Die Vermessung der Welt

Sehr nett, vor allem der Vorleser Ulrich Noethen hat das für meinen Geschmack sehr gut vorgetragen! Es gab zwar hin und wieder Passagen, in denen ich die ganze Geschichte ein bissle wirr fand und nicht so recht folgen konnte, aber genauso gab es Passagen, bei denen ich laut lachen musste - z.B. die Interaktion von Bonpland (schreibt der sich so? Ist beim Hörbuch ja etwas schwierig...) und Humboldt bei der Besteigung des Vulkans ("Den Hund hätte er nie leiden können...").

Noethen schafft es, dass die Geschichte trotz der vielen indirekten Rede sehr lebendig wird und ich habe die beiden deutlich vor mir gesehen, wie sie über Schneebrücken kraxeln und imaginäre Menschen und Hunde sehen.

Die Geschichte Humboldts und Gauss' wird bis fast zum hinteren Drittel des Buches parallel erzählt, erst dann treffen sich die beiden und die Interaktion wird etwas direkter - auch wenn sie sich auf den Austausch von Briefen beschränkt.

Mir hat das Buch mal wieder klar gemacht, wieviele der Dinge, die wir heute für selbstverständlich halten, noch gar nicht so lange selbstverständlich sind: Elektrizität in jedem Haushalt, Autos, Flugzeuge, Telefone, Goretex, Höhenmesser in jeder Armbanduhr, ja Armbanduhren als solche, Taschenrechner ...

Humboldt und Gauss hatten all' das nicht und haben trotzdem eine erstaunliche Menge herausgefunden mit den Mitteln, die ihnen zur Verfügung standen. Die Sprache fand ich interessant, viel indirekte Rede und eher distanziert, aber sehr schön anzuhören.

Hat mir sehr gut gefallen, ich würde definitiv das Hörbuch empfehlen und werde jetzt mal gucken, was Ulrich Noethen sonst noch so eingesprochen hat.

There was quite a hype about this book and it's author a few years ago and so I was inevitably prejudiced when I opened it.

What I appreciate about this book is its sense of humor (the dialog with Kant is hilarious) and the idea to deliberately avoid direct speech in order to make the language resemble rather a travel report than a novel. This certainly adds to the athmosphere, especially of the Humboldt chapters.

At the same time I find it hard to follow those people, who read this book as a character study or biography of either Humboldt or Gauß. Not only does the author declare in interviews that he deliberately took some liberties when it comes to historical accuracy, but there is also a paragraph in the book, that I take to be an ironical reference to this matter. In that paragraph Kehlmann lets Gauß display his disgust for novels, that get lost in a sea of lies, as the author attaches his own whim to the names of historical figures ("[...] Romane, die sich in Lügenmärchen verlören, weil der Verfasser seine Flausen an die Namen geschichtlicher Personen binde" (p. 221)).

I must confess, that any deeper layers of the book, like the assumed statement on "German-ness" or any deeper philosophical implications remained hidden to me. Where the reference to some philosophical thought was done openly (as the reference to [a:La Mettrie|457727|Julien Offray de La Mettrie|http://d202m5krfqbpi5.cloudfront.net/authors/1233199332p2/457727.jpg]'s attempt of a pure mechanistic explanation of mental processes) it seemed to me rather random.

Given the degree to which this book was praised in the media, I don't know if it was unwillingness or mere ignorance on my part that made me read this apparently profound piece of literature merely as a mediocre but still enjoyable historical fiction.