Nach dem Krieg entwickelte sich in der politisch verunsicherten Öffentlichkeit der USA ein Klima verstärkter Ressentiments gegenüber Schwarzen, die zuvor als Verteidiger einer freien Welt zum Sieg der Alliierten beigetragen hatten. Viele afroamerikanische Musiker waren von der Musikindustrie und ihren Ausbeu-tungsstrategien nachhaltig enttäuscht. Gleichzeitig weigerte man sich zunehmend, den rassistisch gefärbten Erwartungen als Alleinunterhalter zu genügen. In dieser Situation witterten viele in kleinen experimentellen Gruppen eine neue Form sozialer Freiheit, wie sie in den zumeist kommerziell orientierten Swing-Bigbands nicht zu haben war. Bebop kann also als Produkt einer paradoxen Nachkriegssituation verstanden werden, in der gleichzeitig neue Freiheiten und neue Beschränkungen in der Musikindustrie für schwarze Jazzmusiker spürbar wurden.