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cochise

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Ich lese alle guten Bücher.

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Dirk Stermann: Der Hammer (Hardcover, 2019, Rowohlt Verlag GmbH) 5 stars

Review of 'Der Hammer' on 'Goodreads'

5 stars

Dirk Stermann, die deutsche Hälfte des deutsch-österreichischen Kabarettduos Grissemann und Stermann, hat mit „Der Hammer“ seinen vierten Roman vorgelegt.
Nach dem er mit „Sechs Österreicher unter den ersten Fünf“ seine eigene österreichische Biografie literarisch verarbeitet hat, folgten mit „Stoß im Himmel“ und „Der Junge bekommt das Gute zuletzt“ eher zwei schwächere Werke.
Mit „Der Hammer“ legt Stermann nun einen historischen Roman vor. Er erzählt die Lebensgeschichte des österreichischen Orientalisten Joseph von Hammer-Purgstall, aus Grazer Kleinadel stammend, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einer der führenden Wissenschaftler war. Er stand in engem Austausch mit Goethe, von Humboldt, de Balzac und anderen Geistesgrößen dieser Zeit.
Mit dieser literarischen Biografie zeichnet Stermann zugleich ein farbenprächtiges Porträt des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Ihm gelingt es ausgezeichnet, das normale Leben dieser Zeit wiederzugeben. Man kann die Städte förmlich riechen in diesem Roman, das verdreckte Wien, die Gärten Konstantinopels oder die englischen …

Joris-Karl Huysmans, Walter Münz, Myriam Münz: Gegen den Strich. (Paperback, 1992, Reclam, Ditzingen) 5 stars

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5 stars

Dieser Roman ist ein Buch, welches eine neue Literaturgattung begründete, die des Symbolismus. Mit seinem Buch über den Adligen Jean Floressas des Esseintes erzählt Huymans die Geschichte eines Einzelgängers, der sich nach Ausschweifungen von der Welt angewidert in sein Haus nach Fontenay zurückzieht, um hier sein Leben in völliger „decadence“ zu perfektionieren. Das deutsche Wort „Dekadenz“ erfasst nur unzureichend, was für ein Leben des Esseintes da anstrebte, eben eine verfeinertes, exklusives, raffiniertes, möglichst künstliches Leben, ein Leben, welches sich vom standardisierten Leben der Gesellschaft radikal unterschied. Gegen den Strich, eben!
Für des Esseintes ist alles dem Ästhetizismus unterworfen, von der Einrichtung seiner Zimmer, seine Bibliothek, die Pflanzen in seinem Haus, ja sogar das Essen. Er ist vom alltäglichen Leben so angewidert, dass er seine Hausangestellten ihre Arbeiten so zu verrichten, dass sie ihm nicht unter die Augen treten.
Über viele Kapitel beschreibt Huysmans nur die Einrichtung des Hauses und die …

Mawil: Lucky Luke sattelt um (Hardcover, 2019, Egmont Comic Collection) 5 stars

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4 stars

Mein letztes Lucky Luke-Comic muss ich gelesen haben, als ich etwa so 14/15 Jahre alt war. Noch früher hatte ich ein paar der Trickfilme gesehen. Aber richtig eingestiegen bin ich in die Serie nie. Was wohl daran lag, dass diese Reihe mir bald ein wenig zu kindisch erschienen ist.
Dass ich mir jetzt doch wieder einen Lucky Luke-Band gekauft habe, ist allein dem Umstand geschuldet, dass er von Mawil gezeichnet und getextet worden ist. Wie schon bei Flix‘ Hommage an Spirou war das für mich ein Pflichtkauf, denn ich halte Mawil für den besten zeitgenössischen deutschen Comiczeichner.
Mawil gelingt mit seinem Band „Lucky Luke sattelt um“ eine gelungene Weiterführung des gewohnten Lucky Luke-Konzepts.
Die Geschichte ist schnell erzählt. Lucky Luke rettet Albert Overman bei einem Überfall durch das Gangsterpärchen Smith & Wesson (!!) das Leben. Sie haben es auf ein Paket von Overman abgesehen, dass dieser nach San Francisco bringen …

Armistead Maupin: Schluß mit lustig. Stadtgeschichten VI. (Paperback, German language, 1995, Rowohlt Tb.) 4 stars

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4 stars

Mit diesem sechsten Band kommt die Stadtgeschichten-Reihe von Armistead Maupin zu ihrem Abschluss.
Die Erzählung hat das Jahr 1989 erreicht. Von den Hauptprotagonist_innen des Romans, die wohnt aus der Mrs. Madrigal niemand mehr in der Barbary Lane 28, dem Zentrum dieser Geschichtenreihe. Die Hippieglückseligkeit der früheren Bände ist nur noch eine Ahnung. So wird in einer kurzen Szene die Rückkehr der Hippiemode als Retrotrend angedeutet.
Es durchzieht den gesamten Roman eine nicht zu leugnende Melancholie. Abschiede künden sich an. Die AIDS-Hysterie ist zwar verschwunden und mit ihr auch die Angst vor dem eigenen Tod bei manchen Charakteren. Maupin bringt schmerzlich zum Ausdruck, wie die Homosexuellenszene San Franciscos sich mit ihrem vermeintlichen Schicksal abfindet. Ein deutlicher Anklang an einen gewisse Fatalismus.
Im Gegensatz zu den Vorgängerromanen gibt es hier keinen speziellen Spannungsmoment, um den Maupin seine Erzählung herum aufbaut. Dafür treten ein paar alte Bekannte aus den früheren Romanen auf, die …

