Peter73 reviewed Herr der Fliegen by William Golding (Fischer Taschenbuch, 1462)
Zwischen Zivilisation und Abgrund – Meine beklemmende Erfahrung mit William Goldings Herr der Fliegen
Herr der Fliegen von William Golding zu lesen, war für mich wie ein Experiment, das außer Kontrolle gerät – faszinierend und gleichzeitig zutiefst verstörend. Auf den ersten Blick wirkt die Ausgangssituation fast harmlos: Eine Gruppe englischer Jungen strandet nach einem Flugzeugabsturz auf einer unbewohnten Insel. Ohne Erwachsene, ohne Regeln, scheint sich hier die Chance auf ein kleines Paradies aufzutun. Doch sehr schnell merkte ich beim Lesen, dass es in Wahrheit um etwas ganz anderes geht: um die Zerbrechlichkeit der Zivilisation und die dunklen Instinkte, die in uns allen schlummern.
Anfangs versuchen die Jungen, Ordnung herzustellen. Sie wählen einen Anführer, sie bauen Strukturen auf. Ralph, der um Vernunft und Gemeinschaft bemüht ist, wirkt für mich wie der letzte Halt im Chaos. Doch schon bald übernehmen Angst und Machtgier das Ruder. Jack, der Gegenspieler, verführt mit Jagd, Gewalt und einem Gefühl von Zugehörigkeit. Ich ertappte mich dabei, wie mich diese Dynamik gleichzeitig …
Herr der Fliegen von William Golding zu lesen, war für mich wie ein Experiment, das außer Kontrolle gerät – faszinierend und gleichzeitig zutiefst verstörend. Auf den ersten Blick wirkt die Ausgangssituation fast harmlos: Eine Gruppe englischer Jungen strandet nach einem Flugzeugabsturz auf einer unbewohnten Insel. Ohne Erwachsene, ohne Regeln, scheint sich hier die Chance auf ein kleines Paradies aufzutun. Doch sehr schnell merkte ich beim Lesen, dass es in Wahrheit um etwas ganz anderes geht: um die Zerbrechlichkeit der Zivilisation und die dunklen Instinkte, die in uns allen schlummern.
Anfangs versuchen die Jungen, Ordnung herzustellen. Sie wählen einen Anführer, sie bauen Strukturen auf. Ralph, der um Vernunft und Gemeinschaft bemüht ist, wirkt für mich wie der letzte Halt im Chaos. Doch schon bald übernehmen Angst und Machtgier das Ruder. Jack, der Gegenspieler, verführt mit Jagd, Gewalt und einem Gefühl von Zugehörigkeit. Ich ertappte mich dabei, wie mich diese Dynamik gleichzeitig abstieß und anzog – ein Spiegel dafür, wie leicht Menschen in extreme Lager gedrängt werden.
Besonders bedrückend war für mich der „Herr der Fliegen“ selbst – der Schädel eines Schweins, aufgespießt als grausiges Symbol. Er wurde für mich zum Sinnbild des Bösen, das nicht von außen kommt, sondern aus den Jungen selbst, aus uns selbst.
Am Ende bleibt ein Bild, das ich nicht vergessen kann: Kinder, die zu Jägern geworden sind, und die Erkenntnis, dass Zivilisation nur eine dünne Schicht ist, die sehr schnell reißen kann.
Herr der Fliegen hat mich nicht mit Antworten zurückgelassen, sondern mit Fragen – über Macht, Moral und darüber, was passiert, wenn wir die Masken der Gesellschaft ablegen. Ein Roman, der mir den Abgrund im Spiegel gezeigt hat.