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Brandon90

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Joined 1 year, 10 months ago

Pronomen: Er/Ihm

Interessiert an kollektiven und selbstorganisierten Ideen von Gesellschaft und Praxis.

Spoileralarm: Ich zitiere gerne und viel, wenn ihr nicht gespoilert werden wollt, lohnt es wohl eher nicht zu folgen ;)

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Brandon90's books

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Rudger Bregman: Im Grunde gut (Hardcover, German language, 2021, Rowohlt)

Der Historiker Rutger Bregman setzt sich in seinem Buch mit dem Wesen des Menschen auseinander. …

Um seinen Standpunkt zu bekräftigen, schickte Lindemann ein Team von Psychiatern nach Birmingham und Hull, zwei Städte, die gnadenlos bombardiert worden waren. In kurzer Zeit interviewten die Wissenschaftler Hunderte von Menschen, die während des Luftkrieges ihr Zuhause verloren hatten. ¹⁶ Sie fragten nach den belanglosesten Einzelheiten - von "der Anzahl der getrunkenen Pints bis zur Menge des gekauften Aspirins".¹⁷ Einige Monate später erhielt Lindemann den Abschlussbericht. Die Schlussfolgerung stand auf dem Titelblatt:

"Kein Beweis für eine Schwächung der Moral".¹⁸

Und was tat Frederick Lindemann? Er winkte angesichts dieser Schlussfolgerung ab. Er hatte längst beschlossen, dass Bombardements hervorragend funktionieren würden, und ließ sich darin nicht beirren.

Im Grunde gut by  (Page 15)

Rudger Bregman: Im Grunde gut (Hardcover, German language, 2021, Rowohlt)

Der Historiker Rutger Bregman setzt sich in seinem Buch mit dem Wesen des Menschen auseinander. …

In unserem kleinen Bücherclub das nächste Buch :) Ich bin gespannt, ob es hilft den teilweise pessimistischen Blick auf die Frage "Ist der Mensch partizipativ lebensfähig" zu beantworten.

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CONTRASTE April 2025 | 487 (deutsch language)

An manchen Tagen kam auch mir schon der Gedanke: „Puh, warum gebe ich mit eigentlich diesen Stress? Wieso bin ich Teil der Kollektivstruktur?“ Ich könnte es durchaus entspannter haben: Mit irgendeinem Job ohne viel Verantwortung und „mental load“, mit einer Chefin, die die ganze Verantwortung allein trägt, mit pünktlichem Feierabend und richtigem Wochenende. Mal abgesehen davon, dass solche Arbeitsbedingungen leider sowieso nicht selbstverständlich sind – das Kollektiv hat einen großen Vorteil: die Gemeinschaft. Wir versuchen, solidarisch miteinander zu sein, unsere Arbeitsbedingungen möglichst gut selbst zu gestalten und ein Gegenmodell zum kapitalistischen und individuellen Gegeneinander zu erschaffen. Und genau das ist der Unterschied: Ich gehe nicht nur zu Arbeit, ich bin Teil von etwas. Ich kann mich auf eine Gruppe beziehen, in der ich auch sozial und politisch verortet bin. Gerade in Zeiten, in denen Wahlergebnisse und andere Nachrichten oft nur schwer zu ertragen sind, ist das (für mich) ungemein wichtig, um nicht resigniert den Kopf in den Sand zu stecken.

CONTRASTE April 2025 | 487 (CONTRASTE, #487) (Page 2)

Tat wirklich gut nochmal zu lesen. Zweifel kommen immer wieder auf, es ist wichtig die hoffnungsvollen Aspekte zu sehen. So z.B. nicht allein zu sein, sondern füreinander einzustehen.