Flix: Spirou in Berlin (Spirou & Fantasio Spezial, #27) (German language, 2018) 5 stars

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5 stars

Seit seinen Adaptionen von Klassikern wie „Faust“ und „Don Quichote“ sowie seinen Strips für den Tagesspiegel und die FAZ zählt Flix wohl zu den bekanntesten zeitgenössischen Comicautoren Deutschlands.
Somit war es nur folgerichtig, dass auf ihn die Wahl für einen neuen Spirou-Bands fiel. Flix versetzt die Geschichte in den Spätsommer 1989. Graf von Rumelsdorf ist von der Stasi nach Ost-Berlin entführt worden, um die DDR vor ihrem Untergang zu bewahren. Also machen sich Spirou und Fantasio dorthin auf, um ihn zu befreien. Flix gelingt daraus ein actionreiches Abenteuer mit vielen slapstickhaften Momenten. In dieser Hinsicht schonmal eine klassische Spirou-Geschichte.
Zeichnerisch gelingt es Flix seinen eigenen bekannten Stil zu bewahren. Trotzdem bleibt es unverkennbar ein Spirou. Weder passt er seinen Stil zu stark an noch übernimmt er den Spirou-Stil ganz und gar.
Dass in der Geschichte präsentierte Bild Ost-Berlins ist ziemlich realistisch. Wobei dies bei einem Comic eine ziemlich merkwürdige Auffassung …

Armistead Maupin: Am Busen der Natur (Paperback, 2005, Rowohlt Taschenbuch Verla) 4 stars

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4 stars

Mit dem fünften Band der Stadtgeschichten-Reihe umfasst der erzählte Zeitraum bereits zehn Jahre. Mit „Am Busen der Natur“ sind wir im Jahre 1986 angekommen. Von der Hippieseligkeit der ersten Bände der ersten Bände sind nur noch homöopathische Spuren vorhanden. Das Lebensgefühl der achtziger Jahre dominiert nun endgültig die gesamte Erzählung. Maupin hat manchen der Figuren ein kompletten Wandel verpasst, so dass es mir zum ersten Mal in dieser Reihe so ging, dass mir eine früher sympathische Figur eher unangenehm geworden ist.
Die zwei Erzählungsstränge entfaltet Maupin wieder nur langsam, aber wie schon in den vorangegangenen Bänden nimmt die Handlung immer mehr an Fahrt auf, um in einem überdrehten Finale auszuklingen.
Trotz all der überdrehten Wendungen und komischen Szenen liegt über den ganzen Roman eine unabweisliche Melancholie, die sich aus der AIDS-Krise der achtziger Jahre speiste. Maupin zeigt in ungeschönter Weise, wie sich dadurch das Leben in San Francisco für immer …

Armistead Maupin: Tollivers Reisen. Stadtgeschichten IV. (Paperback, German language, 1995, Rowohlt Tb.) 4 stars

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4 stars

Im vierten Band seiner Stadtgeschichten führt Maupin die Leser ins San Francisco des Jahres 1984. Es ist die Zeit in der AIDS das alles bestimmende Thema dort ist. Daran kommt auch das Buch nicht vorbei. Denn auch die Protagonisten der Barbary Lane 28 haben ein Opfer dieser Krankheit zu beklagen. Das ist der Ausgangspunktes des Buchs. Damit durchzieht die gesamte Erzählung eine Melancholie und Trauer, die man so aus den vorangegangen Bänden nicht kannte. Trotz dieser Grundstimmung bietet aber auch dieser Band die gewohnte und lieb gewonnene Mischung aus Familiengeschichte mit lustigen und abstrusen Wendungen.
Maupin greift dabei auch wieder weit über San Francisco hinaus und schickt Michael Mouse zur Trauerbewältigung nach Großbritannien. Und er lässt Mona, die im dritten Band keine Rolle spielte zurückkehren.
Das ist eine der Stärken des Maupinschen Schreibens, die ganze Reihe gibt einem das Gefühl, Teil einer großen Familie zu sein, wo man sich gelegentlich …

Christof Weigold: Der Mann, der nicht mitspielt : Hollywood 1921 (Hardcover, 2018, Kiepenheuer & Witsch GmbH) 3 stars

