haben, einzubilden. Religionen und Staaten, Unternehmen und Laender existieren in unseren Koepfen, in den Geschichten, die von unseren Anfuehrern und auch von uns selbst erzaehlt werden. Niemand hat je "Frankreich" getroffen. Niemand hat der "roemisch-katholischen Kirche" jemals die Hand geschuettelt. Aber das spielt keine Rolle, solange wir uns als Teil solcher Fiktionen fuehlen.

Im Grunde gut by  (Page 260)

Rudger Bregman: Im Grunde gut (Hardcover, German language, 2021, Rowohlt)

Der Historiker Rutger Bregman setzt sich in seinem Buch mit dem Wesen des Menschen auseinander. …

Das Traurige ist, dass Machtlosigkeit genau den entgegengesetzten Effekt hat. Psychologische Untersuchungen zeigen, dass Menschen, die sich machtlos fuehlen, viel unsicherer sind. Sie zoegern, ehe sie ihre Meinung aeuszern. Sie machen sich in einer Gruppe klein. Sie kommen sich duemmer vor, als sie wirklich sind. Diese Art von unsicheren Gefuehlen spielt den Machthabern in die Haende. Menschen, die an sich zweifeln, rebellieren nicht. Unsichere Menschen muessen nicht einmal zensiert werden, weil sie sich selbst den Mund verbieten. Hier sehen wir ein Nocebo in Aktion: Wenn man andere behandelt, als waeren sie dumm, werden sie sich auch dumm vorkommen, worauf die Machthaber sich dann getrost selbst einreden koennen, dass das Volk nun einmal zu dumm sei, um mit zu entscheiden, und dass sie selbst die Fuehrung uebernehmen muessen (mit ihrer gewaltigen Vision und ihrem Weitblick). Aber ist es nicht genau umgekehrt? Sorgt nicht gerade die Macht fuer Kurzsiuchtigkeit? Wer die Spitze erreicht hat, muss sich weniger um die Perspektive anderer scheren. Empathie ist oft nicht mehr erforderlich, denn wenn jemand unverstaendlich oder nervig ist, kann man ihn ignorieren, zur Ordnung rufen, ausschlieszen oder noch Schlimmeres. Machthaber koennen sich ihre Naivitaet leisten, weil sie nicht danach beurteilt werden. Diese Theorie koennte moeglicherweise auch erklaeren, warum Maenner bei Empathietests im Allgemeinen weniger Punkte erzielen als Frauen. 2018 hat eine grosze angelegte Studie der Universitaet Cambridge gezeigtr, dass es dafuer keine genetische Erklaerung gibt. Es scheint hauptsaechlich damnit zu tun zu haben, was Wissenschaftler "Sozialisation" nennen. Mit anderen Worten: Wir leben in einer Gesellschaft, in der die Macht so verteilt ist, dass Frauen staendig ihr Bestes geben muessen, um Maenner (die oft hoehere Positionen innehaben) zu verstehen. Daher diese ewigen Geschichten ueber die ungeheure "weibliche Intuition". Von Frauen wird erwartet, dass sie sich in die maennliche Perspektive versetzen, aber das Gegenteil geschieht viel seltener.

Im Grunde gut by  (Page 254 - 255)

Rudger Bregman: Im Grunde gut (Hardcover, German language, 2021, Rowohlt)

Der Historiker Rutger Bregman setzt sich in seinem Buch mit dem Wesen des Menschen auseinander. …

Man ahnt es schon: Maechtige Menschen haben die gleichen Neigungen. Sie verhalten sich so, als haetten sie einen Hirnschaden erlitten. Im woertlichen Sinne. Sie sind impulsiver, egoistischer, ruecksichtloser, arroganter, narizisstischer und grobschlaechtiger als der Durchschnitt. Sie gehen oefter fremd, hoeren weniger gut zu und nehmen seltener die Perspektive eines anderen ein. Sie sind schamloser und zeigen selten den ganz spezifischen Gesichtsausdruck, der die Menschen im Tierreich einzigartig macht. Sie erroeten nicht. Macht scheint wie eine Art Anaesthetikum zu wirken, das den Betreffenden von anderen abgrenzt. 2014 setzten drei amerikanische Neurologen sowohl maechtige als auch weniger maechtige Menschen unter eine "transkranielle magnetische Stimulationsmaschine", ein schwieriges Wort fuer ein Geraet, das Gehirnfunktionen testet. Sie entdeckten, dass Machtgefuehle einen mentalen Prozess stoeren, den Wissenschaftler auch als "Spiegelung" bezeichnen, einen Prozess, der eine wichtige Rolle bei der Empathie spielt.

