LemmiSchmoeker reviewed Sakrileg by Dan Brown (Robert Langdon, #2)
Brown verkauft jede Erkenntnis, die ihm bei seinen Recherchen untergekommen ist, als Sensation
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Das Problem ist nicht einmal der Schreibstil, obwohl kein Zweifel daran bestehen kann, dass er grotesk schlecht ist. Tatsächlich hat Übersetzer Piet van Poll sein Möglichstes getan, das zumindest teilweise abzumildern, indem er Sätze umgestellt und Klischees umformuliert hat. Das Ergebnis ist nach wie vor nicht unbedingt hohe Literatur.
Das eigentliche Problem ist aber, dass Dan Brown jede Erkenntnis, die ihm bei seinen Recherchen untergekommen ist, als Sensation verkauft. Um das zu bewerkstelligen, macht er sämtliche Figuren zu Idioten. Ob der weltberühmte Symbolismusexperte Langdon den Vitruvianischen Mensch erst am Kreis erkennt, ein Hörsaal voller Mathematikstudenten noch nie etwas von der Fibonacci-Reihe gehört hat oder das Dechiffrierungsgenie Sophie bei jeder Erwähnung einer Verschlüsselung vollkommen verwirrt ist – es ist klar, dass Brown von seinem neu erlangten Wissen überfordert ist und es auf furchtbar unbeholfene Weise auf seine Figuren aufteilt.
Besonders deutlich zeigt sich das an Browns unerklärlicher Faszination für Anagramme. Diese …
Das Problem ist nicht einmal der Schreibstil, obwohl kein Zweifel daran bestehen kann, dass er grotesk schlecht ist. Tatsächlich hat Übersetzer Piet van Poll sein Möglichstes getan, das zumindest teilweise abzumildern, indem er Sätze umgestellt und Klischees umformuliert hat. Das Ergebnis ist nach wie vor nicht unbedingt hohe Literatur.
Das eigentliche Problem ist aber, dass Dan Brown jede Erkenntnis, die ihm bei seinen Recherchen untergekommen ist, als Sensation verkauft. Um das zu bewerkstelligen, macht er sämtliche Figuren zu Idioten. Ob der weltberühmte Symbolismusexperte Langdon den Vitruvianischen Mensch erst am Kreis erkennt, ein Hörsaal voller Mathematikstudenten noch nie etwas von der Fibonacci-Reihe gehört hat oder das Dechiffrierungsgenie Sophie bei jeder Erwähnung einer Verschlüsselung vollkommen verwirrt ist – es ist klar, dass Brown von seinem neu erlangten Wissen überfordert ist und es auf furchtbar unbeholfene Weise auf seine Figuren aufteilt.
Besonders deutlich zeigt sich das an Browns unerklärlicher Faszination für Anagramme. Diese werden bei jeder Gelegenheit von den zahlreichen Bildungsbürgern des Romans als Privatspaß oder zur Verschlüsselung eingesetzt und finden sich auch in den Namen der eigenen Romanfiguren (i. e. Leigh Teabing). In der ernsthaften Kryptografie sind Anagramme aber bestenfalls Kinderspiele, und so können sie hier als Beispiel für das stümperhaft angebrachte Halbwissen stehen, das sich durch den ganzen Roman zieht.
Nun muss nicht jeder Leser sämtliches Wissen, das hier zur Schau gestellt wird, unbedingt schon selbst mitbringen. Ärgerlich ist nicht das Bildungsniveau von Brown (oder seiner Leser), sondern dass er seine halbgaren Rechercheergebnisse als Fachwissen verkaufen will, das selbst anerkannte Experten noch verblüfft. Etwas dazuzulernen, kann nie verkehrt sein. Aber als Esel behandeln lassen muss man sich dabei nicht.