Peter73 reviewed Die Abtei von Northanger. by Jane Austen
Ironie hinter gotischen Mauern: Mein Blick auf Jane Austens Die Abtei von Northanger
4 stars
Die Abtei von Northanger (Northanger Abbey) war für mich eine überraschende und gleichzeitig erfrischende Lektüre. Jane Austen spielt hier nicht nur mit den Erwartungen eines romantischen Romans, sondern auch mit denen der Leserinnen und Leser – und das auf höchst charmante Weise.
Die Geschichte folgt der jungen, naiven Catherine Morland, die aus ihrer ruhigen Heimat in die gesellschaftlich aufgeladene Welt von Bath eintaucht. Catherine ist keine Heldin im klassischen Sinn – und genau das macht sie so sympathisch. Sie liebt Schauerromane, ist verträumt und gleichzeitig oft sehr ehrlich in ihrer Wahrnehmung.
Während sie sich zwischen Freundschaften, gesellschaftlichen Regeln und einem aufkeimenden Liebesinteresse zu Henry Tilney bewegt, entlarvt Austen auf kluge Weise die Mechanismen sozialer Inszenierung und weiblicher Rollenzuweisung ihrer Zeit.
Besonders faszinierend fand ich Austens satirischen Ton: Sie nimmt sowohl die Gothic-Romane ihrer Epoche aufs Korn als auch die naive Vorstellung, das Leben müsse wie ein Roman verlaufen. Als Catherine …
Die Abtei von Northanger (Northanger Abbey) war für mich eine überraschende und gleichzeitig erfrischende Lektüre. Jane Austen spielt hier nicht nur mit den Erwartungen eines romantischen Romans, sondern auch mit denen der Leserinnen und Leser – und das auf höchst charmante Weise.
Die Geschichte folgt der jungen, naiven Catherine Morland, die aus ihrer ruhigen Heimat in die gesellschaftlich aufgeladene Welt von Bath eintaucht. Catherine ist keine Heldin im klassischen Sinn – und genau das macht sie so sympathisch. Sie liebt Schauerromane, ist verträumt und gleichzeitig oft sehr ehrlich in ihrer Wahrnehmung.
Während sie sich zwischen Freundschaften, gesellschaftlichen Regeln und einem aufkeimenden Liebesinteresse zu Henry Tilney bewegt, entlarvt Austen auf kluge Weise die Mechanismen sozialer Inszenierung und weiblicher Rollenzuweisung ihrer Zeit.
Besonders faszinierend fand ich Austens satirischen Ton: Sie nimmt sowohl die Gothic-Romane ihrer Epoche aufs Korn als auch die naive Vorstellung, das Leben müsse wie ein Roman verlaufen. Als Catherine später die titelgebende Abtei besucht, glaubt sie, dunkle Familiengeheimnisse zu entdecken – nur um festzustellen, dass das wahre Leben oft ganz unspektakulär ist.
Doch Austens Witz bleibt dabei nie kalt. Sie schreibt mit feiner Ironie, aber auch mit einer spürbaren Zuneigung zu ihren Figuren. Die Abtei von Northanger ist ein Roman über das Erwachsenwerden, über Illusionen und über die Kraft des klaren Blicks – verpackt in eine scharfsinnige, leichtfüßige Erzählung.
Ich habe die Lektüre als literarisches Spiel empfunden, bei dem Austen nicht nur die Konventionen ihrer Zeit hinterfragt, sondern mich gleichzeitig immer wieder liebevoll zum Lächeln gebracht hat. Ein unterschätztes Juwel mit zeitloser Eleganz.