Im Grunde gut by  (Page 253)

Attila Dézsi: Archäologie der Republik Freies Wendland (Hardcover, Deutsch language, Sidestone Press) No rating

In Zeiten zunehmender Krisen und Konflikte möchte diese Studie Orte der Demokratiegeschichte und Momente der …

In der Gorleben Rundschau davon gelesen. Das klingt einfach mega gut, um reale selbstorganisierte Praxis kritisch nachzulesen <3

Und sogar als legale kostenlose PDF zu erhalten - Link fuege ich auf die Buchseite mit ein ;)

Carmilla Dewinter, Jasmin Dreyer: Aus dem Off (deutsch language, MaroVerlag)

LOVE & SEX: Wer damit nichts anfangen kann, gilt schnell als langweilig und irgendwie gestört …

Tatsaechlich findet sich diese Einstellung nicht nur in autoritaeren Ideologien, sondern in der Kultur allgemein, wie Yuval Noah Harari beschreibt: "Die Kultur behauptet gern, sie verbiete "unnatuerliche" Dinge. Aber aus biologischer Sicht ist nichts unnatuerlich. Alles, was moeglich ist, ist definitionsgemaesz auch natuerlich. Eine unnatuerliche Verhaltensweise, die den Gesetzen der Natur widerspricht, kann es gar nicht geben, weshalb es voellig sinnlos ist, sie verbieten zu wollen. Keine Kultur hat sich je die Muehe gemacht, Maennern die Photosynthese [...] zu verbieten."

Aus dem Off by , (Page 27)

Carmilla Dewinter, Jasmin Dreyer: Aus dem Off (deutsch language, MaroVerlag)

LOVE & SEX: Wer damit nichts anfangen kann, gilt schnell als langweilig und irgendwie gestört …

Die "gesellschaftliche und angesagte [...] Rolle als sexy Bitch zu erfüllen, ist ein [...] nachvollziehbares Bedürfnis nach Zugehörigkeit." Auch einer meiner Bekannten wurde vorgeworfen, ihre Selbstbeschreibung sei anti-feministisch, sie demontiere Versuche, Freiheit für Frauen zu erstreiten. Frauen sollen also Sex haben wollen. Nur dass der Zeitgeist unterschiedliche Antworten auf die Fragen "mit wem" und "warum" liefert

Aus dem Off by , (Page 25 - 26)

Carmilla Dewinter, Jasmin Dreyer: Aus dem Off (deutsch language, MaroVerlag)

LOVE & SEX: Wer damit nichts anfangen kann, gilt schnell als langweilig und irgendwie gestört …

Im Neoliberalismus erhält dieses Aufgehobensein zudem den Charakter der Selbstverwirklichung - wer es nicht schafft, glücklich zu sein, hat sich bei der ständig geforderten Daueroptimierung von Selbst und Beziehung einfach nicht genug angestrengt. Wie Ela Przybylo beobachtet und auch mir schon aufgefallen ist, betonen asexuelle Menschen in Interviews oft, wie glücklich sie seien. Sie folgert, dass diese Art vorauseilende "Klarstellung" eine Reaktion auf Mythos der allein seligmachenden sexuell-romantischen Partnerschaft sei.

Aus dem Off by , (Page 24 - 25)

Rudger Bregman: Im Grunde gut (Hardcover, German language, 2021, Rowohlt)

Der Historiker Rutger Bregman setzt sich in seinem Buch mit dem Wesen des Menschen auseinander. …

Anthropologen haben zum Beispiel herausgefunden, dass Jäger und Sammler ein recht entspanntes Leben führten. Unsere Vorfahren arbeiteten nicht mehr als 20, vielleicht 30 Stunden pro Woche. Die Natur hielt alles feil, was benötigt wurde, und außerdem hatten sie alle Zeit der Welt, um sich zu entspannen, soziale Kontakte zu unterhalten und sich zu lieben.²⁸

Im Grunde gut by  (Page 127)

Rudger Bregman: Im Grunde gut (Hardcover, German language, 2021, Rowohlt)

Der Historiker Rutger Bregman setzt sich in seinem Buch mit dem Wesen des Menschen auseinander. …

Etwa 12 000 Musketen waren doppelt geladen, die Hälfte davon mehr als dreifach. [...] Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Die Musketen waren darauf ausgelegt, jeweils eine Kugel abzufeuern, und das wussten die Soldaten verdammt gut. [...] Erst viel später kamen die Historiker dahiner: Das Überladen war eine perfekte Ausrede, um nicht zu schießen. Und wenn die Waffe bereits geladen war, hat man sie einfach noch einmal geladen. Und ein weiteres Mal. ²⁶

Im Grunde gut by  (Page 106)

Das ist einfach wirklich faszinierend. Wenn es stiimmt, beweisen verschiedenste Untersuchungen, dass tatsächlich nur ein kleiner Bruchteil überhaupt im Krieg als Soldat*innen die Ihnen zugewiesenen Waffen benutzt.