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"Es wird sichtbar, wie Menschen hier immer wieder ihre eigenen Grenzen übergehen, um Projekte umzusetzen, die eigentlich zu groß für die tragenden Schultern sind. Sich das rechtzeitig einzugestehen, entsprechend zu handeln und Räume so zu gestalten, dass sie diesem Phänomen entgegenwirken, scheint eine der größten Herausforderungen - nicht nur für unser Projekt."
- aus "Jedem Anfang wohnt ein Wandel inne", CONTRASTE, NR. 486

Eva Illouz: Explosive Moderne (Hardcover, Deutsch language, Suhrkamp)

Politiken der Angst, Spiralen der Enttäuschung, Menschen in Wut. In ihrem neuen Buch blickt Eva …

In bestimmten Momenten unseres Daseins sind die Gefühle, die selbst Reaktionen auf Situationen sind, zu stark, als dass man ignorieren könnte, und verlangen nach einem Namen. Und wenn sie benannt werden, können sie mitunter eine neue – objekte und subjektive – Wirklichkeit schaffen. Diese Momente sind private Paradigmenwechsel a la Kuhn. Durch die angestauten Erfahrungen von Einsamkeit, Sinnlosigkeit, Schuld, Scham, Zorn oder einfach Beklemmung vermögen sie einen Bewusstseinswandel einzuleiten. Die eigene „innere Stimme“ zu finden, so heißt der Prozess, Zugang zum eigenen Bewusstsein und der eigenen Erfahrung zu erlangen. Unser inneres Leben verbindet das Kollektive mit dem Idiosynkratischen, das Allgemeine mit dem Autobiografischen. Und ein intaktes Selbstbewusstsein hat Zugang sowohl zu seinen sozialen als auch zu seinen psychologischen Bestandteilen. Gefühle sind grundlegend sozial, sie können aber durch eine Übersozialität erstickt werden, die das individuelle Bewusstsein trübt. Wenn das passiert, sind unsere Emotionen als Instrument der Orientierung in der sozialen Welt abgestumpft und weisen uns unseren Weg nicht mehr. Manchmal aber können Gefühle ausbrechen, unsere sozialen Rollen umgehen und übersteigen und eine neue innere und soziale Wirklichkeit herbeiführen. Wenn das geschieht, dann helfen uns Emotionen, unsere Rollen zu unterlaufen und neue Erfahrungen zu machen. Und wenn wir solche Emotionen benennen können, können wir manchmal Revolutionen auslösen, private oder kollektive. Wenn Stevens’ Leben also ein verfehltes ist, dann nicht, weil er es miserabel gelebt hätte, sondern weil er sein Bewusstsein nie erfasst hat, weil er nie darum gerungen hat, neue Wörter zu finden, und Gefühle nie in den inneren Kreis seines Seins hereingelassen hat.

Explosive Moderne by  (Page 374 - 375)

Coda Durch die Ritzen der Verleugnung: die Macht der Gefühle

Eva Illouz: Explosive Moderne (Hardcover, Deutsch language, Suhrkamp)

Politiken der Angst, Spiralen der Enttäuschung, Menschen in Wut. In ihrem neuen Buch blickt Eva …

Leidenschaft steht durchaus nicht im Gegensatz zu Interessen, sondern schmuggelt sie in Form von kulturellem Geschmack hinein, so dass sich die Angehörigen der Mittel- und gebildeten Schichten eben in diejenigen verlieben, die so sind „wie sie“, die dieselben Bücher, dieselbe Musik usw. schätzen. […] Kurzum: Geteilte kulturelle Geschmäcker sind zu einem Schlüsselelement bei der Wahl eines Liebesobjekts geworden, womit die am Bildungsniveau gemessene soziale Klasse eine zunehmend wichtige Rolle in sogenannten Liebesehen spielt. Das erklärt natürlich nicht zur Gänze, warum sich zwei Menschen ineinander verlieben, trägt einer entscheidenden Dimension davon allerdings sehr wohl Rechnung. Auch in der Liebe erweist sich die Bildung als ein wichtiger Faktor, der soziale Gruppen voneinander trennt.

Explosive Moderne by  (Page 346 - 347)

Liebe: von der Überschreitung zur Komplexität