Schöne, wenn auch nicht ganz neue Idee, spannend erzählt, aber jetzt nicht der beste Eschbach aller Zeiten. Ich hatte trotzdem Spaß.
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Lutheran pastor in Germany. Interested in Science fiction, fantasy, modern literature, and sometimes just simple literature for my entertainment. German, Englisch, Nederlands. My book reviews on www.kuschelkirche.de/buchbesprechungen
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Heiko Kuschel rated Quest.: 5 stars

Quest. by Andreas Eschbach
see (in german) de.wikipedia.org/wiki/Quest_(Roman)
Heiko Kuschel rated Orakel: 5 stars
Heiko Kuschel rated Herr aller Dinge: 5 stars
Heiko Kuschel rated What's a Knucka?: 5 stars
Heiko Kuschel reviewed 1984 by George Orwell
None
5 stars
1984
„Das ist doch das Buch mit dem totalitären Überwachungsstaat. Big Brother is watching you!“. Wohl eines der bekanntesten Bücher überhaupt, immer wieder wird es genannt, wenn es in einer Diskussion um Überwachung und Datenschutz geht – aber wer hat es denn wirklich gelesen? Bei mir lag die letzte Lektüre wohl Jahrzehnte zurück, vermutlich noch in der Schulzeit. Also habe ich es mir nochmal vorgenommen – und war erstaunt: Ja, natürlich ist die totale Überwachung ein wesentliches Element dieses Buches. Aber eigentlich geht es um viel mehr. Es geht um die Frage: Was kann ein einzelner einem übermächtigen Staat entgegensetzen? Und noch viel mehr darum: Was ist eigentlich Wahrheit?
In diesem Buch ist Winston Smith, ein eher niederes Mitglied der PARTEI, in seinem Beruf ständig damit beschäftigt, die Vergangenheit zu korrigieren, indem alte Zeitungsartikel, Bücher, ja sogar literarische Werke an die aktuelle Situation angepasst werden. Denn: Die Partei hat immer …
1984
„Das ist doch das Buch mit dem totalitären Überwachungsstaat. Big Brother is watching you!“. Wohl eines der bekanntesten Bücher überhaupt, immer wieder wird es genannt, wenn es in einer Diskussion um Überwachung und Datenschutz geht – aber wer hat es denn wirklich gelesen? Bei mir lag die letzte Lektüre wohl Jahrzehnte zurück, vermutlich noch in der Schulzeit. Also habe ich es mir nochmal vorgenommen – und war erstaunt: Ja, natürlich ist die totale Überwachung ein wesentliches Element dieses Buches. Aber eigentlich geht es um viel mehr. Es geht um die Frage: Was kann ein einzelner einem übermächtigen Staat entgegensetzen? Und noch viel mehr darum: Was ist eigentlich Wahrheit?
In diesem Buch ist Winston Smith, ein eher niederes Mitglied der PARTEI, in seinem Beruf ständig damit beschäftigt, die Vergangenheit zu korrigieren, indem alte Zeitungsartikel, Bücher, ja sogar literarische Werke an die aktuelle Situation angepasst werden. Denn: Die Partei hat immer Recht. Und wenn die Wirtschaftsprognose von letztem Jahr nicht stimmte, dann muss sie eben im Nachhinein geändert werden. Und wenn sich Ozeanien, eine der drei Großmächte, neben denen keine anderen Länder mehr existieren, im immerwährenden Krieg auf einmal mit Eurasien verbündet statt mit Ostasien, dann müssen alle Dokumente geändert werden, denn dann war Ozeanien schon immer im Krieg mit Ostasien. Auch Personen, die in Ungnade gefallen sind, müssen vollständig aus der Geschichtsschreibung entfernt werden.
Der Sieger definiert eben die Geschichte. Welche Möglichkeiten hat ein Einzelner schon, das Gegenteil zu beweisen?
Die PARTEI definiert aber nicht nur die Vergangenheit. Sie arbeitet daran, sogar die Möglichkeit von „ketzerischen“ Gedanken auszumerzen. Dazu dient die neue Sprache NEWSPEAK, die bewusst das Repertoire der möglichen Themen einschränkt. Für Themen wie Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit oder auch Religion gibt es schlicht keine Wörter mehr. Alles läuft darauf hinaus, dass die PARTEI immer Recht hat. Und wenn sie sagt, dass 2+2 5 ergibt, dann ist das eben so.