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3 stars

Als ich das Buch zum ersten Mal sah, dachte ich zunächst, da wolle jemand auf der Erfolgswelle der Volker Kutscher-Krimireihe mit schwimmen, aber beim Lesen wurde mir dann schnell klar, das Christof Weigold sich als eigenständige Stimme in der Krimiszene etablieren möchte.
Weigold hat zunächst Theaterstücke geschrieben und war lange Zeit fester Autor bei der Harald-Schmidt-Show. Dass er sein Handwerk als Drehbuchschreiber gelernt hat, wird in diesem Roman deutlich. Er weiß, wie er die Handlung aufbauen und voranbringen muss. Innere Monologe wechseln sich mit dialoglastigen Kapiteln ab.
Erzählt wird die Etablierung der Hauptfigur, Hardy Engel, als Detektiv im Hollywood der frühen zwanziger Jahre.
Hardy Engel, deutscher Veteran des ersten Weltkriegs, ist nach Amerika ausgewandert und, nach dem seine Versuche, als Schauspieler Fuß zu fassen, scheitern, versucht er es als Detektiv. Seinen ersten Auftrag erhält er von einer mysteriösen jungen Dame, die ihn bittet, ihre Freundin Virginia Rappe zu finden.
Bei …

Maupin: Mehr Stadtgeschichten 3 (Paperback, German language, 1995, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH) 4 stars

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4 stars

Mit seinem dritten Band der Stadtgeschichten springt Maupin in die frühen achtziger Jahre. Wieder sind ein paar lieb gewonnene Figuren verschwunden. Dafür kommen ein paar neue Charaktere hinzu.
Das warme Hippiegefühl der ersten beiden Bände ist im dritten Teil nicht mehr so stark vorhanden. Es tritt vielmehr die Kühle der Achtziger nach vorn. Maupin gelingt es gut, diesen Wandel darzustellen.
Die Geschichte braucht dieses Mal länger, bis sie an Fährt gewinnt. Mehr als die Hälfte des Buches fragt man sich, worauf es hinauslaufen soll, bis dann im letzten Drittel der Autor richtig an der Spannungsschraube dreht und man das Buch nicht aus der Hand legen kann.
Da es sich aber um einen Roman mit Wohlfühlfaktor geht, ist einem von Beginn an klar, dass alles gut ausgeht. Daher freue ich mich auch auf den vierten Band.

reviewed Stadtgeschichten by Armistead Maupin (Stadtgeschichten, #1)

Armistead Maupin: Stadtgeschichten (Paperback, German language, 1995, Rowohlt Taschenbuch Verlag) 4 stars

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5 stars

Der zweite Band der Stadtgeschichten setzt zeitlich nur wenige Wochen nach Band eins ein. Die Protagonisten bleiben die selben. Es kommen zwei, drei neue Figuren hinzu, aber zugleich verabschieden sich auch welche aus der Handlung.
Maupin greift viele Handlungsfäden auf und spinnt sie weiter. Zugleich enthüllt er Geheimnisse und macht Andeutungen, die den Leser automatisch zwingen, gleich zum dritten Band zu greifen.

reviewed Stadtgeschichten by Armistead Maupin (Stadtgeschichten, #1)

Armistead Maupin: Stadtgeschichten (Paperback, German language, 1995, Rowohlt Taschenbuch Verlag) 4 stars

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5 stars

Armistead Maupin ist der Chronist eines San Franciscos, das es so in dieser Form nicht mehr gibt. Die Romanreihe setzt mit dem vorliegenden Band 1976 ein, also zu einer Zeit, in der die letzten Ausläufer des Flower Powers noch zu spüren war. Die erzählte Zeit erstreckt sich über zwanzig Jahre und endet mit dem sechsten Band Mitte der neunziger Jahre, als die technologischen Entwicklungen des Silicon Valleys langsam begannen, San Francisco für immer zu verändern.
Die Romanreihe hat ihren Ursprung in Kurzgeschichten, die Maupin ab 1976 für den San Francisco Chronicle schrieb. Somit besteht der Roman aus kurzen, maximal drei- bis vierseitigen Kapiteln.
Im Mittelpunkt des Romans stehen die Bewohner des Hauses in der Barbary Lane 28. Über mehrere Kapitel stellt uns der Autor die einzelnen Protagonisten vor. Zunächst hat man nicht das Gefühl, dass zwischen den einzelnen Handlungsträgern größere Verbindungen bestehen als die gemeinsame Adresse, doch im Laufe des …

Flavius Josephus: Geschichte des Judäischen Krieges (Paperback, German language, 1990, Reclam-Verlag) 4 stars

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5 stars

Die "Geschichte des judäischen Krieges" ist ein Zeitzeugenbericht über den judäischen Krieg, der von 66 bis 70 nach Christi Geburt dauerte und mit der Zerstörung des Tempels und Jerusalems endete. Für das judische Volk war es der Beginn ihrer Diaspora.
Der Autor, Flavius Josephus, war Zeitzeuge dieses Krieges. Geborener Judäer, aber nachdem er in Gefangenschaft geraten war, wechselte er auf die römische Seite und agierte als militärischer Berater für die Römer bei der Belagerung Jerusalems. Durch seine Zeitzeugenschaft ist die Darstellung des Krieges stark subjektiv geprägt. Die Gesamterzählung ist aber stark von der griechischen Geschichtsschreibung eines Thukydides geprägt.