Von den normalen menschlichen Regungen wie Liebe, Zuneigung, Mitmenschlichkeit hält die PARTEI gar nichts, denn sie sind schwer zu kontrollieren und beziehen sich noch dazu auf andere. Liebe, auch körperliche Liebe, wird zielgerichtet zerstört. Kinder werden dazu angestiftet, ihre Eltern zu denunzieren. Jeden Tag gibt es „Zwei Minuten Hass“, eine Veranstaltung, deren Dynamik sich niemand entziehen kann. Und einmal sogar eine ganze „Hasswoche“, in der der Hass auf den Feind sich in Raserei steigert. (Eurasien? Südasien? Es wechselt tatsächlich mitten in der Hass-Ansprache und alle tun so, als wäre es schon immer so gewesen) Sehr eindrücklich für mich in diesem Zusammenhang und mit Blick auf die Themen unserer Zeit: Gleich am Anfang wird ein Kinobesuch beschrieben. Im Film werden Bootsflüchtlinge auf dem Mittelmeer gezeigt, die jedoch nicht gerettet werden, sondern vom Militär brutal abgeschossen und versenkt werden. Das Publikum johlt vor Lachen, als die Menschen, auch Kinder, untergehen.
Winston Smith versucht die Rebellion. Er schreibt heimlich Tagebuch. Er hat eine Liebesaffäre mit Julia, findet einen – wie er meint – nicht überwachten Unterschlupf, in dem sie sich treffen können. Er versucht, sich dem Widerstand anzuschließen. Er bekommt ein Buch des „Rebellenführers“ und Staatsfeindes Emmanuel Goldstein zu lesen, das den Aufbau der Gesellschaft beschreibt: Nur ein kleiner Teil der Menschen gehört überhaupt zu den Parteirängen. Der größte Teil (die „Proles“, etwa 85%) bleibt weitgehend sich selbst überlassen, aber in so großer Armut, dass ein Aufstand nicht zu befürchten ist, denn dafür werden sie niemals die Kraft aufbringen.
Als eines der Probleme der Zeit wird in diesem Buch die Industrialisierung benannt, die die Produktivität der Menschen gewaltig steigerte. Eigentlich wäre absehbar gewesen, dass dadurch auch der Wohlstand aller steigen müsste – was aber die Position der PARTEI gefährden würde. Vor allem aus diesem Grund sind die drei Machtblöcke seit Jahrzehnten im Krieg miteinander: Um die gewissermaßen überschüssige Produktivität sofort wieder zu vernichten und um eine Begründung für den niedrigend Lebensstandard zu liefern.
Auf vielen Seiten wird dieses „Buch im Buch“ abgedruckt, das, wie Winston später erfahren wird, in Wirklichkeit von Parteimitgliedern geschrieben wurde. Und dann beginnt der letzte Teil: Winston und Julia werden verhaftet.
Der letzte Teil ist auch beim Lesen nur schwer zu ertragen. Zarte Gemüter sollten vielleicht besser eine Zusammenfassung lesen. Und wer nicht wissen will, wie es endet, sollte diesen Absatz überspringen und im nächsten weiterlesen. Auf die Verhaftung folgt eine lange Zeit der Folter und Gehirnwäsche mit Phasen der Erholung. Wie lange, ist völlig unklar. Lange wehrt sich Winston dagegen, zieht sich immer mehr in sich selbst zurück, versucht, sich seine Zweifel zu erhalten. Doch am Ende wird auch er gebrochen. Gegen die übermächtige PARTEI hat er keine Chance. Er wird in ein neues Leben entlassen. Aller Lebensmut hat ihn verlassen, doch er existiert. Einmal begegnet er sogar Julia wieder, doch die beiden haben sich nicht wirklich mehr etwas zu sagen. Die Nachrichten der PARTEI sind nun sein Evangelium. Und am Ende wird ihm klar: Er liebt Big Brother.
An die Geschichte angehängt ist eine kurze Abhandlung über NEWSPEAK und über die Rolle, die Sprache bei der Machterhaltung der PARTEI spielt. Darüber, wie immer mehr Begriffe verschwinden, wie das Denken durch Einschränkung der Sprache begrenzt wird. Darüber, wie vieldeutige Begriffe auf eine einzige Bedeutung reduziert werden, so dass es immer schwieriger und am Ende unmöglich wird, etwas auch nur zu denken, das der Parteilinie widerspricht.
Dass man mit Sprache Bewusstsein schaffen und beeinflussen kann, sollte uns allen bewusst sein. In unserer Zeit geht es da um andere Dinge: Das Gendern beispielsweise. Oder der von der afd eingeführte Begriff „Remigration“, der vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre und heute in bestimmten Kreisen völlig selbstverständlich genutzt wird. NEWSPEAK geht einen anderen Weg: Es macht nicht das Unsagbare sagbar, sondern das bisher Sagbare unsagbar. Und doch zeigt es, welche Macht in der Sprache liegt.
George Orwell hat sein Buch 1948 fertiggestellt, daher der Titel mit dem Zahlendreher: 1984. Aus seinen Erfahrungen mit totalitären Systemen heraus hat er diese Dystopie einer völlig unterdrückten und gleichgeschalteten Gesellschaft geschrieben. Ich finde: Auch heute noch ist es wichtig, dieses Buch zu kennen, und zwar nicht nur das Schlagwort „Überwachungsstaat“ und „Big Brother is watching you“.
Heiko Kuschel reviewed HEX by Thomas Olde Heuvelt
None
5 stars
Das 3000-Einwohner-Dorf Beek bei Nijmegen, Niederlande, birgt ein großes Geheimnis: Seit 350 Jahren erscheint die Hexe Katharina van Wyler im Dorf. Einst wurde sie hier grausamst gequält und als Hexe zum Tode verurteilt. Und seitdem erscheint sie im Dorf. Eine gruselige Gestalt: Ketten um den Leib, Augen und Mund zugenäht, so steht sie stunden- ja tagelang irgendwo im Dorf herum. Auf einem Parkplatz. Neben einem Bett. In einer Küche. So weit eigentlich nicht so schlimm, solange man ihr nicht zu nahe kommt und ihr Flüstern hört, das schon manche Menschen in den Tod getrieben hat. Und solange man ihr nichts antut – von den Ereignissen damals, 1967, erzählen die Menschen noch heute voller Grauen. Auch ihre Augen sollte nie jemand öffnen, denn das, so die Überlieferung, wäre das Ende aller Menschen im Ort.
Wer hier geboren ist oder wer einmal nach Beek gezogen ist und die Hexe gesehen hat, der …
Das 3000-Einwohner-Dorf Beek bei Nijmegen, Niederlande, birgt ein großes Geheimnis: Seit 350 Jahren erscheint die Hexe Katharina van Wyler im Dorf. Einst wurde sie hier grausamst gequält und als Hexe zum Tode verurteilt. Und seitdem erscheint sie im Dorf. Eine gruselige Gestalt: Ketten um den Leib, Augen und Mund zugenäht, so steht sie stunden- ja tagelang irgendwo im Dorf herum. Auf einem Parkplatz. Neben einem Bett. In einer Küche. So weit eigentlich nicht so schlimm, solange man ihr nicht zu nahe kommt und ihr Flüstern hört, das schon manche Menschen in den Tod getrieben hat. Und solange man ihr nichts antut – von den Ereignissen damals, 1967, erzählen die Menschen noch heute voller Grauen. Auch ihre Augen sollte nie jemand öffnen, denn das, so die Überlieferung, wäre das Ende aller Menschen im Ort.
Wer hier geboren ist oder wer einmal nach Beek gezogen ist und die Hexe gesehen hat, der kann nie wieder länger als ein paar Tage von hier weg. Das ist der Fluch, der über dem Dorf liegt. Und so versuchen die Bewohner, alles zu tun, um die Außenwelt vor Katharina zu schützen. Sie haben eine eigene App, eine Sonderabteilung des Geheimdienstes mit dem passenden Namen „Hex“ arbeitet hier, alles, um nichts nach außen dringen zu lassen. So ahnt wirklich niemand etwas von der Besonderheit dieses Ortes.
Manche Situation mit der Wylerhexe ist wirklich urkomisch. Der erste Teil des Buches scheint harmlos zu sein, lustig, manchmal ein kleines bisschen gruselig. Doch die Jugendlichen des Dorfes haben genug von der Heimlichtuerei und vor allem auch von den Einschränkungen, unter denen sie leben müssen. Und nach und nach wandelt sich die Stimmung. Es wird gefährlicher. Dunkler. Ein Hund kommt auf mysteriöse Weise ums Leben.
Ganz langsam bricht das Grauen über Beek herein. Die Menschen haben Todesangst davor, dass eines Tages Katharinas todbringendes Auge wieder geöffnet wird. Und die Schicht der Zivilisation ist dünn. Es ist erschreckend und doch nachvollziehbar, wie schnell in der Todesangst mittelalterliche Bräuche und Gedanken wieder zum Leben kommen. Die alten Marterinstrumente werden aus dem Museum geholt. Folter, lebendige Opfer, Lynchjustiz: Alles ist ganz schnell wieder da. Und die ersten Menschen sterben.
Dann, kurz vor Weihnachten, dreht das ganze Dorf komplett durch. Jemand öffnet die Augen der Hexe. Menschen verbrennen Menschen, Häuser und mehr. Die Zivilisation ist am Ende.
Und auf einmal ist gar nicht mehr klar: Ist das das Werk der Hexe? Oder ist es das Dorf, das das ganze Unheil selbst über sich gebracht hat? Wer hat eigentlich angefangen mit diesem ganzen Unheil? Wer hat das wirklich gewollt? Woher kommt all das Böse, das in diesem Buch durchbricht und die Menschen beherrscht? Das ist die Frage, die am Ende offen bleibt.
Ein wirklich spannendes Buch, das ich nicht mehr weglegen konnte. Mit einigen komischen Momenten, die mich wirklich zum Lachen gebracht haben. Doch spätestens das letzte Drittel ist nichts für schwache Nerven.
Für die englische Übersetzung und alle weiteren hat der Autor die Handlung ins amerikanische Black Spring im US-amerikanischen Hudson Valley verlegt und dabei auch etliche historische Gegebenheiten angepasst. Dazu gab es dann auch noch ein neues Ende, das „subtiler“ ist als das erste, so der Autor im Nachwort. Gelesen habe ich nun die gewissermaßen dritte Version des Buches: Auf Niederländisch am „Originalschauplatz“, aber mit dem neuen, „internationalen“ Schluss. Die deutsche Version ist übrigens aus dem Amerikanischen übersetzt. Wie gut sie ist, kann ich nicht beurteilen.
None
4 stars
Very lengthy, but somehow, I couldn't stop reading. At least not after page 1500 or so. Still, I'm glad I finished it.
Very lengthy, but somehow, I couldn't stop reading. At least not after page 1500 or so. Still, I'm glad I finished it.
Heiko Kuschel rated Piranesi: 5 stars

Piranesi by Susanna Clarke
From the New York Times bestselling author of Jonathan Strange & Mr. Norrell, an intoxicating, hypnotic new novel set …
Heiko Kuschel rated Hauke Haiens Tod.: 4 stars
Heiko Kuschel rated Vergissmeinnicht: 5 stars
Heiko Kuschel rated Hersenschimmen: 5 stars

Hersenschimmen by J. Bernlef
Hersenschimmen behoort tot de belangrijkste boeken uit de jaren tachtig, wordt inmiddels door honderdduizenden lezers hogelijk gewaardeerd en is in …
Heiko Kuschel reviewed Tschick by Wolfgang Herrndorf
None
4 stars
Dieses Buch hatte ich schon jahrelang auf meinem Tolino und fühlte mich verpflichtet, es jetzt endlich mal zu lesen. Es ist eine ganz nette, etwas überdrehte Geschichte von zwei Jungs, die in den Sommerferien ziemlich verrückte Sachen anstellen: Sie knacken ein Auto und fahren los, Ziel: Die Walachei. Blöd nur, dass sie gar nicht wissen, wo die ist, und keine Karte dabei haben. Und dass sie mit 13, 14 Jahren eigentlich auch etwas zu jung sind zum Autofahren.
Ich habe es gerne gelesen, wollte wissen, wie's weitergeht. Ein schönes Buch, aber den großen Hype, den es damals wohl gab, konnte ich nicht ganz nachvollziehen.
Dieses Buch hatte ich schon jahrelang auf meinem Tolino und fühlte mich verpflichtet, es jetzt endlich mal zu lesen. Es ist eine ganz nette, etwas überdrehte Geschichte von zwei Jungs, die in den Sommerferien ziemlich verrückte Sachen anstellen: Sie knacken ein Auto und fahren los, Ziel: Die Walachei. Blöd nur, dass sie gar nicht wissen, wo die ist, und keine Karte dabei haben. Und dass sie mit 13, 14 Jahren eigentlich auch etwas zu jung sind zum Autofahren.
Ich habe es gerne gelesen, wollte wissen, wie's weitergeht. Ein schönes Buch, aber den großen Hype, den es damals wohl gab, konnte ich nicht ganz nachvollziehen.














